Am 10. November 2024 starteten 40 mutige Skipperinnen und Skipper ihr Abenteuer in das Solo-Weltumsegelungsrennen Vendée Globe, auch bekannt als der Mount Everest der Meere.
Die 10. Ausgabe der Vendée Globe stellte die Seglerinnen und Segler bereits vor erhebliche Herausforderungen, nachdem sie in der Nähe von Nantes, Frankreich, in See gestochen sind.
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Zurück in die Zukunft: Boris Hermann auf Jagd nach Platz 7
Die meisten Skipperinnen und Skipper haben den Indischen Ozean hinter sich gelassen und den Pazifik erreicht. Doch nicht alle werden das Ziel der Vendée Globe 2024/25 erreichen: Am 16. Dezember gaben sowohl die Britin Pip Hare als auch Szabolcs Weöres aus Ungarn bekannt, dass sie das Rennen wegen irreparabler Schäden an ihren Booten beenden müssen. Von den ursprünglich 40 gestarteten Booten sind noch 36 im Rennen.
Der deutsche Segler Boris Herrmann hat bereits als „Malizia-MacGyver“ bewiesen, dass für Probleme an Board immer kreative Lösungen findet. Nun schlüpft Herrmann in die Rolle des Wissenschaftlers Dr. Emmett Brown aus dem Kultfilm „Zurück in die Zukunft“, um eine neue Siegstrategie zu entwickeln, wie er im folgenden Social-Media-Post zeigt.
Herrmann hat Neuseeland passiert und sich auf den 8. Platz (Stand 20. Dezember) vorgearbeitet. Er ist dem Franzosen Yannick Bestaven (Platz 7) dicht auf den Fersen. Die Spitze führt weiterhin ein französisches Trio an mit Charlie Dalin, Yoann Richomme und Sébastian Simon. Der nächste große Meilenstein für die Segler ist das dritte der drei berühmten Kaps: das Kap Hoorn.
Freitag, der 13. Dezember: Wenig Wetter-Glück für Herrmann
Seit vier Wochen trotzen die Skipperinnen und Skipper der Vendée Globe 2024/25 den Herausforderungen des härtesten Solo-Segelrennens der Welt. Am 10. Dezember sorgte der führende des Rennens, Charlie Dalin, für eine historische Leistung: Mit einer Zeit von 9 Tagen, 22 Stunden und 27 Minuten stellte er einen neuen Rekord für die Passage vom Kap der Guten Hoffnung bis Kap Leeuwin auf – und brach damit den 16 Jahre alten Bestwert von Michel Desjoyeaux.
Am 12. Dezember erreichte auch Boris Herrmann das Kap Leeuwin vor Australien, kämpft jedoch weiterhin mit schwachen Winden. Er hat sich zurück in die Top 10 gearbeitet, liegt aktuell auf Platz 10. Doch die Wetterbedingungen an Freitag, dem 13. Dezember, scheinen es ihm schwer zu machen, weiter in die französisch dominierte Spitzengruppe vorzudringen.
Sein neues Ziel: das Kap Horn bis Neujahr zu erreichen. „Ich bin überzeugt, dass wir vor dem 1. Januar dort ankommen“, sagte Boris Herrmann optimistisch gegenüber dem NDR. Mit unerschütterlichem Optimismus und Einfallsreichtum bleibt Herrmann seiner Rolle als „Malizia-MacGyver“ treu – keine Herausforderung bleibt ungelöst. Nach einer Vorsegel-Reparatur, für die er das Boot verlangsamen musste, reparierte er kurzerhand seinen Rasierer mithilfe der Bordelektronik, wie er im folgenden Social-Media-Post zeigte.
6. Dezember: "Malizia-MacGyver" unter Schlafentzug
Boris Herrmann und mehr als die Hälfte der Flotte haben mittlerweile das Kap der Guten Hoffnung passiert. Der Franzose Louis Burton musste jedoch das Rennen zuvor abbrechen, da sein Boot irreparable Schäden erlitt. Auch die übrigen Skipperinnen und Skipper kämpfen mit Reparaturarbeiten: Die Britin Pip Hare verzweifelte fast an dem Loch in ihrem Segel, doch konnte es reparieren und stellte am 5. Dezember einen neuen Geschwindigkeitsrekord von 39,6 Knoten auf.
