Straßenrad-WM 2024: Tadej Pogačar fliegt mit legendärem Solo zur Goldmedaille - Lotte Kopecky verteidigt Titel bei den Frauen

Der diesjährige Tour de France - und Giro d'Italia-Sieger vollendet die Radsport "Triple Crown" mit dem WM-Titel im Straßenrennen der Männer, Lotte Kopecky verteidigt ihren Titel bei den Damen und im Rahmenprogramm gibt es jede Menge Medaillen für die deutschen Fahrerinnen und Fahrer - für Antonia Niedermaier und Niklas Behrens gibt es einen WM-Titel in der U 23-Klasse.

8 minVon Fabian Breuer
Slovenia's Tadej Pogacar celebrates winning the men's Elite road race at the UCI World Championships 2024 in Zurich, Switzerland.
(REUTERS/Denis Balibouse)

Tadej Pogačar ist Weltmeister im Straßenrennen der Elite-Herren 2024. Der 26-jährige Superstar überquerte die Ziellinie in einer Zeit von sechs Stunden, 27 Minuten und 30 Sekunden (6:27:30), nachdem er 100 km vor dem Ziel des 273,9 km langen Rennens einen am Ende erfolgreichen Ausreißversuch gestartet hatte.

Der Australier Ben O'Connor überquerte die Ziellinie als Zweiter, 34 Sekunden hinter Pogačar, während Titelverteidiger Mathieu van der Poel Bronze holte.

Vor dem Rennen drehte sich alles um ein großes Duell. Pogačars historischer Versuch im Kampf um den Weltmeistertitel im Straßenrennen, bekam Konkurrenz vom belgischen Spitzenfahrer Remco Evenepoel. Der Slowene wollte nach Eddy Merckx (1974) und Stephen Roche (1987) zum dritten Fahrer der Radsportgeschichte werden, der in einer Saison die "Triple Crown" aus Siegen beim Giro d'Italia, bei der Tour de France und dem WM-Straßenrennen holt.

Evenepoel trat an, nachdem er vor einer Woche seinen Weltmeistertitel im Zeitfahren erfolgreich verteidigt hatte, und hoffte auf ein beispielloses Double-Double, denn vor etwa zwei Monaten holte der belgische Fahrer bereits Doppel-Gold bei Paris 2024.

Das Rennen nahm auf den letzten vier 26,8 km langen Runden Fahrt auf. Einige Kilometer nach dem Start hatte eine Ausreißergruppe um den deutschen Fahrer Simon Geschke zunächst für eine stabile Rennsituation gesorgt. Etwa 130 Kilometer vor dem Ziel hatte eine zweite Gruppe, um den deutschen Shootingstar Florian Lipowitz an die Spitzengruppe aufgeschlossen.

Doch etwa 100 Kilometer vor dem Ziel überraschte Pogačar das gesamte Peloton. Schon etwa 100 km vor dem Ziel setzte er eine Attacke, nur der Italiener Andrea Bagioli konnte der ungewohnt frühen Attacke zunächst folgen.

Der dreimalige Tour de France-Sieger hatte immer noch die 16 Fahrer umfassende Ausreißergruppe vor sich, aus der sich sein Landsmann Jan Tratnik dann aber zurückfielen ließ, um Unterstützung zu leisten.

Das Duo holte die Ausreißergruppe 89 km vor dem Ziel ein, wo sie zusammenarbeiteten, um mehr Abstand zum Verfolger-Peloton zu gewinnen. Drei Runden vor Schluss hatte die Spitzengruppe etwa Vorsprung von 35 Sekunden vor dem Peloton und Pogačar setzte zur nächsten Attacke und war von diesem Zeitpunkt nur noch mit Pavel Sivakov auf der Flucht. 51,5 km vor dem Ziel gab Pogačar erneut Vollgas und ließ Sivakov hinter sich, nun begann die legendäre Solo-Fahrt des Ausnahmekönners.

Zu diesem Zeitpunkt war die Verfolgungsjagd bereits auseinandergebrochen, Tom Skujins und Ben Healy waren lange die ersten Verfolger vom Slowenen, der etwa eine Minuten Vorsprung auf die ersten Jäger hielt. In der letzten Runde schien es kurzzeitig noch einmal eng werden zu können, denn die neue Verfolgergruppe - Healy und Skujins, hatten Zuwachs von Remco Evenepoel, Ben O’Connor, Marc Hirschi und Enric Mas, sowie Titelverteidiger Mathieu van der Poel erhalten - verkürzte etwa 20 Kilometer vor Ende auf etwa 35 Sekunden Rückstand.

