3x3-Olympiasiegerin Svenja Brunckhorst exklusiv: „Ein Fels in der Brandung“ - Wie aus einer Mädchenfreundschaft die deutsche Olympia-Sensation bei Paris 2024 wurde
Die Goldmedaille für die deutschen 3x3-Damen war eine der größten Sensationen bei den Olympischen Spielen Paris 2024. Im Gespräch mit Olympics.com erklärt Svenja Brunckhorst, was der entscheidende Faktor für den historischen Erfolg war.
Nach dem Olympia-Auftaktsieg gegen die USA war Svenja Brunckhorsts Handy voll von Nachrichten und Anrufen.
Alle zu beantworten war unmöglich. Beim 3x3-Turnier von Paris 2024 ging es Schlag auf Schlag, schon am nächsten Tag stand das nächste Match an.
Eine Nummer rief sie aber dann doch zurück. Noch im Bus von der Wettkampfstätte am Place de la Concorde zum Olympischen Dorf telefonierte sie mit ihrem ersten Basketballtrainer Hans Brei, unter dem sie beim TSV 1880 Wasserburg am Inn ihre Karriere gestartet hatte.
„Das kann was werden“, dachte sich der mehrfache Bundesliga-Meistertrainer, als er die 10-jährige Svenja zum ersten Mal spielen sah.
Es wurde was, weil Svenja schon in ihrer Jugend ihre Erfolgseigenschaften einsetzte: Willensstärke und der stetige Drang, sich zu verbessern.
Ihre Botschaft an alle Nachwuchsbasketballerinnen lautet deshalb: „Dranbleiben, immer an seine Träume glauben. Immer ehrgeizig sein und ganz viel Spaß dabei haben.“
Brunckhorst blieb dran und hatte Spaß, vor allem mit Sonja Greinacher, die sie bei der deutschen U16-Nationalmannschaft kennenlernte und die schnell zur besten Freundin wurde.
Gemeinsam durchliefen sie alle Jugendteams des DBB. Und so war Greinacher auch dabei, als Brunckhorst Mitstreiterinnen für die Mission Olympia im 3x3 Basketball suchte.
Die Olympischen Spiele Paris 2024 waren schließlich der sportliche Höhepunkt dieser Freundschaft.
Brunckhorst und Greinacher geben sich gegenseitig Rückhalt
Auf dem Feld verstand sich das Duo blind: „Wir kennen uns, seit wir 15 sind und haben einfach schon jahrelang zusammengespielt. Ich glaube, das hat man auch gesehen“, verwies Brunckhorst im exklusiven Gespräch mit Olympics.com auf den sportlichen Vorteil der Freundschaft.
Noch wertvoller war ihrer Meinung nach aber ein anderer Punkt: „Es war ein sehr emotionales und großes Turnier für uns alle. Da ist es immer sehr wichtig, wenn du jemanden hast, der ein Fels in der Brandung ist. Darum hat sich das ausgezahlt. Und ich glaube, sie ist sehr froh, dass wir das beide so zusammen gemacht haben“, fügte die 33-Jährige hinzu.
Auch für Greinacher war es wichtig, Brunckhorst an ihrer Seite zu haben. Wie sie erst hinterher bekannt gab, spielte sie das Turnier mit gebrochener Hand. Die Zweifel, ob die Hand hält, die Schmerzen auszublenden und auf das nächste Match zu fokussieren – das bedeutete eine echte mentale Herausforderung für Greinacher. Brunckhorsts Rückhalt erleichterte ihr diese Aufgabe.
"Große mentale Stärke bewiesen"
Die Freundschaft zwischen der Kapitänin und dem Go-to-girl waren wohl der entscheidende Erfolgsfaktor auf dem Weg zu Gold.
Es gab beiden Spielerinnen die mentale Stärke, die in dem nervenanspannenden Turnierformat notwendig war.
Nach dem Auftaktsieg gegen die USA setzte es mit der Niederlage gegen die Australierinnen einen kleinen Dämpfer. Aber Brunckhorst und ihre Mitspielerinnen meldeten sich mit einem 19:15-Sieg gegen Kanada zurück.
„Da hatte ich das Gefühl, dass sich alles sehr gut entwickelt. Dann haben wir peu à peu jedes Spiel gewonnen und auch hinten raus große mentale Stärke bewiesen. Da habe ich gemerkt, da geht einiges.“
Von Rückständen ließ sich das Team nicht aus der Bahn werfen. Frankreich führte im letzten Gruppenspiel mit 7:3, doch das deutsche Quartett arbeitete sich wieder heran und sicherte sich am Ende mit einem 14:13-Erfolg den Gruppensieg.
Es folgten das Halbfinale gegen Kanada, in dem Greinacher mit einem Buzzerbeater den Finaleinzug sicherte und das dramatische Endspiel vor den Augen von Dirk Nowitzki gegen Spanien.
Nach einem Pass von Brunckhorst sorgte Sunny G. 30 Sekunden vor Schluss für die 17:15-Führung. Die Spanierinnen konnten nur noch auf 16:17 verkürzen, der Olympiasieg für die deutschen Damen stand fest.
Brunckhorst schwärmt von Paris
„Ich habe es mir nie erträumen lassen, dass es ein Olympiasieg wird. Überhaupt bei Olympischen Spielen dabei zu sein, war mein absolutes Sport-Highlight. Das war mein großes Ziel, mein großer Traum. Dass es sich so entwickelt hat, hätte ich nicht gedacht“, beschrieb Brunckhorst immer noch ein wenig ungläubig ihre Gefühlslage.
Für das Ticket nach Paris hatte Brunckhorst höchstselbst gesorgt, mit einem Buzzerbeater beim Olympia-Qualifikationsturnier im ungarischen Debrecen.
Die 33-Jährige schwärmt noch viele Wochen später vom Erlebnis bei Paris 2024: „Paris war unglaublich. Es war so toll, wie gastfreundlich die Franzosen waren, wie sie die Hauptsehenswürdigkeiten zu Locations gemacht haben. Ich hatte dort unvergessliche zweieinhalb Wochen.“
Es war der perfekte Schlusspunkt auf Brunckhorsts Karriere, die nun als Managerin für Damen- und Mädchenbasketball bei ALBA Berlin arbeitet.
Dabei hat sie auch die weitere Entwicklung im 3x3 Basketball im Blick.
„Es hat das Potenzial, so wie Beachvolleyball für den Volleyball zu werden. Ich bin auch froh, dass es so einen Anklang gefunden hat. Die Strukturen sind noch nicht so ausgebaut, aber es ist wohl die Disziplin, die junge Leute abholen kann.“
In ihrer Heimatstadt bürgt sie von nun an mit ihrem Namen dafür, dass die Jugend die Möglichkeit erhält, 3x3 Basketball zu spielen. Der bestehende Platz in Wasserburg am Inn wurde offiziell auf den Namen Svenja-Brunckhorst-Court getauft.