Diese Olympischen Rekorde und Bestmarken könnten deutsche Profis bei Paris 2024 knacken
Endlich geht es los. Die Olympischen Spielen 2024 werden am Freitagabend mit der Eröffnungszeremonie feierlich eröffnet. Bis zum 12. August messen sich Profis aus der ganzen Welt. Olympiasieger und Medaillenträger werden gekürt, neue Rekorde könnten ausgefochten werden.
Unter den Tausend Athletinnen und Athleten befinden sich auch zahlreiche deutsche nominierte Profis, über 400 an der Zahl. Diesen Olympioniken von Paris 2024 haben wir schon einige Artikel gewidmet, weitere werden selbstverständlich folgen.
- Team Deutschland: Zehn Kandidatinnen und Kandidaten für Olympische Goldmedaillen
- Athletinnen und Athleten aus aller Welt, die bei Paris 2024 neue Olympische Rekorde aufstellen können
Besonders im Blickpunkt steht Isabell Werth. Die deutsche Dressurreiterin kann bei ihren siebten Olympischen Spielen (das ist geteilter Teilnahme-Rekord) einer Reiterin einen ganz besondere Rekord aufstellen.
Hier widmen wir uns nun den weiteren deutsche Sportlerinnen und Sportlern, die während Paris 2024 Olympische Rekorde und Bestmarken aufstellen könnten.
Timo Boll: Nur ein Ballwechsel entfernt vom Olympischen Rekord
Deutschlands Tischtennis-Ikone Timo Boll hat seine Olympische Bestmarke schon sicher, sobald er zum ersten Match aufschlagen wird. Der 43-Jährige wird den Wettkampf im Herren Team bestreiten. Der Mannschafts-Wettbewerb startet am 5. August (ab 10 Uhr) mit dem Achtelfinale. Dann wird Timo Boll seine siebte Olympischen Spielen in Folge bestreiten. In Sydney 2000 gab er sein Debüt, die Spiele von Paris 2024 werden sein letzter Auftritt auf der großen internationalen Bühne.
Ein würdiger Abschluss der internationalen Karriere, denn mit dieser Teilnahme steigt Boll zum ersten deutschen Athleten auf, der sieben Olympia-Teilnahmen sein Eigen nennen darf. Sportliches Ziel dieser Nominierung, der siebten in Serie, ist eine weitere Medaille im Männer Team. Es wäre das fünfte Olympische Edelmetall in Serie, In Peking 2008 und Tokio 2020 gewann er Silber, in London 2012 und Rio 2016 die Bronzemedaille.
Dabei immer ans Timo Bolls Seite: Dimitrij Ovtcharov. Auch für den in Kiew geborenen Top-Athleten geht es bei Paris 2024 um Rekorde. Allerdings vorwiegend darum, einen Rekord zu verteidigen, wennmöglich sogar auszubauen.
Denn "Dima", der während Peking 2008 einen kometenhaften Aufstieg feierte, ist mit sechs Olympischen Medaillen der weltweit erfolgreichste Tischtennis-Profi in dieser Kategorie. Ma Long (Volksrepublik China) ist dem Deutschen mit fünf Goldmedaillen auf den Fersen.
Vorteil für Dimitrij Ovtcharov: Er tritt neben dem Team-Wettbewerb auch im Einzel der Männer an, könnte also theoretisch sogar zwei Medaillen holen. Ma Long ist hingegen ausschließlich für den Team Wettbewerb nominiert.
Ein großes Ziel für den Deutschen wäre eine Goldmedaille, denn der Olympiasieg fehlt ihm noch in seiner Sammlung von vier Silber - und zwei Bronzemedaillen. Allerdings ist die Konkurrenz für 35-Jährigen enorm. Dennoch, es besteht Hoffnung, dass dieser Olympische Rekord bei einem deutschen Athlet bleibt.
Kann Lukas Märtens den Uralt-Rekord von Paul Biedermann knacken?
Eine weitere Bestmarke, die aktuell in deutscher Hand liegt, befindet sich im Schwimmen. Paul Biedermann, dreifacher Olympia-Teilnehmer, hält den Weltrekord über 400m Freistil der Männer. Ausgerechnet heute vor genau 15 Jahren, am 26. Juli 2009, avancierte er zum Weltmeister. In Rom krönte er sich in 3:40,07 Minuten zum Champion und zugleich neuen Weltrekord-Halter.
Ein Rekord, der bis heute Bestand hat. Im Kontext ist zu erwähnen, dass diese Bestmarke aus der kurzen Epoche der damals hochmodernen Schwimmanzüge stammt, zahlreiche Weltrekorde über sämtliche Strecken stammen aus den späten 2000er Jahren. Obwohl die Sportlerinnen und Sportler längst auf diese Anzüge verzichten, wackelte der Weltrekord von Biedermann unlängst gewaltig. Erneut war ein deutschen Schwimmsportler maßgeblich beteiligt.
Bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin schwamm Lukas Märtens die 400m Freistil in 3:40,33 Minuten und krönte sich damit zum nationalen Champion. Den Weltrekord verfehlte er lediglich um 0,26 Sekunden, absolvierte das Rennen aber als drittschnellster Athlet jemals. Neben Biedermann war nur Ian Thorpe, Schwimmsport-Legende aus Australien, bisher schneller.
Einen neuen Versuch den Weltrekord zu knacken, wird Lukas Märtens dann schon am Samstag (27. Juli) angehen. Die Vorläufe und die Medaillenentscheidungen über 400m Freistil der Männer finden am ersten Wettkampftag der Schwimmer statt, deutsche Fans dürfen sich den morgigen Tag also schon einmal markieren.
Doch nicht nur der erste Wettkampftag der Olympischen Spielen hält die Rekordjagd eines deutschen Wassersport-Athleten bereit. Auch am 9. August, dem vorletzten Tag, könnte Geschichte geschrieben werden.
Florian Wellbrock, Olympiasieger über 10 km Freiwasserschwimmen bei Tokio 2020, schickt sich an eine weitere Medaille zu holen. Der deutsche Top-Schwimmer, der vorab über 800m - und 1500m Freistil der Männer in der Arena La Défense - dem Olympischen Schwimmstadion von Paris 2024 - antreten wird, geht mit großen Ambitionen in seine Paradedisziplin.
Sollte ihm der Triumph über 10 km Freiwasserschwimmen gelingen, würde er zum ersten zweifachen Goldmedaillen-Gewinner in der Olympischen Geschichte des Freiwassersports aufsteigen.
Florian WELLBROCK
Mit Malaika Mihambo und Darja Varfolmeev: Starke Frauen wollen Geschichte schreiben
Als Favoritinnen ihrer Wettkämpfe stehen die deutschen Top-Sportlerinnen Malaika Mihambo (Weitsprung) und Darja Varfolomeev (Rhythmische Sportgymnastik) im Blickpunkt. Beiden könnte Einmaliges leisten. Mihambo könnte nach ihren Triumph von Tokio 2020 und einem etwaigen Olympiasieg in Paris 2024 zur ersten Athletin des Weitsprungs werden, die zwei Olympische Goldmedaillen in Folge gewinnt.
Darja Varfolomeev würde mit der Erfüllung des großen Traums zur jüngsten Olympiasiegerin ihrer Sportart aufsteigen. Gerade einmal 17 Jahre ist das grazile Ausnahmetalent jung, nie war eine Goldmedaillen-Gewinnerin der Rhythmischen Sportgymnastik (seit 1984 olympisch) jünger. Es wäre nicht die erste große Geschichte, die die Teenagerin schreiben würde.
Auch Kim-Lea Müller (BMX Freestyle) ist noch jung. Das 22-jährige Talent fliegt auf dem Parcours dieser Welt nicht selten zur Höchstleistungen, zuletzt holte sie bei den legendären X Games in Ventura/USA die Bronzemedaille. Nun könnte die gebürtige Remscheiderin auf bei Olympia im Kampf um die Medaillen eingreifen und Lara Lessmann als bislang erfolgreichste deutsche Athletin beim BMX Freestyle (Rang sechs in Tokio 2020) ablösen.
Owen Ansah und Leo Neugebauer jagen Olympische Rekorde
In der Leichtathletik können weitere Athletinnen und Athleten neben Mihambo für deutsche Olympia Rekorde sorgen.
- Das ist der Zeitplan für die Leichathletik bei Paris 2024
Alexandra Burghardt, nominiert für den Staffel Pool über 4x100 m der Frauen, könnte mit einer Teilnahme an Wettkämpfen zum einzigen Profi von Paris 2024 avancieren, die drei Olympische Spiele nacheinander absolviert. Denn zuvor nahm sie sowohl bei Tokio 2020 (Fünfte mit der 4x100 m Staffel der Frauen) als auch bei den Winterspielen von Peking 2022 teil. Dort war sie Anschieberin im Zweierbob und holte dort gemeinsam mit Pilotin Mariama Jamanka sogar die Silbermedaille.
