Pius Paschke und Katharina Schmid sind die Überflieger des bisherigen Winters
Wintersport-Feiertage für Deutschland: Skispringer und Bob-Athleten sorgen für neun der zwölf Erfolge am vergangenen Wochenende, derweil feiert eine Italienerin ein Traumcomeback im Ski Alpin.
1. Skispringen: Doppel-Dominanz der deutschen Überflieger Pius Paschke und Katharina Schmid
Was zunächst „nur“ nach einem äußerst verheißungsvollen Saisonstart für die deutschen Skispringerinnen und Skispringer aussah, mündet inzwischen in einer klaren Dominanz.
Pius Paschke und Katharina Schmid sind die Überflieger im Weltcup. Eindrucksvoller Beweis: Am vergangenen Wochenende gingen alle fünf Springen nach Deutschland.
Paschkes Darbietungen beim Heimweltcup in Titisee-Neustadt lassen den aktuellen Erfolgsgaranten nur noch Staunend zurück:
"Heute werde ich das genießen und anstoßen. Das muss man, weil, was aktuell passiert, ist der Wahnsinn“, bilanzierte der 34-Jährige am Samstag nach seinem zweiten Triumph am Wochenende am ZDF-Mikro.
Verständlich, denn allein der Blick auf die nackten Zahlen, würde wohl selbst den erfolgsverwöhntesten aller Athleten mehr als nur zufrieden stellen.
Nach den beiden Triumphen am Samstag und Sonntag steht der Spätberufene nach dem zehnten Einzelspringen bei sechs Saisonerfolgen!
Beeindruckend, dass Paschke derzeit aus jeder Ausgangslage heraus reagieren kann. Ob als Führender des ersten Durchgangs, der im zweiten Sprung die zweitlängste Weite aller Athleten in diesem Abschnitt herausspringt (Samstag) oder aus Lauerposition, als Zweiter des ersten Durchgangs mit einem beherzten Sprung doch noch am Führenden, - in dem Fall Michael Hayböck - vorbeispringt (Sonntag).
Da Paschke am Freitag gemeinsam mit Andreas Wellinger auch das Super Team Event gewann und bekanntlich auch Teil des Mixed Teams war, dass den Saisonauftakt in Lillehammer gewann, stand er in dieser noch jungen Saison bereits achtmal ganz oben auf dem Podest.
Ganz so weit ist Katharina Schmid noch nicht, doch das liegt in der Natur der Sache. Die Damen stehen nach der zweiten Weltcupstation in der Volksrepublik China erst bei vier Einzelspringen, drei davon gewann die Deutsche – nicht minder beeindruckend also.
Besonders die Art und Weise der beiden zeugt von aktueller Dominanz der 28-Jährigen, in Zhangjiakou siegte sie am Samstag mit 27 Punkten Vorsprung, am Sonntag waren es deren zwölf Zähler.
Der Lohn für die beiden Deutschen: Sowohl Schmid als auch Paschke tragen das Gelbe Trikot der Gesamtführenden zum gemeinsamen Weltcup in Engelberg (20. bis 22. Dezember). Springen sie auch in der Schweiz vornweg, nehmen die Träume von jeweiligen Triumphen bei der Vierschanzentournee (Männer) und der Two-Nights-Tour (Frauen) weiter Gestalt an.
Bob: Johannes Lochner durchbricht die Friedrich-Dominanz
Viel los bei der zweiten Weltcup-Station in der Bob-Saison 2024/25. In erster Linie änderte sich an der Gesamtlage für die deutschen Sportler erstmals nichts, wie schon beim Auftakt in Altenberg gewannen die deutschen Athletinnen und Athleten alle vier Rennen in Sigulda.
Damit hat das deutsche Team weiter eine weiße Weste und trug zum erfolgreichen Wochenende der deutschen Wintersportler entscheidend bei. Allerdings dürften die Entscheidungen in Lettland dem internen Wettkampf weiter Schwung verleihen.