Herrmann bewies ebenfalls Improvisationstalent, indem er eines seiner Foils notdürftig reparierte. Auf Social Media erhielt er dafür den Spitznamen „Malizia-MacGyver“, in Anlehnung an sein Boot Malizia und die Kultfigur des Technik-Genies MacGyver. Herrmann kündigte an, sich eine Vokuhila-Frisur zuzulegen, sollte er das Rennen in den Top 3 abschließen – ganz im Stil der TV-Legende.
Eine der größten Herausforderungen für Herrmann bleibt der Schlafmangel. „Es ist rau an Bord. Wenn ich 45 Minuten Schlaf bekomme, ist das schon viel“, sagte er dem NDR. Um der Einsamkeit entgegenzuwirken, öffnet er jeden Tag ein Türchen im Adventskalender, den ihm seine Frau Birte mitgegeben hat. Am Nikolaustag gönnte er sich sogar ein paar Zimtsterne, wie er auf Social Media teilte.
Momentan liegt Herrmann auf Platz 11, rund 2635 Kilometer hinter dem führenden Charlie Dalin.
Tag 18: Ein Papagei, neue Rekorde und das Kap der Guten Hoffnung in Sicht
Alle Skipperinnen und Skipper, die noch im Rennen sind, werden am 28. November, den Äquator überquert haben – ein Meilenstein im härtesten Segelrennen der Welt.
Die Britin Pip Hare feierte ihren persönlichen Höhepunkt bereits am 22. November: Mit lauter Musik und einem Tanz an Bord, begleitet von ihrem neuen Freund, einem aufblasbaren Papagei, ließ sie ihrer Freude freien Lauf, bevor sie ihre Reise entlang der Küste von Rio de Janeiro fortsetzte.
Der deutsche Segler Boris Herrmann steuert derweil Richtung Südafrika, mit dem Ziel, das Kap der Guten Hoffnung möglichst schnell zu passieren. Bisher kämpft er jedoch mit schwachem Wind und liegt aktuell auf Rang 11. Auch für die Schweizerin Justine Mettraux lief es zuletzt nicht optimal: Der Verlust ihres großen Vorsegels hat sie auf Platz 13 zurückgeworfen. Beide hoffen, spätestens im Südpolarmeer wieder Plätze gutzumachen.
Die französischen Einrumpfboot dominieren die Spitze: Sébastien Simon nutzte Wind und Wellen meisterhaft und stellte gleich mehrere Rekorde in den vergangenen Tag auf: Er hält einen neuen 24-Stunden-Rekord mit 614,25 Seemeilen, dazu den Distanzrekord (578,07 Seemeilen) und den Geschwindigkeitsrekord (28,2 Knoten = 52,23 km/h). Trotz dieser Rekordjagd beweist Charlie Dalin taktisches Geschick und führt das Rennen weiterhin an.
Renndirektor Hubert Lemonnier rechnet damit, dass das erste Boot bereits in 70 Tagen den Ziel- und Startpunkt in Frankreich erreichen könnte. Damit würde der bisherige Rekord von Armel Le Cléac’h aus der Saison 2016/2017 (74 Tage, 3 Stunden, 35 Minuten) gebrochen werden.
Tag 11: Boje für die Wissenschaft und Hermann überquert Äquator
Die Vendée Globe 2024/25 zeigt einmal mehr, wie gnadenlos diese Regatta ist: Der Franzose Maxime Sorel musste am 15. November aufgeben. Bei Reparaturarbeiten verletzte er sich am Knöchel und konnte die Schäden am Großsegel auf See nicht beheben.
Der deutsche Boris Herrmann erlebte Höhen und Tiefen in den vergangenen Wettkampftagen. Nach einem fantastischen Start in den Top 3 geriet er vor den Kapverden ins Straucheln. Windflauten und zu wenig Schlaf, trotz Einhorn-Schlafmaske, machten ihm zu schaffen und warfen ihn auf Platz 23 zurück.
