Welche Disziplinen gibt es im Gerätturnen und wie unterscheiden sie sich?
Vor den Olympischen Spielen 2024 in Paris bietet Olympics.com einen Einblick in die Welt des Gerätturnens. Erfahren Sie, worin sich die Disziplinen voneinander unterscheiden und wie sie die Athletinnen und Athleten auf die Probe stellen.
Das Gerätturnen ist eine Sportart, die hohe körperliche Fitness und beeindruckende Geschicklichkeit erfordert. Die Athletinnen und Athleten vollführen kraftvolle Bewegungen, bewahren ihr Gleichgewicht auf schmalen Balken und wirken dabei gelassen und selbstsicher. Mit ihrer Ausdruckskraft bringen Sie bei den Übungen ihre Persönlichkeit mit ein, diese Kombination macht den Sport so faszinierend.
Bei dem olympischen Wettkampfformat zeigen die Frauen an vier Geräten ihr Können, während sich die Männer an noch zwei weiteren Geräten (insgesamt 6) messen.
Seit der Einführung der Olympischen Spiele der Neuzeit im Jahr 1896 in Athen ist das Gerätturnen ein fester Bestandteil des Programms. Schon damals traten die Männer an fünf der sechs Geräte an, an denen sie heute teilnehmen – Reck, Barren, Ringe, Pauschenpferd und Sprung. Das damalige Tauklettern wurde später durch die Bodenübung ersetzt.
Bei den Olympischen Spielen 1928 in Amsterdam wurde der erste Frauenwettbewerb im Gerätturnen eingeführt, allerdings nur eine Disziplin – der Teammehrkampf mit verschiedenen Übungen an den Ringen, am Barren und Sprungausführungen.
Die Veränderungen im Wettkampfformat der Frauen waren daher viel drastischer. Die Turnerinnen messen sich heutzutage am Sprung, Stufenbarren, Schwebebalken und Boden.
Bei den Weltmeisterschaften im Gerätturnen 2023 in Antwerpen, Belgien, präsentierte Simone Biles einen "Doppelhecht Yurchenko", der auch unter dem Namen "Biles II" bekannt wurde. Sie ist die erste Frau, die diesen äußerst anspruchsvollen Sprung ausführte. Bisher haben diese komplexe Übung nur wenige männliche Turner erfolgreich gemeistert.
Frauen und Männer starten in den jeweiligen Wettkämpfen am Schwebebalken, Stufenbarren, Sprung und Boden. Aus diesem Grund sehen wir uns zunächst diese Disziplinen genauer an.
Die verschiedenen Disziplinen im Gerätturnen: Sprung
Männer und Frauen messen sich am Sprung. Die komplexen Übungen vereinen Schnelligkeit, Kraft und Körperspannung und werden in einer rasanten Zeit ausgeführt.
Der Sprungtisch ist für Männer 1,35 m hoch, für Frauen wird er 10 cm niedriger gestellt.
Schauen Sie sich das Beispiel des Briten Jake Jarman an und seinen erleichterten Gesichtsausdruck, als er bei den Turnweltmeisterschaften 2023 in Antwerpen einen sehr schwierigen 3,5-Sprung erfolgreich ausgeführt hatte.
Die verschiedenen Disziplinen im Gerätturnen: Boden
Frauen und Männer führen unterschiedliche Übungen auf dem Boden aus, wofür eine 12 m × 12 m große Fläche mit einer leicht federnden Matte verwendet wird. Diese Matte besteht aus einer leicht federnden Unterkonstruktion mit darauf liegenden Deckläufern, sie dient dazu, die Übungen abzufedern und Verletzungen vorzubeugen.
Der wesentliche Unterschied zwischen den Übungen der Männer und Frauen liegt darin, dass Frauen ihre Routinen passend zur Musik ausführen, während Männer dies nicht tun.
Die Turnerinnen und Turner führen zwischen drei und vier Tumbles (Akrobatikfolgen) über die Diagonale aus. Bei den Frauen sind diese Tumbles oft mit Tanzbewegungen und Sprüngen kombiniert, während die Männer tendenziell mehr auf Kraftbewegungen setzen.
Die verschiedenen Disziplinen im Gerätturnen: Barren
Im Gerätturnen gibt es drei Arten von Barren – Stufenbarren, Barren und Reck.
Stufenbarren und das Reck, auch genannt Parallelbarren, bestehen aus Glasfasern und einer Holzbeschichtung. Die höhere Stange aus Stahl verfügt über einen kleineren Durchmesser.
Der Stufenbarren ist eine Disziplin ausschließlich für die Frauen und besteht aus zwei Stangen mit unterschiedlicher Höhe und Breite, Die Athletinnen können innerhalb von einer Übung an beiden Stangen turnen.
Die hohe Stange ist 250 cm über dem Boden, die niedrige Stange 170 cm. Der diagonale Abstand zwischen den Stangen kann nach den Vorlieben der Turnerin verstellt werden, größere Athletinnen bevorzugen oft einen breiteren Abstand.