Bei den Männern könnten Owen Ansah (100 m der Männer, 4x100m Staffel) und Zehnkämpfer Leo Neugebauer für deutsche Rekorde sorgen. Sprinter Owen Ansah schrieb bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig deutsche Sportgeschichte, als erster deutscher Athlet sprintete er die 100m unter zehn Sekunden, in 9,99 Sekunden avancierte er zum nationalen Champion und verbesserte den deutschen Rekord von Julian Reus (10,01 Sekunden) um zwei Hundertsel.
Nun könnte Ansahs Ziel sein, dieses Kunstück noch einmal zu wiederholen, oder die Fabelzeit gar noch einmal zu bessern. Nie lief ein Sprinter aus Deutschland die 100m bei Olympischen Spielen unter 10,25 Sekunden - die Aussichten auf einen deutschen Olympiarekord sind also gut.
Das gilt auch für den Zehnkampf. Leo Neugebauer hat sich mit einer Reihe von Fabelleistungen in der Königsdisziplin der Leichtathletik in den Kreis der Medaillenanwärter für Paris 2024 gebracht. Im Sommer 2023 verbesserte er den deutschen Zehnkampf-Rekord auf 8836 Punkte, am 6. Juni knackte der in Austin/USA studierende Athelt seine eigene Top-Marke und erhöhte den deutschen Rekord auf 8961 Punkte.
Nun wartet der große Karrierehöhepunkt, die erste Teilnahme an Olympischen Spielen. Kann Neugebauer bei Paris 2024 zum ersten Deutschen aufsteigen, der magische 9000er-Grenze knackt?
Bislang gelang dies erst drei Sportlern. Kevin Mayer (FRA) hält die Bestmarke mit 9126 Punkten, löste am 16. September 2018 den früheren Weltrekord-Halter Ashton Eaton (USA) ab. Nur Roman Sebrle (CZE) mit 9026 Punkten und Damian Warner (CAN), Halter des Olympischen Rekords mit 9018 Punkten, kamen jemals über die 9000 Punkte.
Stößt Neugebauer, dessen deutscher Rekord die sechstbeste jemals erzielte Punkteleistung in einem Zehnkampf ist, in diese elitäre Runde vor oder kann er gar den Olympischen Rekord von Warner angreifen?
23 Kanuten auf Rekordkurs?
Mit jeweils elf Medaillen bei den Olympischen Spielen von München 1972 und Barcelona 1992 haben die deutschen Kanuten Bestmarken aufgestellt. Möglich, dass die 23 Kanuten (18 im Kanu-Rennsport, fünf im Kanu-Slalom), die an Paris 2024 teilnehmen werden, die Bestmarke knacken können.
Ende Mai machten die Ergebnisse des Kanu-Rennsport Weltcups in Posen/Polen Hoffnungen auf mehrere Olympische Medaillen.
Max Rendschmidt/Jacob Schopf/Max Lemke/Tom Liebscher-Lucz/ rasten im Kajak Vierer zu einem klaren Sieg. Auch der Kajak Zweier in der Besetzung Schopf und Lemke, dominierte die Konkurrenz an diesem Tag. Auf dem zweiten Platz landete damals das zweite deutsche Duo, Liebscher-Lucz/Rendschmidt. Jakob Thordsen begeisterte derweil im Kajak Einer über die olympischen 1000 Meter als Sieger des Weltcup-Rennens.
Der Vierer tritt im 500m-Rennen als Titelverteidiger an, bei Tokio 2020 holte das Quartett holt - gegenüber den im Jahr 2021 ausgetragenen Olympischen Spielen ist Jacob Schopf neu an Bord, Ronald Rauhe ist nicht mehr dabei.
Auch im Canadier überzeugten die Sportlerinnen und Sportler während der Olympia-Vorbereitung. Hedi Kliemke und Lisa Jahn machten im Canadier Zweier mit mehreren guten Ergebnisen (u.a der dritte Rang beim Weltcup in Posen und Platz sechs bei der EM in Szeged/Ungarn.
Auch der mehrfache Sebastian Brendel, der die interne Olympia-Entscheidung im Canadier Einzel gewann, ist immer für eine Medaille gut. Der Routinier ist dreifacher Olympiasieger und ist auch mit 35 Jahren noch ein Kandidat für Edelmetall.
Wie Brendel ist auch Ricarda Funk schon Olympiasiegerin. Im Kanu-Slalom errang sie bei Tokio 2020 im Kajak-Einer die Goldmedaille, die mehrmalige Weltmeisterin greift im Rahmen von Paris 2024 nach noch mehr Edelmetall.
Im Pendant für die Männer tritt der mehrfache Welt - und Europameister mit der Mannschaft, Noah Hegge an. Sowohl Funk als auch Hegge sind auch für die Kajak Cross Wettkämpfe vorgesehen. Die beiden Rennen geben ihr heiß erwartetes Olympisches Debüt.