10 mögliche deutsche Goldmedaillen für Paris 2024
Bei den Olympischen Spielen Tokio 2020 hat Deutschland zehn Goldmedaillen gewonnen. Wer sind zehn mögliche Deutsche, die bei Paris 2024 ganz oben auf dem Podest stehen könnten?
Mission Titelverteidigung
Durch die Verschiebung der vergangenen Olympischen Spiele, aufgrund der Corona-Pandemie in das Jahr 2021, wurden die Titel erst vor etwa drei Jahren vergeben, weshalb die Rückkehr der Goldmedaillengewinnerinnen und -gewinner wahrscheinlicher ist denn je. Für den DOSB kehrt die Mehrzahl der deutschen Titelträger zurück.
Alexander Zverev - Nach Hartplatz Olympiasieg auf Sand angepeilt
Bei den Olympischen Spielen in Tokio hat Alexander “Sascha” Zverev 2021 als erster deutscher Mann die Goldmedaille im Einzelwettbewerb geholt - eigentlich unerwartet, da der Tennisspieler (bis heute) keinen Grand Slam gewonnen hat. Zum ersten Mal seit Barcelona 1992 wird der Tenniswettbewerb auf Sand ausgetragen.
Nach Zverevs schwerer Verletzung bei den French Open 2022 ist der Hamburger inzwischen wieder in Form und kam bei den French Open 2024 im Juni erstmals ins Finale auf dem roten Sand in Paris. Das könnte ein Signal dafür sein, dass der deutsche Tennisprofi auch Anfang August im Roland Garros Chancen auf eine Medaille hat.
MEHR LESEN: Der Olympia-Qualifikationsprozess im Tennis
Malaika Mihambo im Schlagabtausch mit US-Weiterspringerin Tara Davis-Woodhall
Auch Malaika Mihambo wird sich mit Sand auseinandersetzen. Die Weitspringerin hat bei den Europameisterschaften im Rom Mitte Juni den Titel in einer sagenhaften Weltjahresbestweite von 7,22 m gewonnen.
Das Wasser kann ihr nach den bisherigen Leistungen diese Saison lediglich die Hallenweltmeisterin von Glasgow, Tara Davis-Woodhall, reichen. Die US-Amerikanerin ist in diesem Jahr mehrfach Weltjahresbestweiten gesprungen, zuletzt 7,14 m, bis Mihambo sie verdrängte. Die Konstanz der ehemaligen Hürdensprinterin ist ihr großer Vorteil, doch unter Druck springt die deutsche Olympiasiegerin von Tokio meist besonders weit.
MEHR LESEN: Weitsprung-EM-Gold für Malaika Mihambo in Weltjahresbestleistung
Drei Olympia-Tickets für Schwimmer Florian Wellbrock
Florian Wellbrock ist bei den Olympischen Spielen in Paris über drei Strecken am Start - 10 km Marathonschwimmen sowie im 800 m und 1.500 m Freistil. Somit kann der Bremer Schwimmstar wie schon in Tokio auf mehrere Medaillen hoffen, Wellbrock holte im Freiwasser 2021 den Olympia-Sieg und ergatterte im Becken über die 1.500 m Freistil Bronze.
Als amtierende Weltmeister verpasste Wellbrock im Februar nicht nur die Titelverteidigung, sondern beendete das Rennen im Freiwasser lediglich auf Platz 29. „Aber im Endeffekt ist es auch "nur" eine Weltmeisterschaft im olympischen Jahr“, erklärte der enttäuschte Athlet nach seinem Rennen. „Die Zielstellung steht insgesamt ein bisschen woanders. Deswegen müssen wir da jetzt einfach einen Haken dran machen und nach vorne gucken.“ Daher war der Schwimmer im Februar noch nicht zu Höchstleistungen fähig, da der Fokus in der Saisonplanung im August lag, ob die Trainingseinheiten seither Früchte getragen haben, werden wir in Paris sehen.
„Teilzeit-Profi-Athletin und Teilzeit-Mutter” Jessica von Bredow-Werndl hofft auf dritten Olympiasieg
Die Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl hofft auf ihren Doppelsieg von Tokio mit Dalera auch bei den bevorstehenden Olympischen Spielen 2024 in Paris anknüpfen zu können. Sie ist definitiv Deutschlands größte Hoffnung auf eine olympische Medaille im Reitsport, dessen Wettbewerbe in Versailles stattfinden werden.
