Mit Style zu Gold: Urbane Sportstars über ihren persönlichen Kleidungsstil

Olympic Qualifier Series
8 minVon Lena Smirnova and Chloe Merrell
B-Girl Syssy tanzt am besten in Kleidung, in der sie sich wohl fühlt.
(Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Kleidung unterstreicht besonders in urbanen Sportarten den persönlichen Stil der Athletinnen und Athleten, sie spiegelt ihre Persönlichkeit wider. In einigen Fällen kann die kreative Auswahl der Kleidungsstücke den Sportlerinnen und Sportlern sogar einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz verschaffen.

„Wir müssen originell sein, also ist ein eigener Stil eine wirklich gute Möglichkeit, herauszustechen. Und um ehrlich zu sein, kann Kleidung manchmal deinen Tanz verändern“, sagte das französische B-Girl Syssy gegenüber Olympics.com. „Wenn du dich in deiner Kleidung wohlfühlst, wirkt dein Stil gut. Du wirst besser tanzen, daher ist Style wirklich wichtig und manchmal kannst du einen Kampf gewinnen, weil du stylish bist."

Zwar gibt es keine Extrapunkte für die besten Outfits bei den Wettkämpfen, doch es lassen sich einige Athletinnen und Athleten nicht nehmen, sich dadurch von der Masse abzuheben.

„Ich mag es, gut auszusehen“, sagte die US-amerikanische Skateboarderin Paige Heyn. „Wenn ich ein Outfit trage, in dem ich mich nicht wohlfühle, habe ich das Gefühl, dass ich nicht so gut skate.“

Das deutsche B-Girl Jilou, das bei der Olympic Qualifier Series 2024 in Budapest antreten wird, liebt es mit bunten Outfits aufzufallen. Manchmnal sind es kleine Details, ein buntes Top, grelle Sneaker oder ein sportlicher Track-Suit in bunten Farben.

Woher nehmen Athletinnen und Athleten ihre modische Inspiration? Olympics.com befragte vor den bevorstehenden Olympic Qualifier Series (OQS) in Budapest, Ungarn, einige Trendsetter aus den Bereichen Breaking, BMX-Freestyle, Skateboarding und Sportklettern.

Verfolgen Sie die Wettkämpfe aus Budapest live auf dem Olympic Channel über Olympics.com und die offizielle Olympia-App für Paris 2024.

Das 1x1 des urbanen Streetstyles

Wie in den urbanen Sportarten auch, gibt es beim Kleidungsstil keine strikten Vorgaben, es dreht sich alles um Kreativität und Freestyle – Kleidungsstücke werden nach dem persönlichen Geschmack kombiniert oder verändert.

„Unter Sportler*innen oder Fahrer*innen gibt es einen bestimmten Style, einen Stil, der ziemlich cool und entspannt ist. Also versuche ich - ohne es zu versuchen - täglich ein bisschen von diesem Style zu haben", sagte der französische BMX-Freestyler Anthony Jeanjean. „Er (Kleidungsstil) ist sehr repräsentativ für die Denkweise von BMX und Extremsport im Allgemeinen. Es stimmt, dass es sehr ernst ist, aber es ist immer noch cool und entspannt. Wir verstehen uns sehr gut, wir sind sehr einfach, also ja, [Style] ist ein Teil unserer Identität.“

Während Skinny Jeans ein fester Bestandteil im Kleiderschrank von BMX-Fahrerinnen und Fahrern sind, bevorzugen Skaterinnen und Skater besonders den Oversize-Look mit weiter Kleidung.

Der japanische Street-Skateboarder Aoki Yukito ist für sein Gespür auf Grind-Rails ebenso bekannt wie für seine weiten Hosen.

„Ich versuche, mich so zu stylen, wie nur ich es kann“, sagte Aoki.

Seine Teamkollegin, Olympiasiegerin Nishiya Momiji, ist ebenfalls bekannt für ihre stylishen Outfits, die zwar auf den ersten Blick wirken, als hätte sie sich keine Gedanken darum gemacht, doch mit ihren speziellen T-Shirts oder Hosen in leuchtenden Farben auffallen. Die 16-Jährige bleibt der Skateboard-Maxime „Je lockerer, desto besser.“

Olympic champion Nishiya Momiji is also hailed as a fashion trendsetter thanks to her bright, laid-back outfits.

