DER OLYMPISCHE FRIEDEN

Alle zwei Jahre verabschieden die Vereinten Nationen im Herbst vor jeder Ausgabe der Olympischen und Paralympischen Sommer- und Winterspiele eine Resolution, in der sie zur Einhaltung des Olympischen Friedens, dem internationalen Waffenstillstand, aufrufen. Diese Tradition geht auf die Spiele des antiken Griechenlands zurück. Im neunten Jahrhundert v. Chr. unterzeichneten die Könige der Region einen Vertrag, damit Einheimische, Athletinnen und Athleten sowie Künstlerinnen und Künstler sicher zu den Olympischen Spielen reisen konnten. Dem Brauch zufolge brachte die Ekecheira (übersetzt "Waffenstillstand") die Konflikte über den Zeitraum von sieben Tagen vor Beginn der Spiele bis sieben Tage nach ihrem Ende zum Erliegen.

FRIEDEN IM ZEITALTER DER MODERNEN SPIELE

Für die Olympischen Spiele der Neuzeit wurde im Jahr 1992 vom Internationalen Olympischen Komitee (IOK) die Initiative zur Wiederbelebung des Olympischen Friedens eingeführt. Seit 1993 arbeitet das IOK eng mit den Vereinten Nationen (UN) zusammen, und jedes Jahr vor den Olympischen Spielen bekräftigt die Generalversammlung der Vereinten Nationen ihre Unterstützung für das Prinzip des Olympischen Friedens durch die Verabschiedung einer Resolution.

Der Olympische Gedanke ist das wichtigste Symbol des Friedens in einer Welt, die von vielen Konflikten und Leidtragenden durchzogen ist. Der Olympische Gedanke ermöglicht, Menschen aus aller Welt zusammenzubringen, wo sie einander mit Respekt, Toleranz und gegenseitigem Verständnis begegnen. Diese grundlegenden Elemente bilden das Fundament für eine friedvolle Welt.
Antonio GuterresGeneralsekretär der Vereinten Nationen seit 2017 (2018)

Diese symbolische Revolution lädt die UN-Mitgliedstaaten dazu ein, während der Spiele einen Waffenstillstand einzuhalten. Damit wird die Bedeutung des Olympismus betont und der Frieden zwischen den Nationen gefördert. Das Ziel besteht darin, Länder aus der ganzen Welt dazu zu ermutigen, ihre internationalen Streitigkeiten auf friedliche und diplomatische Weise beizulegen, im Einklang mit den Prinzipien der UN-Charta.

DIE RESOLUTION FÜR DEN OLYMPISCHEN FRIEDEN FÜR DIE SPIELE PARIS 2024

Am 21. November 2023 nahmen Tony Estanguet und Thomas Bach an der 78. Sitzung der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York teil und hielten die Einführungsrede für die Resolution. Am Ende der Sitzung wurde der Beschluss mit 118 Ja-Stimmen und zwei Enthaltungen angenommen. Die Resolution trägt den Titel „Aufbau einer friedlichen und besseren Welt durch Sport und das Olympische Ideal“.

Sport appelliert an Toleranz und Respekt. Religiöse und kulturelle Unterschiede spielen dabei keine Rolle.Vielmehr ist Diversität oft eine Stärke, denn die Sportlerinnen und Sportler mit unterschiedlichem Hintergrund ergänzen sich und bilden ein besseres Team. Im Sport macht gerade das Anders sein den Unterschied. Die Spiele verkörpern auf beste Weise die Kraft des Sports, indem sie die Werte des Teilens, der Toleranz und des Respekts weltweit verbreiten. Sie vereinen die Werte des Sports mit der Vielfalt der Welt; sie sind universell.
Tony EstanguetPräsident von Paris 2024

Wie bei den bisherigen Ausgaben forderte die Resolution die Einhaltung des Olympischen Friedens, einen Waffenstillstand von sieben Tagen vor den Olympischen Spielen bis sieben Tagen nach den Paralympischen Spielen, also vom 19. Juli bis 15. September 2024.

Die Resolution erkennt die einigende Rolle der Spiele in Paris 2024 an, bei denen Athletinnen und Athleten aus allen NOKs sowie die vom IOK und IPK zugelassenen Olympischen und Paralympischen Flüchtlingsteams willkommen geheißen werden. Sie befürwortet auch das Ziel von Paris 2024 und des IOK, dass die gleiche Anzahl von Athletinnen und Athleten an den Olympischen Spielen teilnehmen werden, sodass zum ersten Mal bei diesen Spielen eine Geschlechterparität erreicht wird. Die Resolution würdigt außerdem die Rolle der olympischen und paralympischen Athlet*innen, die zur Förderung des Friedens und der Harmonie zwischen den Völkern durch den Sport und den Olympischen Gedanken spielen.

Aus diesem Grund freuen sich die Athletinnen und Athleten sowie die gesamte olympische Gemeinschaft zusammen mit Milliarden Menschen weltweit auf die Olympischen Spiele Paris 2024. Diese Spiele werden tatsächlich eine neue Ära der Olympischen Spiele repräsentieren: integrativer und nachhaltiger. Es werden die ersten Olympischen Spiele mit vollständiger Geschlechterparität sein. Diese ersten Olympischen Spiele werden von Start bis Ziel inspiriert, geplant und ausgeführt im Einklang mit den Reformen der Olympischen Agenda.
Thomas BachPräsident des IOK