Straßenrad Weltmeisterschaften 2024: Florian Lipowitz bescheinigt sich selbst und dem deutschen Männer-Team Außenseiterchancen
Am heutigen Sonntag (ab 10.15 Uhr) geht es im WM-Straßenrennen der Herren um das Regenbogentrikot. Neben den Superstars Pogacar und Olympiasieger Evenepoel haben die deutschen Fahrer Außenseiterchancen - allen voran Florian Lipowitz, der Newcomer im Straßenradsport.
Am heutigen Sonntag stehen die letzten beiden Rennen der Straßenrad Weltmeisterschaften 2024 in Zürich auf dem Programm.
Das Meisterschaftsrennen der Elite-Männer über 273,9 Kilometer ist diesmal stark auf Fahrer ausgerichtet, deren Stärken am Berg und bei den Eintages-Klassikern liegen.
Etwa 4400 Meter Höhenmeter sind auf der langen Strecke zu absolvieren, kurze und knackige Steigungen reihen sich an die nächste. Für Deutschland wurden dementsprechend sechs Fahrer nominiert, die bereits bewiesen haben, dass sie mit genau einem solchen Profil bestens zurechtkommen.
Maximilian Schachmann und Simon Geschke, für den es das letzte Meisterschaftsrennen wird, bevor er am 3. Oktober beim Münsterland-Giro seine Profikarriere beenden wird, sind die Routiniers des Teams.
Denkbar, dass sie erfahrenen Akteure den jungen deutschen Fahrern als wichtige Helfer zur Seite stehen. Georg Zimmermann, Georg Steinhauser (Sieger bei einer schweren Bergetappe des Giro d'Italia 2024) und der Deutsche Meister 2024, Marco Brenner werden für Team D fahren.
Der größte Hoffnungsträger auf eine deutsche Top-Platzierung in dem anspruchsvollen und vor Superstars nur so strotzenden Rennens, ist aber einer, den vor wenigen Wochen fast nur die Radsport-Experten kannten.
Der 24-Jährige Florian Lipowitz hat sich mit seinen beeindruckenden Leistungen bei der Vuelta d'Espana ins Rampenlicht gefahren.
Nach starken Helfer-Diensten: Nun selber für einen Tag Kapitän?
Bei der dritten Grand Tour des Jahres, dem nach Tour de France und Giro, wichtigsten Etappenrennen der Saison, erwies sich Lipowitz als "Edelhelfer" von Superstar Primož Roglič.
Der Slowene vom Rennstall Red Bull Bora hatte sich den Vuelta-Sieg fest vorgenommen und erreichte diesen dann auch. Einen großen Anteil hatte sein junger deutscher Teamkollege, der oft bis kurz vor den Etappenzielen an der Seite des Radsport-Stars fuhr. Er bereitete Attacken des Kapitäns vor, fuhr teils so schnell, dass die größten Gesamtsieg-Konkurrenten von Roglič schon das Tempo des jungen Deutschen nicht mitgehen konnten.
Seine Leistungen waren allerdings nicht nur ein wichtiger Baustein für den vierten Vuelta-Sieg des 34-Jährigen Kapitäns, sondern bescherten Florian Lipowitz einen überragenden siebten Gesamtrang und den zweiten Platz in der Nachwuchswertung bei der dreiwöchigen Rundfahrt.
Etwa drei Wochen nach der kräftezehrenden Tour durch Spanien, wartet nun also die WM. "Ich habe nach der Vuelta eine Woche Pause gemacht, danach dann aber in guter Form weiterarbeiten können", so Lipowitz in einem Video-Interview mit sportschau.de wenige Tage vor dem Saisonhighlight.
Angesprochen auf das bergige Profil der Strecke rund um und in Zürich sagte der Deutsche: "Generell freue ich mich immer auf harte Rennen und Höhenmeter. Mir liegt so etwas."
Ob der ehemalige Biathlet - erst nach einer Verletzung und der anschließenden Reha wechselte er ins Radsport-Lager - am Sonntag sogar in die Kapitänsrolle schlüpfen wird, ließ er sich im Rahmen des Interviews aber nicht entlocken: "Unsere Stärke liegt in der Breite und viel kommt auf die Tagesform unserer Fahrer an. Wie unsere Taktik aussieht, werden wir dann noch besprechen."
"Alle schauen auf die Stars, vielleicht gibt es eine Außenseiterchance"
Die Favoritenrolle beansprucht der aufstrebende Fahrer allerdings nicht, sowohl für ihn als für das gesamte Team, sieht er eher die Chance zu überraschen. "Ich sehe mich noch nicht auf dem Niveau der besten Fahrer, für unser Team sollte das erste Ziel sein, vorne in einer Ausreißer-Gruppe vertreten zu sein."
In der Tat ist das Feld unglaublich stark besetzt, neben den üblichen Verdächtigen wie die Matthieu van de Poel (Straßenrad-Weltmeister 2023) oder Julian Alaphilippe (Titelträger 2020 und 2021), dem frischen Vuelta-Trikotgewinnern Roglič und Mattias Skeljmose Jensen (Nachwuchswertung-Gewinner) jagen diesmal auch die beiden erfolgreichsten Fahrer der letzten Jahre das begehrte Regenbogentrikot.
In der Anwesenheit der Superstars Tadej Pogacar (Tour de France - und Giro-Sieger 2024 sowie Remco Evenepoel (Olympiasieger im Einzelzeitfahren und Straßenrennen bei Paris 2024) sieht Lipowitz aber auch eine Chance.
"Alle werden auf Pogacar und Evenepoel schauen und ich denke auch, dass sie beide auf dem Podium stehen werden. Dass alle auf die Stars schauen werden, ist auch eine Chance für Außenseiter. Für uns wäre meiner Meinung nach eine Top 10 Platzierung machbar, vielleicht sogar mehr."
Florian Lipowitz scheint also der nächsten große Überraschung in seiner noch jungen Karriere alles andere als abgeneigt.
Wie kann man das WM-Rennen der Männer live verfolgen?
Eurosport überträgt das heutige Weltmeisterschaftsrennen der Herren live und in voller Länge im TV und über den Livestream.