Die Leichtathletik-Europameisterschaften sind im vollen Gange. Vom 7. bis 12. Juni findet die EM im italienischen Rom statt. Der Deutsche Leichathletik Verband (DLV) hat am ersten Wochenende fünf Medaillen gewonnen.
Für den DLV starten 111 Personen bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Rom. Nach den medaillenlosen Weltmeisterschaften in Eugene 2023 sind die Hoffnungen vor den Olympischen Spielen in Paris 2024 hoch in Rom zu alter Größe zurückzukehren. Ein erster Wegweiser auf dem Weg dorthin ist das Ergebnis im Olympiastadion in Rom.
Bronze nach Kugelstoß-Krimi für Yemisi Ogunleye
Direkt im ersten Finale gab es Grund zur Freude. Yemisi Ogunleye holte im Kugelstoßen der Frauen Bronze.
„Ich bin super happy und dankbar, dass ich mich bei den Medaillen mit reinbringen konnte. Es war anfangs sehr schwer. Es war heute echt ein extremer Kampf für mich, aber ich habe heute eine Medaille gewonnen und darüber bin ich sehr froh. Auf dem Weg nach Paris machen wir jetzt weiter wie bisher. Ich sammle jetzt neue Kraft. (DLV)”
Die Hallen-Vizeweltmeisterin von Glasgow 2024 konnte sich erst im dritten Versuch in den Endkampf retten bevor sie im fünften Versuch die Kugel 18,62 m weit beförderte.
Alina Kenzel landete mit 18,55 m auf Rang vier, Julia Ritter auf Rang sieben. Gold und Silber gingen auf das Konto der Niederlande: Mit 18,77 Metern verteidigte Jessica Schilder ihren Titel vor ihrer Landsfrau Jorinde van Klinken.
Zwei Deutsche im Sprintfinale über 100 m der Männer
Marcell Jacobs gewann am Samstagabend (8. Juni) vor einem jubelnden Heimpublikum den Titel über 100 m der Männer.
Der amtierende Olympiasieger verteidigte seinen 2022 in München gewonnenen Europameistertitel mit einer Saisonbestleistung von 10,02 vor seinem Landsmann Chituru Ali (10,05) und dem Briten Romell Glave (10,06).
Seit zehn Jahren hatten deutsche Sprinter keinen Platz mehr im 100 m-Finaler der Männer erreicht. Diesmal wären direkt zwei Deutsche Teil des Finalkampfes gewesen, doch Robin Ganter musste angeschlagen wegen muskulärer Probleme auf seinen Start verzichten. Der 23-Jährige wird bei der EM auch nicht in der 4x100m-Staffel antreten können. Owen Ansah durfte sich mit 10,17 über den fünften Rang freuen.
Dreimal deutsches Edelmetall im Halbmarathon
Der deutsche Halbmarathonstarter Amanal Petros gewann nach einem enttäuschenden vierten Platz bei den vergangenen Europameisterschaften in München 2022 Bronze in 1:01:07.
In neuer Bestzeit von 1:01:17 beendete Samuel Fitwi Sibhatu als Fünfter sein Rennen, in Kombination mit dem 22. Filimon Abraham reichte es auch in der Teamwertung für das Treppchen. Gold ging in der Teamwertung an die Italiener (3:03:34 h), die fünf Läufer in die Top 10 hatten, Silber holte Israel.
Melat Kejeta erreichte als Fünfte in 1:09:42 Stunden das Ziel nach ihrem Halbmarathon. Zweitbeste Deutsche wurde Domenika Mayer auf Rang elf, vor Esther Pfeiffer, die den 18. Platz belegte. Die addierte Zeit der drei besten Deutschen (3:31:59 h) ergab Team-Silber hinter den Britinnen (3:29:01 h) und vor Spanien.
Silber, kurz Gold, doch Silber für Gesa Krause nach Babypause
Die 3000 m Hindernis waren wie so oft ein taktisches Rennen. Die drei deutschen Läuferinnen Gesa Felicitas Krause, Olivia Gürth und Lea Meyer waren bis zuletzt vorne im Pulk mit dabei, bis das Feld zum Start der letzten Runde endgültig aufriss.
Die WM-Dritte und Europameisterin von 2016 und 2018, Krause, die vor knapp einem Jahr nach der Geburt von Töchterchen Lola ins Training zurückgekehrt ist, gewann hinter Alice Finot Silber.
Diese wurde jedoch zunächst disqualifiziert, da die Französin nach dem Wassergraben zweimal auf die weiße Begrenzungslinie getreten ist. Doch ein französischer Protest gegen die Disqualifikation war erfolgreich, es blieb somit bei Silber für Krause.
Damit ist die junge Mutter auch zufrieden, erklärte sie dem ZDF: „Ich habe verdient die Silbermedaille gewonnen und Gold hätte sich zu keinem Zeitpunkt richtig angefühlt. Alice Finot hat sich keinen Vorteil verschafft und hat klar und verdient gewonnen. Ob die Regeln so streng ausgelegt werden müssen, wenn sich die Athletin durch ein Missgeschick keinen Vorteil verschafft, müsste bei der EAA mal diskutiert werden.”
Die EM-Zweite von 2022, Meyer, wurde Neunte. U23-Europameisterin Olivia Gürth belegte Rang elf.
Meisterschaftsrekord und U20-Weltrekord im Weitsprung-Finale
In der Qualifikation hat der Schweizer Simon Ehammer eine neue Weltjahresbestleistung von 8,41 m im Weitsprung aufgestellt, im Finale reichte es für den Zehnkämpfer nur für Bronze.
Die Spezialisten Titelverteidiger Miltiadis Tentoglou und italienische Senkrechtstarter Mattia Furlani sind über sich hinausgewachsen. Der Grieche Tentoglou sprang sowohl im fünften als auch im sechsten Versuch mit 8,65 Meter Meisterschaftsrekord. Furlani sprang vor heimischen Publikum auf 8,38 Meter – U20-Weltrekord!
Die beiden deutschen Finalteilnehmer Luka Herden und Hallen-WM-Vierten Simon Batz wurden Achter und Neunter.
Gina Lückenkemper misslingt Titelverteidigung
Die 100 m-Sprinterin Gina Lückenkemper hat ihren Titel von München 2022 nicht verteidigen können, dieser geht zurück an die Britin Dina Asher-Smith in einer Zeit von 10,99 vor Ewa Swoboda aus Polen und der Italienerin Zaynab Dosso.
Mit 11,07 reichte es für Lückenkemper nur für den fünften Platz: „Ich in mit dem fünften Platz trotzdem völlig fein, weil das Niveau in Europa so dermaßen angezogen hat”, sagte sie am ARD-Mikrofon.
Diskus-Frauen verfehlen erstmals in 14 Jahren Medaillen
Erstmals seit 2010 konnten die deutschen Diskuswerferinnen bei einer EM keine Medaille gewinnen. Die europäische Jahresbeste Marike Steinacker kam nicht in den Wettkampf und landete nach drei Versuchen auf dem 12. Platz.
Claudine Vita und Shanice Craft beendeten den Endkampf auf Rang sechs und sieben.
Yaroslava Mahuchikh überspringt 1,95 im Hochsprung
Auch im Hochsprung der Frauen ging der DLV leer aus. Nach einem vielversprechenden Qualifikationsspringen scheiterte die Hallen-WM-Vierte Christina Honsel an den 1,90 m und wurde Elfte.
Imke Onnen übersprang diese Höhe, schied jedoch bei 1,93 m aus und landete so in der Top Acht.