Alleyne Francique, der Trainer von Fred Kerley: Wie man trainiert, um ein olympischer 100-Meter-Läufer zu werden

Der Trainer hinter dem amerikanischen Läufer Fred Kerley, Weltmeister 2022 und Olympia-Silbermedaillengewinner von Tokio 2020 auf über 100 m, stammt aus Grenada, einer Insel in der Karibik mit geschätzten 124.000 Einwohnenden. Kerleys Mentor ist Alleyne Francique, der zweifache Hallenweltmeister und 4. in über 400 m bei den Olympischen Spielen in Athen 2004.

Die verschiedenen Nationalitäten waren nie ein Thema zwischen ihnen. Tatsächlich ermöglichte es Franciques Hintergrund, eine stärkere Bindung zu den meisten Läufer*innen aufzubauen.

Ich war der jüngste [Trainer] und der einzige Schwarze im Team, also kamen viele von ihnen zu mir. Es gibt einen Vertrauensfaktor, sie hatte das Gefühl, mir alles sagen zu können“, sagte Francique Olympics.com nach einem Trainingslager mit Kerley in Grenada.

Vor Kerley trainierte Francique viele College-Talente des US-Teams, darunter den 800-Meter-Weltmeister von 2019, Donovan Brazier, und die U-20-Weltmeisterin von 2016, Samantha Watson

„Ich bekam die Möglichkeit, in die Vereinigten Staaten zu kommen, um zu studieren und an Wettkämpfen teilzunehmen und ich wollte einfach das Beste daraus machen. Laufen, studieren. Was ich in diesen Tagen gelernt habe, versuche ich den Athleten und Athletinnen mitzugeben“, sagte Francique.

Erfahren Sie mehr, wie Kerley und Francique ihre Erfahrung auf der Mitteldistanz auf die 100 m und 200 m übertragen haben und wie Kerley wöchentlich trainiert.

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Fred Kerley - eine typischer Trainingsplan für eine Woche

Francique und Kerley verbringen normalerweise jeweils zwei Tage in der Woche auf der Laufstrecke, zwei Tage auf dem Rasen und einen Tag am Pool. Die Trainingseinheiten dauern in der Regel 1 Stunde und 45 Minuten, die wichtigsten Einheiten finden am Dienstag und Donnerstag auf der Strecke statt.

• Montag: Tempoläufe auf dem Rasen; 40 Sekunden (26 Sekunden auf 200 m) oder 30 Sekunden
• Dienstag: Schnelligkeitstraining auf der Bahn
• Mittwoch: leichteres Training im Pool; Sprintübungen, Schwimmen und Kardiotraining
• Donnerstag: Bahntraining, Wechsel zwischen den Distanzen (100 m und 200 m)
• Freitag: 60 m und 80 m Läufe, Diagonalläufe, je nach Kondition des Athlete
• Samstag: Rennen
• Sonntag: Ruhe

Wie entspannt sich Fred Kerley?

Es gibt kein großes Geheimnis über die beste Methode zum Ausruhen für einen Sprinter: eine gute Nachtruhe.

„Du brauchst mindestens 8 Stunden Schlaf. Ich weiß nicht, wie du sie bekommst, aber du brauchst sie. Das Gute ist, dass Fred nicht feiert oder trinkt. Er verbringt lieber Zeit in den sozialen Medien“, teilte Francique mit.

Wie trainiert Fred Kerley im Fitnessstudio?

Laut Francique fokussiert sich Kerleys im Fitnessstudio hauptsächlich auf plyometisches Training (Schnellkraftraining), dafür verwendet er Stangen und Gummibänder, um sich zu dehnen, ebenfalls führt er Weitsprünge und Dreifachsprünge aus.

„Er ist ein großer Kerl, etwa 202 Pfund (ca. 91 kg) schwer. Wenn er Gewichte hebt, geht er auf 260 (ca. 117 kg). Dieses Gewicht kann man nicht auf der Strecke tragen", erklärte der Trainer.

Wie wurde Fred Kerley zum 100-Meter-Läufer?

Kerley war vor Tokio 2020 Weltmeister im über 400-Meter-Lauf, obwohl er auf den kurzen Distanzen einige gute Zeiten abgeliefert hatte. Vor den US-Tests für die Spiele verspürte der Amerikaner Knöchelschmerzen, die seine Pläne veränderten.

