Der 17. März ist Welttag des Schlafens – auch Leistungssportler*innen hören manchmal den Weckeralarm nicht
Der 17. März ist Welttag des Schlafens und wir präsentieren deshalb die Geschichten von einigen Athlet*innen, von Eric Heiden bis hin zu Red Gerard, die fast einen ihrer wichtigsten Wettkämpfe verschlafen hätten.
Es klingt einfach, sich für den Wettkampftag den Wecker zu stellen, das klappt auch meist, in einigen Fällen war es allerdings für die Athlet*innen zu verlockend, sich noch einmal umzudrehen. Es scheint nicht nur ein Einzelfall zu sein, dass ein Sportler oder eine Sportlerin den Wettkampf verschlafen haben. Fast wurde in einigen Fällen der greifbare Lebenstraum zum Albtraum. Am Welttag des Schlafes stellt Olympics.com Sportler*innen vor, die fast die größten Erfolge ihrer Karrieren verschlafen hätten.
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Eine wilde Nacht, der Alarm und der Weltrekord
In der Nacht des 22.Februars 1980 galt der Eisschnellläufer Eric Heiden bereits als einer der großen Stars der Olympischen Winterspiele 1980 in Lake Placid. Mit seinen 21 Jahren hatte er bereits die Goldmedaillen in über 500, 1.000, 1.500 und 5.000 Metern gewonnen und am nächsten Tag hatte er vor, sich die fünfte Goldmedaille auf der 10.000 m Strecke zu holen.
Heiden war am Vorabend sehr zuversichtlich auf seinen morgigen Sieg, um sich etwas zu entspannen, ging mit einigen Teamkollegen zum Olympischen Eishockeyspiel, bei dem die Vereinigten Staaten gegen die Sowjetunion spielten.
Bei diesem Eishockeyspiel kam es zu einem historischen Ereignis: Die Vereinigten Staaten gewannen mit einer Mannschaft aus jungen Amateurspieler mit 4:3 gegen das Team der Sowjetunion, welches bereits mehrere Goldmedaillen bei Olympia erzielt hatte. Das Ausmaß des amerikanischen Triumphs war so groß, dass daraus ein eigener Dokumentarfilm mit dem Titel „Miracle on Ice“ entstand.
„Wir wussten, dass es sehr schwierig für uns werden würde, das Stadion zu verlassen. Wir konnten die Hauptstraße nicht erreichen, um zum Olympischen Dorf zurückzukehren. Wir brauchten zwischen einer Stunde und anderthalb Stunden, um in die Villa zurückkehren zu können und alles, woran ich denken konnte, war, dass ich so schnell wie möglich dort zu sein, weil ich am nächsten Tag antreten musste“, sagte Heiden 2013 in einem Interview mit Getty.
Der Morgen am 23. Februar begann nicht so, wie es sich der mehrfache Olympiasieger vorgestellt hatte - er hörte nämlich seinen Weckeralarm nicht.
„Normalerweise wachte ich etwa drei Stunden vor dem Wettkampf auf. Ich gehe zum Frühstück und mache dann meine üblichen Routinen vor dem Wettkampf, die etwa zwei Stunden dauern und gehe dann auf die Strecke, für eine Testrunde“, sagte Heiden.
„Aber damals, eineinhalb Stunden vor dem Rennen, hörte ich, wie hart an meine Schlafzimmertür geklopft wurde. Es war mein Trainer, der mir rief: 'Wir sind im Auto und warten auf dich. Wo warst du?'"
Heiden war eingeschlafen. Der Wecker klingelte um 6.20 Uhr und seine Trainerin Dianne Holum holte ihn um 7.40 Uhr im Raum des Olympischen Dorfes ab. Der 10.000-Meter-Lauf sollte bereits um 9 Uhr stattfinden.
Trotz alledem gewann Heiden bei dem Rennen seine fünfte Goldmedaille und stellte einen neuen Weltrekord von 14: 28,13 Minuten auf.
TV-Serie und das Vergessen der Jacke
Der 17-jährige Teenager Redmond Gerard galt als Favorit beim Slopestyle-Snowboard Wettkampf der Herren am 11. Februar 2018 bei den Olympischen Spielen in PyeongChang. Dem Amerikaner war allerdings nicht, welche große Bedeutung die Olympischen Spiele tagen:
„Bevor ich zu den Spielen kam, hatte ich keine Ahnung, was eine Olympiade wirklich ist. Ich bin mit den X-Games und der Dew Tour aufgewachsen und hatte nicht realisiert, wie groß dieser Wettbewerb sein würde", sagte Gerard gegenüber Yahoo News.
