So trainiert der dreifache Ruderweltmeister Olli Zeidler für Olympia

Von Catiana Pscherer
4 min|
 Oliver Zeidler of Team Germany competes during the Men’s Single Sculls Heat 6 on Day 0 of the Tokyo 2020 Olympic Games at Sea Forest Waterway on July 23, 2021 in Tokyo, Japan

Nach nur drei Jahren im Ruderboot gewann der Deutsche Oliver Zeidler seinen ersten Europa- und Weltmeisterschaftstitel. Doch wie trainiert der amtierende Ruder-Weltmeister vor seinem zweiten Anlauf auf eine olympische Medaille heute?

Trainingspensum vom Ruderweltmeister

Oliver “Olli” Zeidler trainiert zweimal am Tag für je etwa zwei Stunden. Die erste Einheit absolviert er noch vor dem Frühstück:

  • 7:00 Aufstehen
  • 7:05 je 90 min Ausdauer (je 45 min Rad- und Ruder-Ergometer)
  • 8:45 Frühstück

Neben dem Trainingspensum schafft der 27-Jährige seinen Master-Abschluss anzuwenden und arbeitet in Teilzeit als Unternehmensberater.

„Anschließend ein bisschen Gymnastik und so, dann Mittagessen. Und dann geht es am Nachmittag auf die Regattastrecke. Dort dann so 18 Kilometer rudern mit einer beliebigen Belastung - also das ist so einer der Standardtage. Im Anschluss Regeneration, Shake rein, duschen und dann den Abend ausklingen lassen.“

Und jeden Tag grüßt das Murmeltier mit dem gleichen Tagesablauf, denn einen sportfreien Tag gönnt sich Zeidler ungewöhnlicherweise nicht.

„Ich mache dann lieber eine aktive Erholungseinheit mit Laufen, Schwimmen, Radfahren, um mich also ein bisschen zu bewegen. Einfach weil ich für mich herausgefunden habe, dass das mir besser tut und bei der Regeneration mehr hilft, als wenn ich komplett gar nichts mache.“

Fern ist der zweifache Europameister dem Rudern jedoch nie. „Es sind halt pro Jahr so 47 Wochen, wo man wirklich alles dem Sport unterordnet.“

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Nachdem er als Schwimmer Rio 2016 verpasste stieg der damals 20-Jährige zum ersten Mal ins Ruderboot, so wie schon viele in seiner Familie.

Opa Hans-Johann Färber: Olympiasieger 1972 im “Bullen-Vierer”, daheim in München.
Tante Judith Zeidler: Olympiasiegerin 1988 im DDR-Achter.
Onkel Matthias Ungemach: zweifacher Weltmeister 1990 im Achter und 1991 im Vierer mit Steuermann.
Vater Heino Zeidler: zweifacher WM-Vierter.

Trotz der familären Ratschläge musste sich der Ruder-Frischling viel Neues antrainieren. Dafür hat er „einen Athletiktrainer geholt, der so ein paar Übungen mit eingebaut hat, die halt relativ ruderspezifisch sind, also die einfach so ein bisschen mehr dieses diesen Bewegungsablauf im Boot irgendwie simulieren.“

Das ganzheitliche Krafttraining von Chris Steinhöfel, ehemaliger Deutscher Meister im Gewichtheben, fokussiert „die Hauptmuskulatur, die auch im Boot wichtig ist, was halt hauptsächlich die Beine sind, dass man da halt dann ordentlich pushen kann.“

Saisonplanung für Oliver Zeidler

Seit 2019 ist der Münchner Zeidler Dauer-Weltmeister. Bei den Olympischen Spielen in Tokio verpasst der amtierende Weltmeister jedoch völlig überraschend das Finale, und musste sich schließlich mit dem 7. Platz zufrieden geben. Für die Saison mit Paris 2024 als Höhepunkt soll es anders werden. Seinen Startplatz hat er schon gesichert:

„Ich konnte ja letztes Jahr bei der Weltmeisterschaft das Boot, also den Einer, für Deutschland qualifizieren und der Deutsche Ruder-Verband hat sich entschieden, mich jetzt auch zu den Spielen zu schicken, also dass da gar keine Ausscheidung mehr intern stattfindet.“*

Klingt einleuchtend, denn der dreifacher Welt- und zweifacher Europameister ist auf nationaler Ebene seit 2019 ungeschlagen.

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Mit der Sicherheit, dass sein errungener Quotenplatz auch mit ihm besetzt wird, hat Zeidler einen übersichtlichen Wettkampfsplan aufgestellt. In die Saison steigt der Weltklasse-Athlet im italienischen Varese mit einem Weltcup ein.

Im April stehen zwei Weltcups, die Europameisterschaft im ungarischen Szeged (25. - 28. April) an, danach noch eine Regatta in England, und als Höhepunkt des Jahres Olympia in Paris.

Vorfreude trotz Enttäuschung in Tokio

Nach den Corona-bedingt verschobenen Spielen ohne Publikum, Tokyo 2020, erwartet Zeidler eine komplett neue Erfahrung im benachbarten Frankreich. „Ich bin mittlerweile nicht mehr der der Newcomer in der Ruderszene, wie ich damals überraschenderweise auch noch war, obwohl ich da als Favorit zu Olympia gefahren bin.”

„Ich habe da eigentlich wenig Angst vor. Es ist mehr so eine Vorfreude und besonders auch, weil ich die Strecke kennen. Auch weil ich weiß, dass ich auf dieser Strecke schon Trainingsbestzeiten gefahren bin.“

Olympisches Trainingslager vor Paris 2024

Zeidler wird außerdem für eine Wettkampfssimulation in die franzische Hauptstadt fahren, um sich „dort auf der Olympiaregattastrecke vorzubereiten. Und dann auch wirklich diesen Wettkampfablauf einmal durch zu gehen, das heißt alle zwei Tage einen 2.000er quasi voll zu fahren, um in den Rhythmus zu kommen.“

„Ich möchte sicherstellen, dass ich in Paris topvorbereitet an den Start gehen kann. Dass ich einfach sagen kann, dass ich alles gemacht habe. Ich werde jetzt auch an meiner Ernährung noch ein bisschen schrauben, weil ich das bisher immer sehr vernachlässigt habe.”

„Wenn ich dann in Paris am Finaltag gesund und bereit bin, mein Bestes zu geben und das dann auch schaffe, dann bin ich eigentlich sehr zufrieden mit dem Ergebnis der ganzen drei Jahre seit Tokio.“