„Die 400 m haben zwei Kurven. Er glaubte nicht, dass der Knöchel diese Drehungen verkraften würde“, erinnerte sich Francique.

„Wir sind mit dem Gedanken zu den Trials gegangen, dass er die 400 m laufen würde. Er hat mir dann gesagt, dass er die 100 m und 200 m laufen will. Ich meinte dann zu ihm: 'Es gibt keine Tests, nur die Trials!'. Er sagte: „Vertrau mir“. Ich dachte, entweder werden wir als die größten Genies oder größten Dummköpfe herausgehen.“

Kerley belegte bei den Trials den 3. Platz auf über 100 m mit einer persönlichen Bestzeit von 9,86 Sekunden und schaffte es damit in den Olympiakader. Zwei Monate später hatte er eine Olympische Silbermedaille um den Hals hängen.

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Jeder Schritt und jede Sekunde zählen bei einem 100-Meter-Lauf

Da Francique selbst ein ehemaliger Mittelstreckenläufer ist, passte er Kerleys Training für kurze Distanzen an.

„Die 100-Meter-Strecke ist technischer, man muss sich auf den Start, die Reaktion, das Hören der Startschuss, die Beschleunigungsphase und auf den Übergang von der Beschleunigung zur Höchstgeschwindigkeit konzentrieren“, sagte der Trainer.

Beim schnellsten Rennen der Welt muss jede Sekunde strategisch geplant sein.

„Nehmen wir an, bei Meter 5 fühlt es sich, dass dein Kopf platzt. Du müsstest deine Geschwindigkeit für 95 weitere Meter halten. Und das geht nicht. Du ziehst die Geschwindigkeit an und dann geht es los - je länger du deine Drive-Phase hältst, desto besser wirst du das Ziel erreichen. Du hast Energie und Reserven. Wir versuchen, 25 Meter zu laufen und dann fängt man an sich zu steigen. Wenn du 40 m erreichst, geht dein Kopf aus und du läufst weiter. Wenn du also auf 70 m kommst, bist du auf Höchstgeschwindigkeit“, sagte Francique.

Das Laufen der 400 m gab Kerley mehr Ausdauer und somit eine sehr gute Ausdauer für die 100 m, so der Trainer.

„Während die anderen sterben, erholt er sich“, sagte er. „Man muss sich nicht am Start durchsetzen, man muss dabeibleiben. Wenn du bei 70 m die Höchstgeschwindigkeit erreichst, dann geht´s los.“

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Was sind Fred Kerleys Ziele für 2023 und 2024?

Kerley gewann bei den letzten Weltmeisterschaften in Eugene die 100 m und startete mit einem Sieg über 200 m (19,92 Sekunden) in die Diamond-League-Saison 2023.

Seine Ziele sind laut Francique die Verteidigung des 100-m-Titels in Budapest im August und der Olympiasieg in Paris 2024. Aber ihre Augen sind auch auf Rekorde gerichtet.

„Es ist einfach, ihn zu trainieren, um eine Medaille zu gewinnen. Aber es ist an der Zeit, dass wir an Rekorde denken müssen. Wir wollen entweder den amerikanischen Rekord brechen oder versuchen, den Weltrekord anzugreifen", sagte er.

Der erste Schritt ist die Qualifikation für die Spiele, eine Aufgabe, die für Amerikaner nie einfach ist.

„Das US-Team ist am schwierigsten zu bilden, also musst du zuerst das Team bilden. Fred ist in seinem besten Jahr, daher wollen wir es ins US-Team schaffen, nach Paris fahren und sehen, ob wir von Silber zu Gold kommen können.“

Was laut Alleyne Francique die besten Athlet*innen von den anderen unterscheidet

Durch Training kann die Athlet*inne zwar zur Elite aufsteigen, aber laut Francique müssen Champions eine spezielle Denkweise besitzen.

„Man muss jeden respektieren, der teilnimmt. Wer über eine mentale Stärke verfügt, wer sich nicht von äußeren Einflüssen und sozialen Medien beeinflussen lässt, wird sich durchsetzen. Er [Kerley] ist mental stark, man kann ihn nicht brechen. Er konzentriert sich nur auf sich selbst.“