Wir blicken zurück: Die besondere Magie des olympischen Athletendorfs von Paris 2024

Von William Imbofirt
5 min|
Paris 2024 Olympic Village
Foto von 2024 Getty Images

Von Gesängen, die morgens durch das Olympische Dorf hallten, bis hin zu einzigartigen Pins und Heiratsanträgen: Das Olympische Dorf von Paris 2024 war diesen Sommer Schauplatz für einzigartige und überraschende Momente, die die Spiele unvergesslich gemacht haben.

Die Geburtsstunde des Olympischen Dorfs liegt genau ein Jahrhundert zurück: Bei den Olympischen Spielen Paris 1924 wurden die Athletinnen und Athleten erstmals in einem zentralen Areal untergebracht. Das Dorf am Stade Olympique de Colombes, nordwestlich von Paris, bestand aus Holzhütten und bot neben drei Mahlzeiten täglich (inklusive Wein zum Mittag- und Abendessen, falls gewünscht) auch praktische Einrichtungen wie ein Postamt, einen Salon und einen Wäscheservice.

100 Jahre später beeindruckte das Athletendorf der Olympischen Spiele Paris 2024 in Seine-Saint-Denis mit moderner Ausstattung und einem umfassenden Serviceangebot. Für die 14.250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Olympischen und Paralympischen Spiele standen neben den täglich servierten 60.000 Mahlzeiten unter anderem ein Friseursalon, ein Nagelstudio, eine Sportlounge, ein Café, eine Bank, verschiedene Restaurants, ein Kindergarten und eine Zahnklinik zur Verfügung.

Das Olympische Dorf war jedoch nicht nur ein Ort für Entspannung und Vorbereitung auf die Wettkämpfe, sondern – wie bei allen Spielen – auch ein kultureller Treffpunkt. Sportlerinnen und Sportler aus aller Welt teilten Traditionen, knüpften Freundschaften, machten Heiratsanträge und tauschten untereinander die begehrten Anstecknadeln (genannt Pins).

Erleben Sie hier eine Auswahl der schönsten und außergewöhnlichsten Momente aus dem Olympischen Dorf von Paris 2024.

Morgendlicher Weckruf der besonderen Art

Im Olympischen Dorf von Paris 2024 wurde das morgendliche Erwachen zu einem besonderen Erlebnis. Jeden Tag um 6:30 Uhr versammelten sich fidschianische Athletinnen und Athleten, sowie das ganze Team, um gemeinsam in einem harmonischen Gesang den Morgen zu begrüßen.

Die wunderschöne Darbietung beeindruckte die Bewohnerinnen und Bewohner des Athletendorfes und verbreitete eine einzigartige Stimmung. Die australische Wasserballspielerin Matilda Kearns, deren Unterkunft nahe dem Gebäude der ozeanischen Teams lag, teilte den besonderen Moment auf Instagram.

„Sie beginnen in der Regel gegen 6:30 Uhr“, verriet ein Mitglied des australischen Teams gegenüber Reuters. „Niemand stört sich daran … es klingt einfach schön.“

Kennen Sie den Muffin-Mann von Pairs 2024?

Im Olympischen Dorf von Paris 2024 sorgte nicht nur der Sport für Schlagzeilen – auch ein Muffin schaffte es, die Herzen der Athletinnen und Athleten zu erobern.

Die Schokoladenmuffins von Coup de Pates, einer Spezialität im Food Court des Dorfs, entwickelten sich zum heimlichen Star der Spiele.

Vor allem der norwegische Langstreckenschwimmer Henrik Christiansen, machte die süße Köstlichkeit viral. Auf TikTok vergab er eine Bewertung von 11/10 Sternen und dokumentierte in mehreren Videos, wie er die Muffins heimlich in seinem Zimmer hortete.

Seine Begeisterung brachte ihm schnell den Spitznamen „Olympischer Muffin-Mann“ ein. Ob Christiansen nach den Spielen noch Zugang zu seiner Lieblingsnascherei hat, bleibt ungewiss – die Muffins jedoch haben bereits Kultstatus erreicht.

Der inoffizielle Sport der Olympischen Spiele: Pin-Handel

Der Tausch von Anstecknadeln hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer festen Tradition bei den Olympischen Spielen entwickelt – und Paris 2024 bildete dabei keine Ausnahme.

Diese Sammelleidenschaft reicht bis zu den Spielen von 1896 zurück, als Athletinnen und Athleten Pappabzeichen zur Identifikation trugen.

