Von Gislason bis Hrubesch: 5 besondere Coaching-Momente bei Olympischen und Paralympischen Spielen Paris 2024

Hinter erfolgreichen Athletinnen und Athleten steht meist ein hervorragender Coach. Olympics.com blickt auf 5 Momente in Paris, bei denen Trainerinnen und Trainer glänzten.

5 minVon Andreas Kloo
Horst Hrubesch Spain
(2024 Getty Images)

33 Medaillen holten deutsche Athletinnen und Athleten bei den Olympischen Spielen Paris 2024.

Was oftmals zu sehr in den Hintergrund rückt: Hinter all diesen Erfolgen steckt die Arbeit von Trainerinnen und Trainern, die ihre Schützlinge auf den Höhepunkt des Jahres vorbereitet haben.

In Paris waren die Coaches an der Seite der Sportlerinnen und Sportler, um sie zu motivieren, zu beruhigen und möglicherweise die entscheidenden Tipps für die Medaille zu geben.

Anlässlich des Global Coaches Day am 25. September blicken wir auf fünf Momente bei den Olympischen und Paralympischen Spielen, die die große Bedeutung von Trainerinnen und Trainern für den sportlichen Erfolg zeigen.

Gislason erschafft das Uscins-Wunder

Der Moment, als Renars Uscins den Ball im Viertelfinale gegen Frankreich mit der Schlusssirene zum 29:29 im gegnerischen Tor versenkte, wird vielen deutschen Handball-Fans noch lange im Gedächtnis bleiben.

Es war der entscheidende Moment auf dem Weg zur Silbermedaille bei Paris 2024.

Mit seinem Treffer ermöglichte Uscins dem DHB-Team die Verlängerung und schließlich den Halbfinaleinzug.

Entscheidend zu dieser Heldentat beigetragen hat Bundestrainer Alfred Gislason.

Mit noch sechs Sekunden auf der Uhr hatte Frankreich eine Auszeit genommen. Gislason nutzte das, um seinem Team eindringlich zu vermitteln, dass der Ausgleich auf jeden Fall noch möglich sei, auch wenn der Gegner im Ballbesitz ist.

Die Spieler folgten seinen Anweisungen und setzten Dika Mem unter Druck, der prompt einen Fehlpass spielte.

Der Rest ist Geschichte.

Niemals Aufgeben: Handball-Bundestrainer Alfred Gislason trieb sein Team gegen Frankreich immer wieder an

(2024 Getty Images)

Varfolomeevs Trainerin gerührt vor Freude

Als Darja Varfolomeev im Einzel-Mehrkampf-Finale der Rhythmischen Sportgymnastik ihre Vorstellung mit dem Band glanzvoll beendet hatte, war Trainerin Yuliya Raskina selbst den Tränen nahe.

Die 17-jährige Varfolomeev war als Fünffach-Weltmeisterin von 2023 als Top-Favoritin in den Wettkampf gestartet. Sie hielt dem großen Druck stand, auch mithilfe ihrer Trainerin.

Raskina war eng an Varfolomeevs Seite, als das Ergebnis verkündet wurde und konnte den Stolz auf ihre Athletin nicht verbergen.

Bereits 2022 war Raskina vom DOSB als Trainerin des Jahres geehrt worden.

„Sie helfen uns in allen Lebenslagen, nicht nur als Trainerin, sondern auch als Mensch, als gute Freundin“, sagte Varfolomeevs Teamkollegin Margarita Kolosov damals über ihren Coach in der Laudatio.

Trainerin Yuliya Raskina war stolz auf ihren Schützling Darja Varfomolomeev

(2024 Getty Images)

Halbzeitansprache zu historischer Medaille

Das Spiel um Platz drei war aus Sicht der deutschen Rollstuhlbasketballer nur noch schwer zu gewinnen. Zu dominant war Kanada in der ersten Halbzeit aufgetreten und führte verdient mit 35:27.

