Zehnkämpfer Leo Neugebauer bricht Hallenrekord von Busemann
Der deutsche Zehnkämpfer Leo Neugebauer hat bei den College-Meisterschaften in den USA die Hallenbestleistung der Rekordhalters Frank Busemann überboten. In welcher Form ist Neugebauer vor der wohl wichtigsten Freiluftsaison seiner bisherigen Karriere?
Der in Texas studierende Leo Neugebauer hat den 22 Jahre alten deutschen Siebenkampf-Hallenrekord von Frank Busemann pulverisiert. Bei den College-Meisterschaften in Boston sammelte der Deutsche am vergangenen Wochenende 6347 Punkte. Der Olympia-Zweite Busemann hatte im Februar 2002 mit 6291 Zählern seinen Rekord erzielt.
„Ich bin super happy, diesen Wettkampf gewonnen und den deutschen Rekord gebrochen zu haben. Dass ich ihn jetzt indoor und outdoor habe, bedeutet mir sehr viel,“ erklärte Neugebauer am Samstag. Der Deutsche scheint in Topform zu sein, Olympics.com hat sich die jüngste Vergangenheit des neuen Stars am Zehnkampf-Himmel näher angeschaut.
Führender bei Leichtathletik-WM 2023
Bei den Weltmeisterschaften 2023 wurde Leo Neugebauer Fünfter. Sein nächster Meilenstein ist Paris 2024. „Die Olympischen Spiele sind für jeden Athleten das Endziel“, sagte er Olympics.com im Interview. „Man will sagen: 'Ich bin ein Olympionike’.“
Bis dahin möchte der Animefan an seinen Schwächen, dem Speerwurf und 1.500m, arbeiten. Genau die Stärken seines deutschen Teamkollegen und Weltmeister von 2019 Niklas Kaul. Mit mehr Punkten in den beiden Disziplinen stünden Neugebauer alle Möglichkeiten offen. „Ich denke, die 9.000 Punkte werden sehr hart, sind aber definitiv machbar,“ erklärte er dem Deutschen Leichtathletik-Verband. Erst 2022 erfüllte sich der Kindheitstraum: Das Überschreiten der 8.000-Punkte-Marke. Darauf folgte die Nominierung für die Weltmeisterschaften 2022 in Eugene, eine Art Heim-WM für ihn. Dort erreichte er mit 8.182 Punkten den zehnten Rang.
Bei der WM in Budapest 2023 ging Leo Neugebauer nach Tag eins des Zehnkampfs als Führender ins Bett. Doch nicht nur deshalb wird ihm das Jahr 2023 wird für immer im Gedächtnis bleiben.
Paris 2024: „Traum, aber das ist noch weit weg“
Diese Saison stehen für den Weltranglistenführenden von 2023 neben der Verteidiung seines NCAA-Titels seine erste Olympiateilnahme auf dem Programm. Ob er dort eine Medaille im Blick hat?
„Es ist natürlich ein Traum, aber das ist noch weit weg,“ erklärt er im Podcast des DLV. „Ich sehe keine Grenzen für mich, vor allem wenn man sieht, was mit mir von vor ein paar Monaten [als er die Olympianorm erfüllte] bis jetzt passiert ist. Ich nehme das Training einfach sehr ernst und bin sehr konzentriert.“ Hier das gesamte Interview mit Olympics.com.
Außerdem will er sich treu bleiben. Denn am zweiten Tag in Budapest war er es nämlich nicht. Neugebauer dachte sich: „Oh scheiße, ich bin so gut im Rennen.“
Vom Fußball zur Leichtathletik
Der geborene Stettener ist als Athlet des LG Leinfelden-Echterdingen aufgewachsen. Als Sechsjähriger begann er dort mit seiner Leichtathletikkarriere. Nebenbei spielte er bis er 15 Jahre alt war Fußball, widmete sich danach jedoch voll und ganz dem Mehrkampf.
Als der Baden-Württemberger bei der U18-WM in Nairobi (Kenia) 2017 Bronze im Zehnkampf gewann, machte er erstmals international Schlagzeilen. 2019 beendete der Deutsche Jugendmeister als Weltjahresbester der U20 mit einer neuen persönlichen Bestleistung von 7.886 Punkten und als vierter der U20-Europameisterschaften.
Seine Freunde beschreiben Neugebauer in seiner Jugend als leicht verplant. Oft musste man auf ihn warten und es konnte auch mal vorkommen, dass er beim Wettkampf nur einen Diskusschuh im Gepäck hatte. Heute organisieren andere seinen Tagesablauf. Denn seit 2019 studiert der Deutsche mit Vollstipendium an der University of Texas in Austin Wirtschaftswissenschaften. Seine Taschen für Paris 2024 muss er trotzdem selbstständig packen.