(Antonio Masiello/Getty Images)

Der US-amerikanische Skate Paige Heyn gefällt der Style von Nishiya und bezeichnet sie als Inspiration für ihre täglichen Outfits.

Die Suche nach dem perfekten Statement-Piece hat sie an einige unerwartete Orte geführt.

„Ich habe es in der Kinderabteilung eines kleinen Ladens in Arizona gefunden, und es passte, also habe ich es gekauft“, sagte Heyn und zeigte auf ihr schwarzes T-Shirt mit einem roten Cartoon-Hund auf der Vorderseite. „Baggy-Hosen und ein bauchfreies Oberteil sind normalerweise meine erste Wahl.“

Rayssa Leal aus Brasilien**,** Stammgast im Skatepark und auf dem roten Teppich, wird von ihren Fans auch für ihren persönlichen Style gefeiert - von weiten Hosen, Crop-Tops bis zu Designerkleidern. Die Olympiamedaillengewinnerin und Gewinnerin der OQS Shanghai liebt es, die Zuschauerinnen und Zuschauer mit außergewöhnlichen Outfits zu überraschen.

„Mein Style ist Streetwear. Aber wenn ich in [meiner Heimatstadt] Imperatriz bin, versuche ich, mich ein wenig zu verändern“, sagte Leal. „Ich bin sehr vielseitig in Bezug auf alles.“

Musikvideos, Fitnessstudios und eine Nähmaschine: Inspiration gibt es überall

Ob in der Kinderabteilung eines Kaufhauses oder von den Kleiderschränken der Konkurrenz, urbane Sportstars lassen sich von allem inspirieren, wenn es um den persönlichen Kleidungstil geht.

Für BMX-Freestyle-Olympiasiegerin Charlotte Worthington ist Musik eine wichtige Inspirationsquelle, besonders die im Skatepark gespielt wurde, als sie zum ersten Mal als Jugendliche einen Roller ausprobierte.

„Mein Style ist wahrscheinlich stereotyp, aber ich liebe diesen Pop-Punk-Stil wirklich. Ich höre viel Blink 182, die neuen Sachen von Machine Gun Kelly. Ich habe viele Tattoos. Meine Frisur ist von Avril Lavigne und ihrer Musik inspiriert“, sagte Worthington. „Beim BMX geht es definitiv darum, sich auszudrücken. Es ist sehr kreativ. Und das betrifft auch die Aufnahmen, die Fotografie, die Fahrer selbst, ihre Kleidung, ihren Musikgeschmack, wie ihr Fahrrad aussieht, wie ihr Stil auf der Strecke wirkt.“

Sport kann auch den persönlichen Style inspirieren.

Für den BMX-Freestyle-Olympiasieger Logan Martin verschmelzen Training und Alltag, so verwendet er auch in beiden Situationen die gleichen sportlichen Kleidungsstücke.

„Ich trage allgemein Sachen, die ich im Fitnessstudio trage, sie zeigen, dass ich ein aktiver Mensch bin, normalerweise Shorts... ein Tank Top oder ein T-Shirt“, sagte der australische Fahrer. „Ich bin ein ziemlich aktiver Mensch, deswegen bleibe ich so."

Für den italienischen Sportkletterer Stefano Ghisolfi ist es stylish und praktisch, dem sportlichen Style treu zu bleiben.

„Ich trage jeden Tag Kletterkleidung, auch wenn ich zu einem Abendessen gehe“, sagte Ghisolfi. „Mein Style ist sehr nah an dem Kleidungsstil beim Sportklettern.“

Italy's Stefano Ghisolfi opts to keep a similar, sporty look on and off the climbing wall.

(Zhe Ji/Getty Images)

Der Brite James Pope verändert gerne Kleidungsstücke und peppt sie durch besondere Details auf. Er greift dafür gerne selbst zu Nähmaschine. Seine Mutter hat ihm als gelernte Schneiderin schon früh das Nähen beigebracht.