So kam es das die französisch-deutsche Isabelle Joschke und Herrmann sich einige Mal auf See begegneten. Joschke ist zufrieden mit ihrer aktuellen Position im Rennen, sie kämpfte sich von Platz 31 aktuell auf Platz 19 vor (Stand 22. November).
An Tag 8 nahm sich Herrmann Zeit für die Wissenschaft und setzte eine von ihm unterschriebene Treibboje aus, die Daten zu Wassertemperatur, Oberflächenströmungen und Luftdruck sammelt – wertvolle Informationen für die Klimaforschung. Insgesamt sollen fünf solcher Bojen von Skippern zwischen den Kanarischen und den Kapverdischen Inseln ausgesetzt werden.
Ein Höhepunkt erreichte Boris Herrmann an Tag 11, kurz vor Sonnenaufgang überquerte er den Äquator, was ihm neue Motivation für die kommenden Tag gibt, um sich erneute an die Spitze zu kämpfen. Aktuell hat er sich auf Platz 14 vorgearbeitet.
An der Spitze bleibt die französische Armada unschlagbar: Charli Dalin führt, gefolgt von Thomas Ruyant. Den dritten Platz hält der Brite Sam Goodchild, der am 19. November seinen 35. Geburtstag feierte. Ob sein Traum vom Sieg der Vendée Globe wahr wird, bleibt offen. Die Top-15 segeln nun entlang der brasilianischen Nordostküste und setzen Kurs auf das Kap Hoorn.
Tag 5: Boris Herrmann in der Spitzengruppe
Während einige Teilnehmende bereits erste Reparaturen bewältigen mussten, Thomas Ruyant (FRA) kämpfte mit einem Wassereinbruch und Fabrice Amedeo (FRA) erlebt einen Stromausfall an Bord, konnte sich Boris Herrmann, Deutschlands bekanntester Hochseesegler, ohne große Probleme in der Spitzengruppe etablieren.
Der Hamburger arbeitete sich von Platz 10 auf den dritten Platz (Stand Tag 5, 15. November) vor. Das Rennen wird angeführt von dem Briten Sam Goodchild (Vulnerable), hinter ihm der ehemals Navigator von Boris Herrmann, der Franzose Franzosen Nicolas Lunven.
Lunven bewies bereits ein gutes Gespür für Wind und Routenwahl. Er setzte sich im Gegensatz zu vielen anderen Booten weiter westlich ab, um den Küstenverkehr vor dem Kap Finisterre zu meiden. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 25 Knoten nutzte eine windgünstige Route und stellte einen 24-Stunden-Geschwindigkeitsrekord von 546,60 Seemeilen (über 1.012 Kilometer) auf.
Die Französisch-Deutsche Isabell Joschke hat nach eigenen Angaben ihren Rhythmus im Rennen noch nicht gefunden und befindet sich aktuell auf Platz 31. Doch bei dieser unberechenbaren Weltumsegelung ist weiterhin alles offen.
Das Rennen stellt nicht nur durch wechselnde Windbedingungen und notwendige Reparaturarbeiten eine Herausforderung dar, es ist auch eine mentale Belastung. Über 80 Tage ohne physischen Kontakt zu Familie und Freunden zu sein, erfordert mentale Stärke und Durchhaltevermögen.
„Für mich ist die Vendée Globe mehr als ein Rennen; vielleicht ist es nicht einmal ein Rennen. Ich versuche, es als eine Reise zu sehen“, sagte Herrmann gegenüber dem NDR.
Wo befinden sich aktuell die Skipperinnen und Skipper der Vendée Globe 2024?
Die Skipperinnen und Skippen haben das Kap Finisterre und die Kanarischen Inseln hinter sich gelassen und steuern nun auf die Kapverden vor der afrikanischen Küste zu, bevor es Richtung brasilianische Küste geht.
Hier können Sie live die aktuelle Segelroute und die Rangliste der Boote einsehen.