Heute sind die Pins vielfältiger denn je: von offiziellen Abzeichen der Nationalen Olympischen Komitees über Medien-Pins bis hin zu einzigartigen Ansteckern berühmter Sportlerinnen und Sportler.

In diesem Jahr stieg der Hype um die kleinen Sammlerstücke auf ein neues Level. Einer der eifrigsten Sammler war kein Geringerer als Andy Murray. Der dreifache Olympiamedaillengewinner machte sich auf die Jagd nach den seltensten Pins.

Besonders stolz war Murray, als er den Mountainbiker Romano Puentener, Liechtensteins einzigen Teilnehmer bei Paris 2024, im Olympischen Dorf aufspürte und dessen Pin ergatterte.

„[Andy] hat ihn aufgespürt, er hat es drauf, und es war, als hätte er olympisches Gold gewonnen“, scherzte Eurosport-Kommentatorin Laura Robson. „Es ist in gewisser Weise ein bisschen unfair, weil es ein Wettbewerb ist, und weil er Andy Murray ist, will ihm jeder eine Anstecknadel geben.“

Der perfekte Ort für einen Heiratsantrag

Heiratsanträge sind längst zu einer inoffiziellen Tradition bei den Olympischen Spielen geworden – und wer könnte den Athletinnen und Athleten diesen besonderen Moment verdenken? Die ikonischen Olympischen Ringe bieten schließlich die perfekte Bühne, um die wohl wichtigste Frage des Lebens zu stellen.

Einer der romantischsten Momente bei den Spielen in Paris 2024 kam von Pablo Simonet, einem argentinischen Handballspieler. Er nutzte die magische Atmosphäre des Dorfes, um Maria Campoy, Spielerin der argentinischen Frauen-Hockeymannschaft, einen Heiratsantrag zu machen.

Simonets romantische Geste war der Auftakt zu insgesamt sieben Heiratsanträgen während der Spiele in Paris. Ein weiterer Beweis dafür, dass die Olympischen Spiele nicht nur sportliche Höchstleistungen, sondern auch persönliche Meilensteine feiern.

Sportwelten treffen aufeinander und vermischen sich

Im Olympischen Dorf von Paris 2024 trafen Weltklasse-Athleten aufeinander – und nutzten die Gelegenheit, um in die Sportarten ihrer Kolleginnen und Kollegen hineinzuschnuppern. Dieses einzigartige Miteinander führte zu inspirierenden und teils amüsanten Momenten.

Ein Highlight lieferte der US-Basketballstar Anthony Edwards. Kurz vor der Eröffnungsfeier wurde er vom US-Tischtennisteam herausgefordert, das scherzhaft behauptete, ihn in einem Match mit 11:0 besiegen zu können. Edwards konterte zunächst selbstbewusst, er würde gewinnen – doch schließlich räumte er ein, zumindest einen Punkt erzielen zu können.

Das Tischtennisfieber hatte Edwards jedoch gepackt. Wenige Tage später wurde er dabei gesehen, wie er begeistert seine Landsfrau Lily Zhang während des Dameneinzel-Wettbewerbs anfeuerte. Der hochfliegende Basketball-Goldmedaillengewinner hatte eine neue Leidenschaft entdeckt.

Auch abseits der Wettkämpfe gab es magische Momente. Die zweifache Rugby-Olympiasiegerin Michaela Blyde erlebte ihren persönlichen Höhepunkt, als sie endlich ihr Idol, Sprint-Legende Shelly-Ann Fraser-Pryce, traf. Die achtfache Olympiamedaillengewinnerin und 16-fache Weltmeisterin inspirierte nicht nur Blyde, sondern zog Athletinnen und Athleten aus aller Welt in ihren Bann.

Premiere im Athletendorf: Die erste olympische Kindertagesstätte

Zu den vielen Einrichtungen, die die Athleten im Village nutzen konnten, gehörte eine olympische Premiere: eine Kindertagesstätte.

Die Kinderkrippe, die vom US-amerikanischen Leichtathletik-Star Allyson Felix initiiert und betreut wurde, unterstützte Athletinnen wie Judoka Clarisse Agbegnenou, Tennisikone Naomi Osaka und Sprint-Legende Shelly-Ann Fraser-Pryce. Sie ermöglichte es ihnen, sich auf ihre Wettkämpfe zu konzentrieren, während sie ihre Kinder in besten Händen wussten.

Der Erfolg der Kindertagesstätte war so groß, dass sie wahrscheinlich zu einem festen Bestandteil der zukünftigen olympischen Athletendörfer werden wird.