In der Nacht vor dem Snowboard-Wettkampf hatte sich der 17-Jährige entschieden, im Zimmer zu bleiben. Er schaltete seinen Computer ein, schaute sich ein paar Folgen der Comedy-Serie „Brooklyn Nine-Nine“ an und schlief währenddessen ein.
Wie Gerard berichtete, schüttelte ihn am nächsten Morgen sein Mitbewohner und gleichzeitiger Rivale im Wettbewerb, Kyle Mack, um 6.20 Uhr und fragte: „Red, musstest du nicht um 6.00 Uhr aufstehen?“ Verlegen sprang Gerard aus dem Bett, belegte sich ein Sandwich mit Ei, Schinken, Käse und Avocado und schnappte sich seine Sachen.
Das zweite Problem war dann, dass er seine Wettkampfjacke nicht finden konnte. Er bat Mack, ihm eine seine Jacke für den Wettkampf zu leihen und so macht er sich auf den Weg zur Strecke.
Schließlich konnte er seine Sprünge mit einem Mix aus Geschwindigkeit und Kreativität vorzeigen, was ihm von der Jury 87,16 Punkte erbrachte und er somit die Olympischen Winterspiele in PyeongChang gewann - das Bild von Red Gerard, mit seinen beiden Händen im Gesicht und einem Blick der absoluten Überraschung, sich selbst als Erster in der Wertung zu sehen, wird wohl für immer in Erinnerung bleiben.
Der 17-jährige Teilnehmer wurde der jüngste männliche US-Athlet, der seit 1928 ein Podium erreichte und war der erste Medaillengewinner der Olympischen Winterspiele in der Geschichte der Olympischen Winterspiele, der in den 2000er Jahren geboren worden war.
Der längste Marathon der Geschichte – verlängert durch ein Schläfchen
In dieser letzten Geschichte, geht es zwar um keinen Medaillengewinner, allerdings um den japanischen Marathonläufer Shizo Kanaguri, der bei den Olympischen Spielen von Stockholm 1912 teilnahm und in einer sehr menschliche Situation endete – schließlich legt fast jeder gern nach einer großen Anstrengung ein kleines Schläfchen ein und viele sind etwas peinlich berührt, wenn sie ein wichtiges Ereignis verschlafen.
Der Japaner kam als einer der Favoriten für die Goldmedaille in die schwedische Hauptstadt. Allerdings gab es bereits von Anfang an Komplikationen. Durch die lange Bootsfahrt und die Transsibirischen Zugfahrt brauchte er etwa 18 Tage, um Schweden zu erreichen. Ohne trainieren zu können und sich ideal ernähren zu können, kam er am 14. Juli 1912 an, um an einem legendären Marathon teilnehmen zu können.
Am Wettkampftag herrschte mit 32 Grad eine ungewöhnliche drückende Hitze in Stockholm, so dass nur 35 der 68 Läufer die Ziellinie erreichten.
Bei Kilometer 30 litt Shizo Kanaguri unter einem Hitzschlag und an Dehydrierung, was ihn dazu veranlasste, eine einheimische Familie zu bitten, ihn ins Haus zu lassen, damit er ein paar Gläser Wasser trinken konnte. Nachdem er sich etwas ausgeruht hatte, schlief der Japaner in einem Sessel ein und wachte erst auf, als der Wettbewerb vorbei war.
Peinlich berührt, den Marathon nicht eendet zu haben, beschloss der Japaner, sich nicht dem Rest seines Teams anzuschließen, sondern reiste allein nach Japan zurück.
Vier Jahre später nahm Shizo Kanaguri am Marathon der Olympischen Sommerspiele 1920 in Antwerpen teil, wo er den 16. Platz belegte und lief bei den Spielen 1924 in Paris, allerdings konnte er dort wie in Stockholm sein Rennen nicht beenden.
Doch eigentlich endete sein schwedischer Marathon erst 1967, als das schwedische Olympische Komitee auf den Mythos des „verschwundenen Marathonläufers“ aufmerksam wurde. Ein schwedischer Journalist machte sich auf die Suche nach Kanaguri und er wurde anschließend zum 55. Jahrestag der Olympischen Spiele eingeladen.
So lief Kanaguri am 20. März 1967 mit 76 Jahren die letzten 100 Meter in das Stadion ein und konnte somit symbolisch den 1912 begonnenen Marathons beenden – der Wettkampf hatte somit 54 Jahre, 8 Monate, 6 Tage, 5 Stunden, 32 Minuten und 20,3 Sekunden angedauert.