„Dieses Hemd ist wahrscheinlich das Beste, was ich je gemacht habe“, sagte Pope in einem Interview mit Olympics.com über sein dunkelblaues, langärmeliges Hemd, das er trug. „Ich habe es aus einer Jacke gemacht, die ich bereits hatte und deren Schnitt mir gefiel, und dann habe ich einfach mit dem Maßband nachgezeichnet und gemessen und dann das Muster auf ein Blatt Papier gebracht. Dann legt man es einfach auf den Stoff und schneidet daran entlang.

„Es ist ein kleines Nebenprojekt. Es ist schön, etwas Kreatives zu machen und am Ende daraus etwas entsteht.“

Löcher und simple 8er-Packs an T-Shirt - ungewollt cool

James Popes Augenmerk für gute Schnitte und besondere Details von Kleidung wird nicht von allen urbanen Sportlerinnen und Sportlern geteilt.

Für einige Olympioniken und Olympiahoffnungen spielt Mode und Style in der Sportwelt kaum eine Rolle.

„Ich bin der Typ, der seine Kleidung trägt, bis Löcher drin sind, bis man sie nicht mehr tragen kann“, sagte der US-amerikanische Street-Skateboarder Chris Joslin. „Ich fahre einfach Skateboard und rutsche über den Beton, zerreiße meine Kleider und verdiene damit meinen Lebensunterhalt.“

Sein Teamkollege, der Park-Skater Tate Carew, war ebenfalls verblüfft über die Vermutung, dass er ein Trendsetter sein könnte.

„Ich kaufe einmal im Monat ein Achterpack schlichte T-Shirts, weil sie am Ende einfach zerreißen“, sagte er. „Ich trage fast jeden Tag, an dem ich skate, genau diese Shorts, also muss ich nicht wirklich darüber nachdenken. Ich konzentriere mich lieber auf das Skaten als darauf, wie mein Outfit aussieht, und ich denke, ein einfarbiges Outfit sieht ziemlich gut aus. Es gibt einige Leute, die sich mit ihren Outfits ziemlich anstrengen, aber für mich ist das einfach nicht der Fall.“

Ein Skateboard und ein paar schlichte T-Shirts sind alles, was Chris Joslin aus den USA braucht.

(Lintao Zhang/Getty Images)

Der Australier Kieran Woolley zuckte bei der Frage nach seiner Style-Inspiration ebenfalls nur mit den Schultern.

„Ich neige dazu**, ganz in** Schwarz zu skaten“, sagte der Park-Skater. „Ich weiß nicht, was das repräsentiert.“

Mit ihren ungeplanten und praktischen Outfits hat sich der Skater-Look dennoch zu einem echten Modetrend entwickelt. Einige Menschen kleiden sich so, selbst wenn sie noch nie einen Skatepark betreten haben und den Sport nicht verfolgen.

„Es ist irgendwie seltsam“, sagte der britische Streetskater Joe Hinson. „Früher waren wir irgendwie verpönt, weil wir Skateboarder sind, aber jetzt gehst du die Straße entlang und siehst Leute in Vans (Marke) oder du siehst Leute in DCs und du siehst Leute in Fallen oder diesen Skate-Marken. Es ist wirklich seltsam, dass genau sie sich vielleicht irgendwann über uns lustig gemacht haben, weil wir Baggy Jeans und Skateschuhe getragen haben. Aber jetzt ist es so, als ob sich jeder wie Skateboarder kleiden möchte.“

Auch die BMX-Freestyle-Fahrer tauschen langsam ihre engen Jeans gegen den lässigen Skate-Style aus.

„Viele Leute kommen zu mir und sagen: 'Nun, ich dachte immer, du würdest Skinny Jeans tragen, wie Givenchy'. Und ich sagte: 'Das bin nicht ich'. Nur weil du auf dem Rad Skinny Jeans trägst", sagte der britische Fahrer Jude Jones. „Aber ich habe gerade erst angefangen, mich an stylischere Sachen wie Vans und Carhartt-Hosen auf dem Rad zu wagen, und es fühlt sich gut an. Wenn du dich gut fühlst, fährst du gut.“

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