Trotz nun fast 100 Kilometer Flucht, davon 50 im Solo-Ritt, konnte der diesjährige Tour de France-Sieger seine Verfolger wieder in Stück distanzieren, die Zielgerade durfte der strahlende Sieger genießen, denn nun war nicht mehr einzuholen. Dementsprechend ließ er sich feiern und bejubelte seinen erfolgreichen Griff nach der Triple Crown ausgelassen.

„Ich kann nicht glauben, was gerade passiert ist. Ich habe mir heute viel Druck gemacht und wir sind hierhergekommen, um zu gewinnen“, sagte Pogačar nach der Triumph-Fahrt. „Das Rennen verlief ziemlich schnell. Vorne gab es eine gefährliche Ausreißergruppe und ich habe vielleicht einen dummen Angriff gemacht, aber ich habe bis zum Ende nie aufgegeben. Es ist ein unglaublicher Tag. Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe, aber zum Glück habe ich es geschafft.“

Hinter ihm zahlte sich O'Connors Angriff auf den letzten zwei Kilometer aus, der Australier gewann Silber, während Van der Poel eine im Zielsprint Bronze gewann. Evenepoel wurde Vierter, Marc Hirschi aus der Schweiz wurde Sechster. Bester deutscher Fahrer war Georg Zimmermann als 15.

(Federciclismo.it)

Liana Lippert bei Triumph von Kopecky Vierte - Antonia Niedermaier holte ihre dritte Medaille in der U 23-Wertung

Der belgische Star Lotte Kopecky hat am Samstag (28. September) bei den UCI-Radweltmeisterschaften 2024 in Zürich ihren WM-Titel aus em Jahr 2023 verteidigt.

Die 28-Jährige feierte den zweiten Weltmeisterschafts-Titel in Serie in vier Stunden, fünf Minuten und 26 Sekunden (4:05.26). Chloe Dygert (USA) holte Silber, Elisa Longo Borghini aus Italien komplettierte das Podium.

Das Rennen über 154,1 km fand unter schwierigen äußeren Bedingungen mit viel Regen statt. Die Fahrerinnen starteten in Uster, bevor sie vier 27 km lange Runden absolvierten.

Die niederländische Mannschaft gab das Tempo vor, bis 54 Kilometer vor dem Ziel war alles offen. In den letzten beiden Runden gab es mehrere Ausreißversuche, die oft von einer niederländischen Fahrerin angeführt wurden, was zu einem Auf und Ab führte, während das Peloton immer weiter auseinander fiel.

Eine Runde vor Schluss hatte ein Quartett bestehend aus der dreifachen Weltmeisterin Marianne Vos, Riejanne Markus, Ruby Roseman-Gannon und Justine Ghekiere fast eine Minute Vorsprung auf die Verfolgergruppe von rund 19 Fahrerinnen. Bald schlossen sich ihnen Demi Vollering, Longo-Borghini und die deutsche Fahrerin Liane Lippert mit Kopecky und Dygart an.

Sechs Kilometer vor dem Ziel war die Spitzengruppe auf sechs Fahrerinnen geschrumpft, mittendrin die deutsche Top-Fahrerin aber auch eben die Superstars Vollering und Kopecky. Es kam zum Sprint und da hatte Ausnahmekönnerin Kopecky die besten Beine.

Für Lippert reichte es nur zum undankbaren vierten Rang (zum zweiten Mal nach der WM 2022)

Doch die Deutsche sah die positiven Seiten ihrer Performance: "Es ist schade, ich war schon mal so nahe dran, und ich hätte heute wirklich gern die Medaille gewonnen, aber am Ende haben die paar Körner gefehlt, die ich auf der Strecke liegen gelassen habe. Aber ich bin nicht enttäuscht, ich bin nach dem Rennen heute wieder in der Weltspitze angekommen. Ich bin froh über meine Form und froh, wie ich heute gefahren bin", so das Statement gegenüber dem BDR (Bund Deutscher Radfahrer).

Zufrieden mit ihrer Form darf auch Antonia Niedermaier sein. Die 21-Jährige Fahrerin ist die Medaillensammlerin bei dieser WM. Am Samstag holte die Olympia-Starterin bei Paris 2024, Bronze in der U 23-Wertung, die im Rahmen des Elite-Rennens entschieden wurde.

