400-m-Hürden-Ass Constantin Preis zu Training und veganer Ernährung: „Muskuläre Probleme sind minimiert“

Von Catiana Pscherer
5 min|
Constantin Preis of Team Germany competes in the Men's 400m Hurdles Semi-Final on day nine of the Tokyo 2020 Olympic Games at Olympic Stadium on August 01, 2021 in Tokyo, Japan. (Photo by Matthias Hangst/Getty Images)
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Sechs Trainingseinheiten à 3-4 Stunden, und das jede Woche. Dafür braucht der 400-m-Hürdensprinter Constantin Preis genug Energie um die Hürden im Alltag und im Training zu meistern. Olympics.com hat exklusiv mit dem deutschen Spitzensportler über sein Training, vegane Ernährung und Ziele für Paris 2024 gesprochen.

Dreifacher deutscher Meister, Diamond League-Teilnehmer, Halbfinalist von Tokio 2020, Bestleistung von 48,45 Sekunden. Constantin Preis hat in der Leichtathletik als 400-m-Hürdenläufer schon fast alles erreicht.

400m-Hürden-Typen: Constantin Preis läuft wie Femke Bol

Trotzdem hat der Kontrahent von Karsten Warholm noch Baustellen an denen der 25-Jährige arbeitet.

„Die Herausforderung in den letzten Jahren war, dass mein Schritt nicht so groß ist wie bei den anderen und deswegen konnte ich mit einem 13er[-Schritt zwischen den Hürden] zum Beispiel nichts anfangen oder nicht so richtig. Und für den 14er war zum Beispiel mein Schritt zu groß.“

Zu seinem Vorteil kann Preis eine konstante Geschwindigkeit halten, die Sprintausdauer ist im 400-m-Hürdenlauf extrem hilfreich.

Es gibt „die Sprintertypen, die laufen komplett wild los und versuchen zu überleben. Und dann gibt es gute Allrounder, zum Beispiel Femke Bol. Die läuft vorne schnell und die läuft auch hinten schnell. Und das hab ich auch so ein bisschen.“

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Trainingsplan von 400m-Hürden-Ass

  • Montag: Kraft und Sprint
  • Dienstag: Ausdauer und Kräftigung
  • Mittwoch: „Laktattag“ - längere Tempoläufe
  • Donnerstag: Ausdauer und Kräftigung
  • Freitag: Hürdeneinheit
  • Samstag: Erholungseinheit (z.B. 300m-Läufe nach Puls, für 170BPM mal 39s oder auch 43s)
  • Sonntag: Frei

Allrounder müssen natürlich auch viele verschiedene Einheiten trainieren, da dürfen Tempoläufe bis zur Ermüdung nicht fehlen. Mittwoch klingt demnach am härtesten, aber ist deshalb nicht zwingend der ungeliebteste Tag der Woche.

Das Training der Coaches Sebastian Marcard und Olaf Klein „ist zwar anstrengend und ich freu mich vielleicht nicht immer drauf, aber an sich macht der Mittwoch schon Spaß, weil Dienstag und Donnerstag sind relativ öde.“

„Freitag ist auch einer meiner Lieblingstage, da trainiere ich immer Hürde.“

Ein Tag in Constantin Preis’ Sportlerleben

Aber wie sieht so ein Freitag beim Profisportlers eigentlich aus, und was isst der Sprinter?

  • 07:30 Aufstehen, ~1L Shake/ Smoothie & Riegel
  • 10:00 Hürden- und Krafttraining
  • 14:00 Heimfahrt & Riegel
  • 15:00 Mittagessen: z.B. Reis, Seitan & Obst
  • 18:00 Abendessen: z.B. Gemüseauflauf mit Bohnen
  • 20:00 Snack: z.B. Grießbrei mit Proteinshake

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Seit 2017 is(s)t der Leichtathlet vegetarisch, seit 2018 verzichtet Preis komplett auf tierische Produkte.

Für andere sind die Umwelt und ethische Fragen der Anlass auf eine vegane Ernährung umzusteigen. Für Preis stand das Leben als Veganer nicht im Weg vom Sport, sondern war sein Grund für die Umstellung.