Die sechzehnjährige Kaylia Nemour aus Algerien hat trotz ihres jungen Alters derzeit die weltweit schwierigste Bar-Routine ausgeführt.
Übungen nur für männliche Turner: Barren und Reck
Die Barren bestehen aus zwei Stangen, die sich etwa auf Kopfhöhe befinden und leicht mehr als schulterbreit voneinander entfernt sind. Die Einstellungen können je nach Vorlieben des Turners angepasst werden. Eine Übung am Barren umfasst Gleichgewichtselemente, kontrollierte Bewegungen und Schwingungen sowohl über als auch unter den Stangen. Die Übung wird mit einem speziellen "Abgang" beendet, bei dem der Turner durch einen gezielten Schwung versucht, wieder sicher auf beiden Beinen neben dem Gerät zu landen.
Das Reck befindet sich 278 cm über dem Boden und ist eine einzelne Metallstange mit kleinerem Durchmesser als das Reck - 2,8 cm im Vergleich zu 4 cm (wie beim Stufenbarren). Dies ermöglicht atemberaubende Schwünge und Saltos über der Stange, an der sie sich anschließend wieder fangen.
Die verschiedenen Disziplinen im Gerätturnen: Pauschenpferd
Ähnlich wie beim Schwebebalken der Frauen ist auch das Pauschenpferd der Männer ein Gerät, auf dem Stürze leicht passieren können. Bei diesen Übungen müssen sich die Turner besonders konzentrieren. Ein Sturz ist allerdings aus 115 cm weniger gefährlich.
Schulter- und Rumpfkraft spielen eine entscheidende Rolle, da die gesamte Übung ausschließlich mit den Händen durchgeführt wird. Sie stützen sich auf die zwei Griffe des mit Schaumstoff und Leder gepolsterte Pauschenpferd.
Die Übung beginnt mit einem sanften Einstieg auf das Pauschenpferd aus dem Stand, wobei der erste Schwung der Beine den Turner rasch in den erforderlichen Rhythmus bringt, der an diesem Gerät so wichtig ist. Die Griffe können individuell für die Präferenzen jedes Turners präzise angepasst werden. Sie müssen kontinuierlich für immer komplexere Hand- und Beinbewegungen entlang des Pferdes sowie für das Verweilen an einer Stelle verwendet werden.
Die verschiedenen Disziplinen im Gerätturnen: Ringe
Die "stillen Ringe" sind nur eine Wettkampfdisziplin für Männer. Die Ringe hängen auf einer Höhe von 5,75 Metern über dem Boden, weshalb die Turner von ihren Trainern zunächst auf das Gerät gehoben werden müssen. Bevor sie mit ihrer Übung beginnen, müssen die Turner in einer ruhigen Position verharren.
Der Begriff "stille Ringe" stammt daher, dass es früher "schwingende Ringe" gab. Wenn Turner heutzutage eine Reihe von Kraftübungen ausführen, sollen die Ringe möglichst wenig bewegt werden. Er muss Ruhe ausstrahlen.
Eine dieser Übungen ist der Kreuzhang, bei dem der Turner in einer ruhigen Position verharrt, die Arme horizontal ausstreckt und die Beine nach unten zeigen, während er jede Faser seines Körpers anspannt, um es mühelos aussehen zu lassen. Dieses "Eiserne Kreuz" ist so etwas wie ein selbstbewusstes Nicken an die Kampfrichter, um zu betonen, wie "einfach" es für den Turner ist.
Gerätturnen bei den Olympischen Spielen Paris 2024: Zeitplan der Wettkämpfe
(Alle Zeiten werden in der Pariser Ortszeit angeben, entspricht der deutschen Zeit.)
Samstag, 27. Juli
11:00 - 13:30 Uhr, Qualifikationsrunde der Männer 1
15:30 - 18:00 Uhr, Qualifikationsrunde der Männer2
22:00 - 22:30 Uhr, Qualifikationsrunde der Männer 3
Sonntag, 28. Juli
09:30 - 13:20 Uhr, Qualifikationsrunde der Frauen 1
114:50 - 16:30 Uhr, Qualifikationsrunde der Frauen 2
18:00 - 19:40 Uhr, Qualifikationsrunde der Frauen 3
21:10 - 22:50 Uhr, Qualifikationsrunde der Frauen 4
Montag, 29. Juli
17:30 - 20:30 Uhr, Teamfinale der Männer
Dienstag, 30. Juli
18:15 - 20:30 Uhr, Teamfinale der Frauen
Mittwoch, 31. Juli
17:30 - 20:15 Uhr, Mehrkampf-Finale der Männer
Donnerstag, 1. August
18:15 - 20:25 Uhr, Mehrkampf-Finale der Frauen
Samstag, 3. August
15:30 - 18:00 Uhr, Gerätefinale der Frauen und Männer
Sonntag, 4. August
15:00 - 17:25 Uhr, Gerätefinale der Frauen und Männer
Montag, 5. August
12:00 - 15:15 Uhr, Gerätefinale der Frauen und Männer