Rollstuhlbasketball bei Paralympics Paris 2024: Deutschland gewinnt historische Bronzemedaille nach furiosem Schlussviertel gegen Kanada
Historischer Erfolg für die deutschen Rollstuhlbasketballer bei den Paralympischen Spielen Paris 2024!
Die Männer-Nationalmannschaft hat die erste Medaille bei den Paralympics seit 32 Jahren gewonnen.
Im Spiel um die Bronzemedaille bezwang das Team nach einer fantastischen Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit Kanada mit 75:62.
Zugleich bereiteten die Spieler Bundestrainer Michael Engel zu dessen 40. Geburtstag das schönste Geschenk.
Das bislang letzte Edelmetall gab es in Barcelona 1992 zu feiern, als die deutschen Herren Silber holten.
Mit einer wahren Galavorstellung im Schlussviertel marschierte die deutsche Mannschaft gegen die favorisierten Kanadier zur ersehnten Medaille.
Der 33-jährige Routinier Thomas Böhme lieferte eine sensationelle Leistung ab und stellte mit überragenden 36 Punkten die kanadische Legende Patrick Anderson in den Schatten.
Für Alexander Budde war es eine Willensleistung des gesamten Teams: "Wir haben das ganze Spiel hindurch 40 Minuten lang gekämpft. Egal wie es gerade stand. Wir haben einfach weitergemacht. Dass ich mich jetzt bei meinen ersten Paralympischen Spielen Bronzemedaillengewinner nennen darf, ist verrückt."
"Es ist verrückt, wie wir das als Team erreicht haben - jeder Spieler, jedes Staff-Mitglied hat dazu beigetragen, das war verrückt, es war einfach nur ein Wahnsinnsspiel", fügte der 24-Jährige hinzu.
Lesen Sie weiter und erfahren Sie, wie es zu diesem großartigen Erfolg kam.
Kanada in der ersten Hälfte stärker
In der Vorrunde war das deutsche Team noch mit 52:68 unterlegen.
Auch im Duell um die Medaille übernahm Kanada schnell das Kommando, allen voran Patrick Anderson, der bereits an den Paralympischen Spielen Sydney 2000 teilgenommen hat.
Der 45-jährige drehte zu Beginn richtig auf und brachte sein Team durch einen 7:0-Lauf mit 9:2 in Front.
Deutschland ließ im ersten Viertel zu viele Chancen liegen, traf nur 22 Prozent aus dem Feld.
So stand es folgerichtig nach den ersten zehn Minuten 17:11 für Kanada.
Ins zweite Viertel startete das Team mit einem Korb-Doppelpack von Nico Dreimüller und Lukas Glossner zum 15:17 aus deutscher Sicht.
Doch danach war wieder Kanada das bessere Team.
Der Rückstand vergrößerte sich stetig, mit 27:35 ging es in die Pause.
Böhme mit der Halbzeit seines Lebens
In seiner emotionalen Ansprache kurz vor Wiederbeginn fand Trainer Engel offenbar die richtigen Worte.
Voller Energie gingen seine Spieler nun ans Werk, dazu verteidigte das Team nun offensiver und rückte in der Defense schnell auf die angreifenden Kanadier drauf.
Mit einem Dreier Mitte des Viertels stellte Kanadas Colin Higgins zwar auf 42:35 für die Nordamerikaner, aber von da an übernahm Thomas Böhme das Zepter.
Durch vier Punkte hintereinander brachte er das deutsche Team auf 39:42 heran.
Der kanadische Go-to-guy Anderson versuchte dagegen zu halten, doch Böhme war nicht mehr zu bremsen.
Einen Fastbreak kurz vor Viertelende vollendete er zum 47:48 und setzte damit das Signal für ein denkwürdiges Schlussviertel.
In diesem spielte nur noch eine Mannschaft: Deutschland.
Die ersten Minuten gehörten zunächst Matthias Güntner, der sein Team mit sechs Punkten in Folge auf 53:48 in Führung brachte.
Die Kanadier leisteten sich nun immer wieder Ballverluste, mit dem deustchen Pressing kamen sie nicht zurecht.
Thomas Böhme dagegen spielte die Partie seines Lebens und traf jetzt aus allen Lagen, sogar mit einem Dreier zum 62:52.
Und als ihn die Kanadier aggressiver angriffen, nutzte er das, um Tobias Hell freizuspielen, der zum 64:52 traf.
Ein letztes Aufbäumen der Kanadier brachte einen Zwischenstand von 64:56. Doch Böhme konterte mit zwei Punkten und einem spektakulären Steal.
Die letzten eineinhalb Minuten spielte Deutschland konzentriert runter.
Als Anderson 12 Sekunden vor Schluss beim Stand von 62:74 das Feld verließ, war die Partie längst entschieden.
Wenig später stand der historische Erfolg fest und die deutschen Spieler lagen sich in den Armen.