Nach zur Routine gewordenen Muskelrissen, Zerrungen und Rückenproblemen kam sein Trainer Macard auf ihn zu und machte Preis auf die potenzielle Verletzungsminimierung durch eine Ernährungsumstellung aufmerksam.

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Zunächst war der Hürdenläufer skeptisch, der aus dem Elternhaus täglich Fleisch gewohnt war, aber die Möglichkeit einer besseren Regeneration seines Körpers trotz dem Leistungssport wollte er sich nicht entgehen lassen.

„Es gibt extrem viele Vorteile, aber unterm Strich fängt alles mit der besseren Durchblutung an. Durch den Verzicht von Milchprodukten ist der Plaque und alles, was sich angesammelt hat, verschwunden. Da meine Durchblutung jetzt besser ist, kann die Muskulatur optimal versorgt werden und die muskulären Probleme sind minimiert,“ erklärte Preis der Sportsirene.

Aus Interesse an dem Thema begann der Olympionike ein Fernstudium in Ernährungswissenschaften, von welchem der Künstler seither in ein Studium in Innenarchitektur gewechselt ist.

Zwischen Wissenschaft und Sport

In den Semestern als Student für Ernährungswissenschaften hat der Athlet jedoch, auch in Eigeninitiative, viel für seinen Alltag als Profisportler gelernt.

„Bohnen haben entweder 19 oder 20 Gramm Proteine pro 100 Gramm und Hühnerfleisch hat vielleicht 23, 24, wenn ich die Tabelle richtig im Kopf hab. Die Eisenwerte sind bei Kidneybohnen und Hühnerfleisch ähnlich. Je dunkler die Bohne, desto mehr Mineralien und Nährstoffe hat sie. Also quasi je dunkler die Hülsenfrüchte, desto besser.“

Mit dem Hintergrundwissen kann er seine Mahlzeiten optimal an sein Training anpassen und sogar mit einfachen Produkten wie Reis, Bohnen und saisonalem Gemüse Kosten sparen.

„Ich versuche halt immer kalorienreich zu essen und das kann man mit jeder Ernährungsweise schaffen.“

Hinzu kommen Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamin B12 und im Winter D3, Kreatin während der Saison für die Regeneration, und manchmal Melatonin zum besseren Schlaf.

Ziele 2024: Rhythmus finden und Olympia-Finale

Weitaus schwieriger gestaltet sich die Wettkampfsplanung und Zielermittlung für das olympische Jahr. Fest steht der Saisonstart Ende April und der Erstreben eine passenden Rhythmus zwischen den Hürden zu finden.

„Dieses Jahr will ich schon beim Start mit einer gewissen Sicherheit stehen. Okay, ich lauf jetzt los und so will ich an das Rennen rangehen und so will ich es auch schaffen.“

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Dann soll es zu den Europameisterschaften in Rom gehen, außerdem möchte Preis seinen Deutschen Meisterschaftstitel zurückholen. Beides gegen den amtierenden Deutschen Meister und Tokio-Finalist Joshua Abuaku und dem dritten Tokio-Halbfinalist im Bunde des DLV, Luke Campbell, kein leichtes Unterfangen, hinzu kommt Emil Agyekum, seinerseits WM-Halbfinalist von Budapest 2023.

„Es gibt vier Kandidaten und deswegen ist also der Druck ein bisschen größer, weil es gehen ja nun drei mit. Deswegen müssen wir schon zum richtigen Zeitpunkt auch liefern können.“

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Pro Disziplin dürfen die Nationalverbände in der Leichtathletik maximal drei Talente aufstellen. Die Chance auf eine zweite Olympiateilnahme bei Paris 2024 möchte sich Preis aber nicht nehmen lassen.

„Beim ersten Mal war das halt, wenn ich da Olympia im Vorlauf stehe und komme ins Ziel dann bin ich Olympianike und ‘That’s it’ sozusagen, der Rest ist Bonus. Und dieses Mal will ich weit kommen.“

„Dieses Mal will ich es auch ins Finale schaffen.