„Ich sage immer, dass ich Teilzeit-Profi-Athletin und Teilzeit-Mutter bin. Die Morgen gehören den Pferden, die Nachmittage meinen Kindern, und das ist offen gesagt nicht immer einfach. Aber gleichzeitig gibt es mir viel Kraft und Energie, da ich von beiden Seiten viel zurückbekomme.“
MEHR LESEN: Von Bredow-Werndl teilt ihr Erfolgsrezept
Die Kombination aus Ansporn, Unterstützung der Familie und Vertrauen zu ihrer Stute zahlte sich nicht nur im echten Leben aus, sondern auch in der Sportwelt. Neben dem Doppeltriumph in Tokio erzielte von Bredow-Werndl beeindruckende Erfolge bei den individuellen Auszeichnungen der Europameisterschaften 2023 und den Weltcup-Finals in Omaha 2023.
Reiststar Isabell Werth bald Athletin mit meisten Olympiagoldmedaillen?
Wenn da denn nicht die heimische Konkurrenz wäre und die hat einen besonderen Ansporn. Denn die siebenfache Goldmedaillengewinnerin Isabell Werth hat die Chance, ihren Namen in die Geschichtsbücher einzutragen, indem sie die meisten olympischen Goldmedaillen in einer Sportart gewinnen. Der aktuelle Rekord bei den Frauen wird von der Turnerin Larisa Latynina gehalten, die in ihrer glanzvollen Karriere neun Goldmedaillen gewann.
Die deutsche Reitlegende Werth könnte in Château de Versailles zwei Goldmedaillen (Einzel und Team) holen, um mit Latynina gleichzuziehen, während das amerikanische Schwimm-Ass Katie Ledecky beide überholen könnte, wenn sie drei ihrer vier Wettbewerbe in der La Defense Arena gewinnt.
Kanutin Ricarda Funk kann sich „nur selbst schlagen”
Die deutsche Ausnahme-Athletin Ricarda Funk tritt im Kanuslalom im Einer-Kajak an, wo sie 2021 Olympiasiegerin wurde. Im Jahr darauf folgte der Weltmeistertitel auf deutschem Boden in Augsburg, wo sie auch trainiert.
Bei den letzten beiden internationalen Wettkämpfen vor ihrem Olympia-Start in Paris hat die vierfache Weltmeisterin nach Silber bei der Olympia-Qualifikation in Augsburg im tschechischen Prag beim Kanuslalom-Weltcup Bronze geholt - dabei hatte sie sogar vier Strafsekunden kassiert!
„Eigentlich kann sich die 32-Jährige nur selbst schlagen”, heißt es auf ihrer Homepage zu ihrer gegenwärtigen Form.
Die goldene Zukunft im deutschen Sport
Auch im Bahnrad-Vierer der Frauen mit Franziska Brauße, Lisa Brennauer, Lisa Klein, Mieke Kröger und im Vierer-Kajak der Männer mit Max Rendschmidt, Ronald Rauhe, Tom Liebscher und Max Lemke. Jedoch werden diese Teams nicht in derselben Besetzung ihre Titel verteidigen können, da sowohl Brennauer als auch Rauhe ihre Karrieren seither beendet haben. Für Rauhe war direkt der Olympiasieg das letzte Hurra. Zur Krönung seiner Karriere durfte er bei der Schlussfeier die deutsche Fahne ins Olympiastadion tragen.
Doch abseits von möglichen zuzüglichen Olympiamedaillen gibt es auch eine Handvoll an Talenten, die erstmals nach olympischen Gold greifen wollen.
Dauerweltmeister Oliver Zeidler auf der Suche nach Olympia-Ruhm
Schon für Tokio 2020 wurde Oliver ‘Olli’ Zeidler zum Topfavoriten gekürt, es sollte wohl kein Weg an ihm vorbeiführen. Doch der Ruder-Star verpasste nach einem enttäuschenden und unerklärlichen Halbfinale den Endkampf komplett.
Nachdem der Münchner als Schwimmer Rio 2016 verpasste, stieg der damals 20-Jährige zum ersten Mal ins Ruderboot, so wie schon viele in seiner Familie.
- Opa Hans-Johann Färber: Olympiasieger 1972 im “Bullen-Vierer”, daheim in München.
- Tante Judith Zeidler: Olympiasiegerin 1988 im DDR-Achter.
- Onkel Matthias Ungemach: Zweifacher Weltmeister - 1990 im Achter und 1991 im Vierer mit Steuermann.
- Vater Heino Zeidler: Zweifacher WM-Vierter.