Lisa Buckwitz sicherte sich ihren ersten Saisonerfolg im Monobob. Die bis dato alles überragende Laura Nolte musste am Samstag mit Rang zwei vorliebnehmen, drehte den Spies dann aber am Sonntag im Zweierbob der Damen gleich wieder um. Dort konnte sich dann auch Kim Kalicki, erstmals in dieser Saison als zweibeste deutsche Athletin platzieren, die am Vortag siegreiche Buchwitz verpasste hier das Podest wiederum knapp.
Noch mehr Abwechslung gab es bei den Männern. Nicht nur ergebnistechnisch, sondern auch beim Personal. Am Samstag hielt sich Francesco Friedrich mit seinem sprintschnellen Anschieber Simon Wulff zum dritten Mal in dieser Saison schadlos, nach den Siegen im Zweier – und Viererbob in Altenberg schnappte sich der vierfache Olympiasieger auch das erste Männerrennen in Sigulda.
Johannes Lochner und Georg Fleischhauer hatten das Nachsehen. Am Sonntag durchbrach der „ewige Herausforderer“ dann aber die Friedrich-Phalanx, personelle Experimente der beiden Spitzenpiloten brachten unterschiedliche Ergebnisse hervor.
Während Friedrich mit Alexander Schüller nicht an die hervorragenden Startzeiten, die ihn bislang mit Wulff im Rücken auszeichneten, anknüpfen konnte, machte Lochner mit Jörn Wenzel einen spritzigeren Eindruck und schlug seinen Dauerkonkurrenten am Sonntag.
„Wir können es also doch noch“, zitierte die Sportschau den Sieger des Tages. Das letzte Wort über die interne Hackordnung der dominanten deutschen Athletinnen und Athleten scheint also längst nicht gesprochen.
Ski Alpin: Traum-Comeback für Sofia Goggia in Beaver Creek
Hier lässt sich wunderbar überleiten, denn auch anderer Stelle sind nach zwei Saison-Monaten noch viele Fragen offen.
Die letzten Ergebnisse im Ski Alpin Weltcup der Frauen deuten darauf hin, dass in Abwesenheit der verletzten Mikaela Shiffrin zahlreiche Athletinnen um den vakanten Platz an der Spitze kämpfen.
Bei den Speedrennen in Beaver Creek startete Sofia Goggia durch. Die Italienerin hatte sich im vergangenen Weltcup-Winter schwere Schienbeinverletzungen zugezogen und musste damit trotz damaliger Spitzenposition alle Hoffnungen auf den Abfahrtsweltcup begraben. Umso bemerkenswerter ist ihr Comeback nach zehn Monaten Pause.
Auf der „Birds of Prey“ raste die 32-Jährige am Samstag zunächst auf den zweiten Platz bei der Abfahrt, tags darauf erwischte die Abfahrts-Olympiasiegerin von Pyeonchang 2018 im Super G einen perfekten Lauf und gewann. Beeindruckend: Goggia fuhr so, als sei sie nie weg gewesen.
In dieser Form scheint bei anhaltender Fitness auch der erneute Angriff auf eine der kleinen Kristallkugeln nicht ausgeschlossen, der Kampf um die Gesamtwertung und die Disziplinenwertungen im Speedbereich ist ohnehin offen wie zuletzt selten.
Im Slalom und Riesenslalom gab es in Mikaela Shiffrin und Sara Hector und Camille Rast bereits drei Doppelsiegerin, die ersten beiden Speedrennen am vergangenen Wochenende versprechen nun noch mehr Spannung für die kommenden Wochen, zumal auch die Gesamtsiegerin des letzten Jahres, Lara Gut-Behrami (zwei Podestplätze in Beaver Creek) langsam in Form kommt.
So liegen zwischen den ersten 14 Athletinnen im Gesamtweltcup nur 140 Punkte, spannender geht es kaum.
Die bisherigen Wintersport-Momente der Saison:
- 6. bis 8. Dezember: Spätstarter Pius Paschke im Rampenlicht, Schnellstarter Simon Wulff mit Traum-Einstand, Schweizer Festspiele in Beaver Creek
- 29. November - 1. Dezember: Wellinger schließt den Kreis, große Comebacks im Rodeln und der Nordischen Kombination
- 22. - 24. November: Shiffrin nah an der magischen Zahl - 3 Tage, 3 Siege für deutsches Skisprung-Team