Aber einer wollte auf keinen Fall schon aufgeben: der Mann an der Seitenlinie.

Bevor es zur zweiten Hälfte zurück aufs Feld ging, wurde Bundestrainer Michael Engel noch einmal laut und emotional.

Die Spieler verstanden nun, dass sie an diesem Tag eine einmalige Chance auf eine Medaille bei den Paralympics hatten.

Vor allem Thomas Böhme legte danach los wie die Feuerwehr und drehte die Partie mit am Ende insgesamt 36 Punkten zugunsten des deutschen Teams.

Durch einen 75:62-Sieg gewann die deutsche Männer-Nationalmannschaft schließlich die erste Paralympics-Medaille seit Barcelona 1992.

Trainer Engel hatte an seinem 40. Geburtstag nun wirklich Grund zu feiern.

Michael Engel darf an seinem 40. Geburtstag die Bronzemedaille feiern.

(2024 Getty Images)

Hrubesch von Spielerinnen zum Abschied beschenkt

Dass die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft bei Paris 2024 eine Olympia-Medaille gewinnt, erschien im September 2023 utopisch.

Nach dem Vorrunden-Aus bei der WM verlor das DFB-Team auch das erste Spiel in der Nations League in Dänemark mit 0:2.

Horst Hrubesch sprang als Frauen-Bundestrainer ein. Der heute 73-Jährige führte die deutschen Frauen nicht nur zu den Olympischen Spielen, sondern schließlich auch zur Bronzemedaille. In einfühlsamer Art brachte er all seine Erfahrung ein und war bei den Spielerinnen beliebt.

Nach dem siegreichen Spiel um Platz drei gegen Spanien bedankten sich die beiden Heldinnen der Partie bei Hrubesch.

Torhüterin Ann-Katrin Berger, die in der Nachspielzeit mit einem gehaltenen Elfmeter den 1:0-Erfolg festhielt, sagte: "Ihm habe ich alles zu verdanken. Er war der einzige, der nach langer Zeit noch an mich geglaubt hat. Es ist ein wunderschönes Gefühl, dass ein Trainer so an dich glaubt. Ich hoffe, dass ich ihn heute stolz gemacht habe."

Siegtorschützin Giulia Gwinn wandte sich ebenfalls an Hrubesch, der sein Amt nach den Olympischen Spielen abgab: „Wir freuen uns riesig für den Trainer, das rundet die Sache ab. Er bekommt ein Abschiedsgeschenk. Aber das größte Geschenk haben wir uns selbst gemacht.“

Bundestrainer Horst Hrubesch freut sich mit seinen Spielerinnen über die Bronzemedaille.

(2024 Getty Images)

Glaube und Trainerin versetzen Berge

Im Finale um Kugelstoß-Gold der Frauen bei Paris 2024 kam es zu einem echten Krimi.

Yemisi Ogunleye holte sich im fünften Durchgang mit 19,73 m die Führung, die Neuseeländerin Maddison-Lee Wesche konterte mit einer Weite von 19,86 m.

So weit hatte Ogunleye unter freiem Himmel noch nie geworfen. Die Deutsche suchte vor dem letzten und entscheidenden Durchgang Rat bei ihrer Trainerin Iris Manke-Reimers.

Die ermutigte sie, nochmal alles reinzulegen: „Der Weg ist noch nicht zu Ende, du kannst noch auf Gold stoßen, du kannst Berge versetzen.“

Im Ring richtete die gläubige Christin den Blick Richtung Himmel und stieß anschließend die Kugel auf 20,00 m.

Nachdem Wesche das nicht mehr kontern konnte, stand Ogunleyes sensationeller Olympiasieg fest.

Im Moment des Triumphs wusste die 25-Jährige, bei wem sie sich zu bedanken hatte und lief über die Laufbahn in die Arme ihrer Trainerin.

Mehr