Coach Fabian Broich über die Balance zwischen Individualismus und Teamwork im Esports

Esports-Trainer Fabian Broich erklärt in einem Essay für Olympics.com im Vorfeld der Olympic Esports Week, wie Esports-Teams ein Gleichgewicht zwischen Individualismus und Teamwork finden können.

3 minVon Fabian Broich
 Team Origen's team spirit was on display at the 2019 LEC Spring and Summer Split
(Michal Konkol (@KonkolMichal) / Twitter))

Im Esports ist der Weg zum Teamspieler bzw. zur Teamspielerin wirklich einzigartig. Als Esports-Spieler*in beherrscht man ein bestimmtes Spiel nur dadurch, dass man täglich zu Hause trainiert - allein. Wenn man in den Ranglisten oder Ligen im Spiel aufsteigt, wird man anerkannt und zieht die Aufmerksamkeit der Teams auf sich. Auch wenn man die Fähigkeiten im Spiel gemeistert hat, ist es wahrscheinlich notwendig, die Teamfähigkeit weiterzuentwickeln, da man von zu Hause aus alleine spielt.

Aber egal, ob man Sportler*in oder Esportler*in ist, die Grundprinzipien eines guten Teamkollegen*in bleiben dieselben: die Rolle aller Spieler*innen verstehen und wertschätzen, Stärken und Schwächen anerkennen, unterschiedliche Meinungen respektieren und bescheiden sein.

Ähnlich wie traditionelle Sportteams durchlaufen auch Esports-Teams verschiedene Phasen: Forming, Norming, Storming und Performing. In der Forming-Phase kommen die Teammitglieder zusammen, legen ihre Rollen fest und lernen sich gegenseitig kennen. In der Norming-Phase beginnt das Team, gemeinsame Werte, Ziele und Arbeitsweisen festzulegen. In der Storming-Phase kann es unweigerlich zu Konflikten kommen, da Differenzen und Spannungen zutage treten. Werden diese Herausforderungen jedoch konstruktiv gehandhabt, können sie den Weg für Wachstum und eine stärkere Bindung ebnen. In der Performing-Phase schließlich erreicht das Team einen Zustand der Synergie, in dem es sein höchstes Potenzial entfaltet und bemerkenswerte Ergebnisse erzielt.

Wie man im Esports ein guter Teamkollege bzw. eine gute Teamkollegin ist

Zunächst einmal sollten Sie Ihre Rolle verstehen und sich darüber im Klaren sein, wie Ihre Stärken und Schwächen zu den kollektiven Bemühungen beitragen. Unterstützen Sie andere, wenn es ihnen schlecht geht, um ein positives Teamumfeld zu schaffen. Es ist wichtig, dass Sie die Ihnen zugewiesenen Aufgaben und Verantwortlichkeiten erfüllen; zeigen Sie, dass Sie bereit sind, für den Gesamterfolg des Teams Opfer zu bringen. Disziplin zu zeigen, sowohl beim Training als auch im Wettkampf, ist für eine konstante Leistung unerlässlich. Wenn Sie vorbereitet und pünktlich sind, zeigt dies, dass Sie Ihre Mannschaftskameraden respektieren und sich für die Ziele der Mannschaft einsetzen. Am wichtigsten ist, dass Sie Ihre Teamkolleg*innen als echte Menschen kennenlernen, um starke Beziehungen zu fördern und zu einer kohärenten und harmonischen Teamdynamik beizutragen.

Harmonie im Team bedeutet jedoch nicht, dass es keine unterschiedlichen Meinungen geben wird. Gute Teams akzeptieren und respektieren unterschiedliche Meinungen; diese unterschiedlichen Sichtweisen können zu Diskussionen und Debatten führen, die letztlich zu Wachstum und Fortschritt führen. Gute Teammitglieder sind offen und aufgeschlossen für andere Ideen und tragen so zu einem Umfeld bei, das Zusammenarbeit und Innovation fördert. Die Erkenntnis, dass andere vielleicht schneller lernen oder über Fähigkeiten verfügen, die Sie nicht haben, trägt dazu bei, eine Atmosphäre der gegenseitigen Unterstützung und des Lernens zu schaffen. Indem Sie eine bescheidene Einstellung beibehalten, werden Sie zugänglicher und bereit, anderen zu helfen, was ein Gefühl der Einheit innerhalb des Teams fördert.

Das Erkennen der einzigartigen Phasen der Teamentwicklung im Esports ermöglicht es dem Einzelnen, Herausforderungen effektiv zu bewältigen und letztendlich Spitzenleistungen zu erzielen. Indem sie sowohl Individualismus als auch Teamwork schätzen, können Esportler*innen in der Welt des wettbewerbsorientierten Gamings erfolgreich sein.

(Michal Konkol (@KonkolMichal) / Twitter).)

Fabian Broich ist der Gründer von Achieveminds, einer Esports Performance Agentur. Er arbeitet derzeit mit einigen der besten Spieler*innen und Teams der Welt im Esports zusammen. Zuvor war er Head of Performance bei Excel Esports. Die britische Esports-Organisation Excel gehört zu den besten Esports-Teams der Welt. Außerdem arbeitete der ehemalige Profi-Fußballtorwart für den Profi-Fußballverein Schalke 04 und für Astralis, eine der erfolgreichsten Esports-Organisationen der Welt. Er hat einen Bachelor-Abschluss in Psychologie (Winthrop University, USA) und einen Master-Abschluss in Sport- und Bewegungspsychologie (Deutsche Sporthochschule Köln). Der 32-jährige Deutsche konzentriert sich auf einen ganzheitlichen Leistungsansatz, der Schlaf, körperliche Aktivität, Ernährung und Sportpsychologie in das neue Feld des Esports integriert.

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