MEHR LESEN: So trainiert der dreifachte Ruder-Weltmeister Olli Zeidler
Seither hat er mit seinem Vater als Trainer drei Mal in Folge den Weltmeistertitel gewonnen. Diesmal will der Favorit anders an die Sache (Olympische Spiele) herangehen. Unter anderem war Zeidler für eine Wettkampfssimulation in die französische Hauptstadt, um sich „dort auf der Olympiaregattastrecke vorzubereiten. Und dann auch wirklich diese diesen Wettkampfablauf einmal durch zu gehen, das heißt alle zwei Tage einen 2.000er quasi voll zu fahren, um in den Rhythmus zu kommen.“
„Ich möchte sicherstellen, dass ich in Paris top-vorbereitet an den Start gehen kann. Dass ich einfach sagen kann, dass ich alles gemacht habe.”
„Wenn ich dann in Paris am Finaltag gesund und bereit bin, mein Bestes zu geben und das dann auch schaffe, dann bin ich eigentlich sehr zufrieden mit dem Ergebnis der ganzen drei Jahre seit Tokio.“
Zehnkampf-Star Leo Neugebauer kratzt vor Paris 2024 am 9.000-Punkte-Marke
Spätestens nach dem ersten Tag der Weltmeisterschaften in Eugene 2023 ist der Zehnkämpfer Leo Neugebauer unter Leichtathletik-Fans weltweit bekannt. Zur Halbzeit führte er nach einem sensationellen ersten Tag die Ergebnislisten an bevor der deutsche College-Athlet auf Rang fünf den Wettkampf beendete.
MEHR LESEN: Leo Neugebauer macht deutsche Rekorde unsicher
Erst 2022 erfüllte sich der Kindheitstraum: Das Überschreiten der 8.000-Punkte-Marke, zwei Jahre später bricht er seinen eigenen deutschen Rekord und kratzt mit 8.961 Punkten an der 9.000-Punkte-Marke, die bislang nur vier Männer überbieten konnten und reiht sich als sechstbester Zehnkämpfer aller Zeiten in die Geschichtsbücher ein. Sollte er seinen Fabel-Zehnkampf vom Juni wiederholen können, stehen zwischen ihm und der Goldmedaille auf dem Papier nur zehn Disziplinen.
Judoka Anna-Maria Wagner: Wieder Weltmeisterin, wieder Olympia-Edelmetall?
Das Jahr 2021 war für die deutsche Judoka Anna-Maria Wagner außergewöhnlich. WM-Sieg und zwei Bronzemedaillen (Einzel und Team) bei den Olympischen Spielen in Tokio. Nach der anfänglichen Freude fiel die 25-Jährige in eine Sinnkrise. Denn eigentlich hatte sie damit ihre großen Ziele schon erreicht.
Mit professioneller sportpsychologischer Hilfe kämpfe sie sich zurück auf die Matte - mit Erfolg! Bei der Judo-WM 2024 holte sie erneut im olympischen Jahr Gold und scheint mit neu-gewonnener innerer Ruhe unschlagbar. Denn einen Traum hat sie doch noch: „Ich habe noch dieses Ziel von Olympiagold. Ich möchte noch einmal zu den Spielen und ich möchte es noch einmal erleben.”
MEHR LESEN:
- Judo-WM 2024: Wagner gewinnt Gold im Golden Score
- Wie sich Anna-Maria Wagner nach “Post-Olympia-Depression“ wieder fand
Sechsfache Gymnastik-Weltmeisterin Darja Varfolomeev vor ihrem ersten Olympia-Auftritt
Darja Varfolomeev lässt in Deutschland die Rhythmische Sportgymnastik aufblühen. Im Jahr 2023 wurde sie im zarten Alter von 16 Jahren die zweite Person, die bei einer Weltmeisterschaft alle fünf Titel abräumte. Weltmeisterin mit dem Ball, den Keulen, dem Band, und dem Reifen, und den alles entscheidenden Mehrkampftitel.
Damit reiht sie sich neben der zweifachen Olympiasiegerin Evgeniya Kanaeva in die Geschichtsbücher ein, welche dies als erste und bisher einzige Athletin 2009 und 2011 geschafft hatte. Die russische Topathletin Kanaeva gewann bei ihren zwei Olympiateilnahmen unangefochten Gold, kann Varfolomeev auch hier leichtfüßig ihrer eleganten und perfektionistischen Choreografie folgen?
MEHR LESEN: Varfolomeevs Olympia-Traum steht vor Schule und Heimat
Das sind nur zehn mögliche Goldanwärterinnen und -anwärter für den DOSB. Mögen die Spiele beginnen!