Fahrerinnen, die nicht älter das 23 sind, machten hier innerhalb des Rennens eine Wertung aus. Gold ging Puck Pieterse aus den Niederlanden, deren 13. Rang für den Titel reichte. Niedermaeier erzielte den 18. Rang, das reichte für Bronze.

Das Ergebnis im WM Straßenrennen der Elite-Frauen

  1. Lotte Kopecky (BEL) 4:05.26
  2. Chloe Dygert (USA) +0
  3. Elisa Longo Borghini (ITA) +0
  4. Liane Lippert (GER) +0
  5. Demi Vollering (NED) +0
  6. Ruby Roseman-Gannon (AUS) +0
  7. Justine Ghekiere (BEL) +1:06
  8. Marianne Vos (NED) +1:06
  9. Riejanne Markus (NED) +1:06
  10. Blanka Vas (HUN) +3:00
    ......

13. Puck Pieterse (NED) - Gold in der U 23-Wertung

15. Neve Bradbury (AUS) - Silber in der U 23-Wertung

18. Antonia Niedermaier (GER) - Bronze in der U 23-Wertung

Antonia Niedermaier gewinnt zwei weitere Medaillen - Ingesamt viermal Edelmetall für Deutschland

Wie bereits erwähnt, war die großartige Leistung von Antonia Niedermaier im Straßenrennen längst nicht die einzige Top-Performance der 21-Jährigen.

Am vergangenen Samstag gewann sie den WM-Titel im U 23-Einzelzeitfahren, das ebenfalls im Rahmen des Elite-Rennens entschieden wurde.

Am Dienstag erzielte Niedermaer gemeinsam mit Franziska Koch, Liane Lippert, Maximilian Schachmann, Marco Brenner und Miguel Heidemann die Silbermedaille in der Mixed Staffel. In dem Rennen, das wie ein Mannschaftszeitfahren gefahren wird, nur eben zunächst mit einem dreiköpfigen Herren-Trio, das dann durch das Dreieraufgebot der Damen nach dem Staffelprinzip abgelöst wird, verpasste Deutschland den Gold-Coup um nur 0,85 Sekunden. Der Titel ging an Australien, Bronze holte Italien.

Niklas Behrens holt Gold im U 23-Rennen

Anders als bei den Damen wurde bei den Herren ein seperates U 23-Rennen ausgetragen. Und diesen Titel gewann mit Niklas Behrens. Der Bremer sprintete bei der Regenschlacht von Zürich nach 173,6 Kilometern zu Gold. Er ist der zweite deutsche U23-Weltmeister nach Gerald Ciolek, der 2006 in Salzburg den Titel holte.

"Das war das, worauf ich trainiert habe, es fühlt sich mega an, das WM-Trikot zu tragen“, zitierte der BDR den deutschen Titelträger.

Nachdem eine frühe Ausreißergruppen wieder gestellt war, suchte der Schweizer Jan Christen die Vorentscheidung und attackierte 60 Kilometer vor dem Ziel, doch Behrens drückte in einer Verfolgergruppe immer wieder auf das Tempo.

Zehn Kilometer vor dem Ziel beschleunigte Behrens erneut, nur der Martin Svrcek konnte folgen. Doch im Zielsprint hatte der Slowake keine Chance gegen den Deutschen, clever setzte sich Niklas Behrens im finalen Sprint im richtigen Moment an die Spitze und fuhr souverän zum WM-Titel.

Zehn Medaillen im Para Radsport - Annika Zeyen-Giles holt Zeitfahr-Gold

Bei den parallel stattfindenen Para Radsport Weltmeisterschaften räumte das deutsche Team eine Goldmedaille, drei Silbermedaillen und sechs Bronzemedaillen ab.

Für den goldenen Moment sorgte Paralympics-Bronzemedaillengewinnerin Annika Zeyen-Giles im Zeitfahren der H3 Klasse. Nach Paris 2024 geht es für die 39-jährige also erfolgreich weiter, denn im Straßerennen (Silber) gab es noch eine weitere Medaille! Außerdem holten Handbikerin Andrea Eskau (Zeitfahren H5), die darüber im Straßenrennen noch Bronze gewann und Maximilian Jäger (Straßenrennen T2) jeweils die Silbermedaille

Julia Dierkesmann ( Zeitfahren H4), Zweiradfahrer Pierre Senska (Straßenrennen C1), Angelika Dreock-Käser (im Zeitfahren und Straßenrennen der T2-Klasse), Kerstin Brachtendorf (Zeitfahren C5) sicherten sich die Bronzemedaillen.

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