Mutter und Athletin: Olympia-Traum erfüllt sich für deutsche Kiterin Leonie Meyer
Leonie Meyer und Max Meader sicherten sich bei Formula-Kiter-Weltmeisterschaften in Hyères die nationale Qualifikation für Paris 2024. Erfahren Sie, wie Meyer Profisport und Familienleben im Van koordiniert und alle Hürden überwindet.
Die Formula-Kite-Weltmeisterschaften vor Hyères boten am 19. Mai nicht nur spannende Wettkämpfe um die Weltmeistertitel der Frauen und Männer, sondern auch ein emotionales Rennen für die deutschen Kiterinnen und Kiter um die begehrten nationalen Startplätze für Paris 2024.
Bei den Männern verteidigte der Singapurer Max Maeder seinen Weltmeistertitel, während bei den Frauen Lauriane Nolot aus Frankreich erneut triumphierte. Die deutsche Leonie Meyer belegte zwar den 15. Platz, war jedoch überglücklich: Mit diesem Wettkampf erfüllte sie alle Kriterien für die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Paris 2024, die vom 28. Juli bis 8. August in Marseille stattfinden werden.
Für Leonie Meyer war der Weg zu den Olympischen Spielen als Profi-Kiterin, Mutter, angehende Ärztin und zusammen mit ihrem Partner, Sohn und Hund im Van lebend besonders herausfordernd. Trotz dieser Hürden hat sie ihr großes Ziel erreicht und freut sich nun auf die olympische Regatta.
„Damit wird ein großer Traum wahr. Ich freue mich einfach auch sehr, dass ich meinem Umfeld, meinen Unterstützern mit der Olympia-Qualifikation etwas zurückgeben kann für den tollen Rückhalt“, sagte Leonie Meyer nach dem Wettkampf gegenüber dem Deutschen Seglerverband.
Während Leonie Meyer als einzige Frau für den nationalen Startplatz infrage kam, lieferten sich Jannis Maus und Florian Gruber an diesem Wochenende einen harten Konkurrenzkampf. Maus erzielte den 5. Platz bei der WM 2024 und setzte sich damit im dritten von fünf nationalen Ausscheidungsregatten (EM, Trofeo Princesa Sofía, WM) gegen Gruber, der den 19. Platz belegte, durch.
Für Meyer und Maus erfüllte sich damit ihr Traum von der Olympia-Teilnahme, gleichzeitig zerplatzte er für Gruber.
„Es ist absolut phänomenal zu wissen, dass man Teil der weltgrößten Sportveranstaltung sein wird. Am meisten freue ich mich über meine persönliche Entwicklung. Dass ich nach so viel Schweiß, Blut und Tränen jetzt vorne reinfahren kann“, sagte Jannis Maus.
Es scheint, als habe die 31-jährige Leonie Meyer Superkräfte, indem sie Profisport, Studium, Familien- und Vanleben vereint. Erfahren Sie, wie die passionierte Kiterin alles unter einen Hut bringt und wie sie ihre wohl größte Herausforderung – die olympische Regatta – meistern möchte.
*Da die Nationalen Olympischen Komitees die ausschließliche Zuständigkeit für die Vertretung ihrer jeweiligen Länder bei den Olympischen Spielen haben, hängt die Teilnahme der Athlet*innen an den Pariser Spielen davon ab, dass ihr NOK sie als Vertreter*innen ihrer Delegation für Paris 2024 auswählen.
Leonie Myer: Profisport, Familie und Vanlife sind vereinbar
Leonie Meyer zählte zu den besten Skiffseglerinnen Deutschlands. Neben dem Profisport wollte sie sich jedoch auch ihren Traum als Ärztin erfüllen und entschied sich 2016 für den Wechsel in den flexibleren Individualsport Kitesurfen. Ohne Segelpartnerin konnte sie ihre Trainingseinheiten nach ihrem Uni-Stundenplan gestalten. Sie glaubte fest daran, dass Kitesport eine olympische Disziplin in Paris 2024 werden könnte – und behielt Recht.
Sie erfüllte sich auch den Traum einer Familie mit ihrem Partner Darian Rubbel. Im Mai 2021 kam ihr Sohn Levi mit einer Fehlbildung am rechten Unterschenkel (Fibular Hemimelia) zur Welt. Neben dem ganz normalen Alltagsstress, dem Leben auf engem Raum im Van vor der Küste Spaniens und den Trainingseinheiten kamen zahlreiche Behandlungen und lange Krankenhausaufenthalte im Ausland für ihren Sohn hinzu.
Diese mentalen und physischen Herausforderungen meisterten sie vor allem durch den starken Familienrückhalt, zu dem auch Oma Sabine zählt, die einst knapp die Olympia-Qualifikation im Segeln verpasste. Die Anstrengungen zahlten sich 2023 bei der Formula Kite WM aus, als Meyer den Quotenplatz für Deutschland sicherte und nun bei der nationalen Qualifikation in Hyéres aus.
„Ich will vor allem zeigen, dass es möglich ist, professionelle Athletin und Mutter gleichzeitig zu sein“, sagte Meyer gegenüber dem Mopo-Magazin.
Für die Kiterin ist auch die deutsche Olympiasiegerin im Beachvolleyball, Laura Ludwig, ein Vorbild. Beide teilen die Ansicht, dass das Muttersein nicht das Ende der Profikarriere bedeutet.
Alle Leidenschaften auf kleinem Raum zu vereinen, da sie bereits mehr als zwei Jahre im als Familie im Van leben, ist nicht ganz so einfach. Leonie Meyer gewährt ihren Fans auf Social Media einen Einblick in ein Leben. In ihrer Instagram-Story scherzte sie darüber, dass eine ihrer größten persönlichen Herausforderungen das Organisieren und Verstauen aller Sachen in ihrem Van sei – vor allem, wenn alle Dinge ihres Sohns und das vielzählige Kite-Equipment griffbereit sein müssen.
Auf die kommenden Olympischen Spiele blickt Meyer positiv: „Die Minimalanforderung an mich selbst ist, die Top 8 zu erreichen. Aber natürlich will jeder mit einer Medaille nach Hause gehen, ich auch.“
Bei der WM 2024 war sie überglücklich, sich für Paris qualifiziert zu haben, reflektiert aber auch über ihre Leistung (15. Platz): „Wir haben bei der WM noch einige Baustellen aufgedeckt, die wir jetzt angehen.“