Vom Spielplatz zu Olympia: Die Sabally-Schwestern Satou und Nyara bei Paris 2024 auf Erfolgskurs

Von Verena Tölle
5 min|
Satou und Nyara Sabally umarmen sich und feiern die Qualifikation für Paris 2024 beim FIBA ​​OQT in Belem

Die deutsche Basketballnationalmannschaft der Frauen ist so stark wie noch nie zuvor und hat bereits Geschichte geschrieben, indem sie sich zum ersten Mal für die Olympischen Spiele qualifiziert hat.

Mit zwei beeindruckenden Siegen gegen Belgien (83:69) und Japan (75:64) haben die deutschen Spielerinnen bewiesen, dass sie bei Paris 2024 nicht unterschätzt werden sollten. Nur gegen die USA mussten sie sich mit 68:87 geschlagen geben. Trotz dieser Niederlage konnten sie sich für das Viertelfinale qualifizieren.

Heute, am 7. August, um 18:00 Uhr trifft Deutschland auf den Gastgeber Frankreich, beide kämpfen um den Einzug ins Halbfinale.

Was macht diese deutsche Nationalmannschaft so erfolgreich?

Ein Schlüssel zum Erfolg sind zweifellos die Schwestern Satou und Nyara Sabally. Sie bringen nicht nur außergewöhnliches Talent, sondern auch eine besondere Teamdynamik mit.

„Ich bin sehr zufrieden damit, wie wir uns bisher präsentiert und hart gespielt haben. Ich denke, wir haben es verdient, als Zweitplatzierte in Gruppe C ins Viertelfinale einzuziehen“, sagte Satou Sabally nach dem Spiel gegen die USA, die Gewinner von Tokio 2020.

„Ich glaube, wir sind ein wirklich gutes Team, und ich bin einfach unglaublich glücklich, dass der deutsche Basketball an einem Punkt steht, an dem niemand wirklich gedacht hat, dass wir so weit kommen würden. Es ist einfach toll, dass es uns gelungen ist, unsere Ziele umzusetzen.“

Die Schwestern werden nicht nur in Deutschland für ihr Talent geschätzt, sondern auch in den USA. Satou wurde im vergangenen Jahr als erste Deutsche mit dem „WNBA Most Improved Player Award“ ausgezeichnet und ins All-Star-Team gewählt. Sie spielt für die Dallas Wings, während Nyara seit 2022 in der WNBA aktiv ist und seit 2023 für die New York Liberty spielt.

Erfahren Sie, wie die beiden Schwestern ihre Basketballkarrieren begonnen haben, warum ein Basketballplatz in Berlin nach Satou benannt wurde und welche Ziele sie über den Sport hinaus verfolgen.

Im Herzen vereint

Die 27-jährige Satou Sabally ist die ältere der beiden Schwestern und wurde als drittes von sieben Kindern in New York City geboren. Mit drei Jahren zog die Familie nach Berlin.

Wie alle Kinder verbrachten Satou und ihre Schwestern viel Zeit auf dem Spielplatz. Schon damals war die heute 1,93 Meter große Satou größer als die meisten ihrer Freundinnen.

Eine Basketballtrainerin bemerkte sie dort und fragte ihre Mutter, ob die Kinder schon einmal Basketball gespielt hätten. Satou wurde zu einem Probetraining eingeladen und entdeckte ihre Leidenschaft für den Sport, die später auch Nyara inspirierte.

Aufgrund ihres Altersunterschieds von 2 Jahren spielt die Schwestern in ihrer Jugend immer in unterschiedlichen Teams, so entwickelte sich auch kein Konkurrenzkampf zwischen ihnen.

Später entschied sich Satou dazu, sich auf eine Karriere in den USA zu konzentrieren und am College in Oregon zu studieren, während Nyara der deutschen Nationalmannschaft treu blieb.

Erst im November 2023 kam Satou in die DBB zurück und jetzt spielen beide Schwestern zusammen in einem Team auf dem olympischen Spielfeld. Sie ergänzen sich und bilden eine gemeinsame Kraft.

Olympics.com fragte Satou nach dem Sieg gegen Belgien, was diese Nationalmannschaft so besonders macht.

„Ich würde sagen, die Entschlossenheit und der Zusammenhalt. Wir sind so selbstlos. Es gibt niemanden in diesem Team, der egoistisch ist, und ich denke, man konnte heute deutlich sehen, dass wir den Ball geteilt haben. Wir stürmen alle vor. Wir helfen einander auf. Es sind die kleinen Dinge, die ausmachen, wer man ist. Wir sind einfach ein Team.“

Doch mit einer Sache hatten die beiden nicht gerechnet, dass Sabally beim zweiten Spiel ohne die andere Hälfte antreten müsste. Im Spiel gegen Belgien prallte Nyara mit ihrer Mannschaftskollegin Leonie Fiebich zusammen und erlitt eine leichte Gehirnerschütterung, wodurch sie im Nächsten nur von der Bank aus zusehen konnte.

Satou ließ sich im folgenden Spiel gegen Japan jedoch nicht aus dem Konzept bringen und spielte mit vollem Einsatz für zwei.

„Ich habe das Gefühl, dass ich heute auch für meine Schwester gespielt habe und ihre Last mitgetragen habe. Natürlich ist das etwas, das ich nicht tun möchte und nicht tun muss, aber ich werde es tun, und ich weiß, dass ihr Geist mich heute getragen hat.“

Nyara ist wieder fit und bei dem Spiel gegen Gastgeber Frankreich dabei, beide Schwestern sind wieder vereint.

Das funkelnde Einhorn

Nyara hat bei Paris 2020 einen ganz besonderen Glücksbringer dabei: Sie lächelt mit goldenen Olympischen Ringen als Grills, verziert mit farbigen Glitzersteinen.

Satou ist den USA auch als „Unicorn“ (Einhorn) bekannt, dank ihres Coaches aus Oregon. Er bemerkte schnell, dass sie mit ihrer Größe bestens für die Position als Center geeignet ist, doch eher untypisch spielt sie auch hervorragend als Point Guard, die Position wird typischerweise eher von kleineren Spielerinnen eingenommen.

Satou ist seltenes Phänomen und die beiden Schwestern ergeben zusammen ein funkelndes Einhorn.

Beiden ist es wichtig, sowohl im Sport als auch darüber hinaus etwas in der Welt zu bewegen. Sie wollen mehr als ‘nur‘ Athletinnen sein.

Satou hat in ihrer Jugend erlebt, dass sie als Mädchen auf dem Basketballplatz oft nicht mitspielen durfte oder ausgegrenzt wurde. Das bewegte sie dazu, sich für einen „Safe Space“-Basketballplatz für alle Menschen einzusetzen. 2022 wurde in ihrer Heimatstadt Berlin ein alter Basketballplatz auf dem Tempelhofer Feld neugestaltet, nach ihr benannt und von ihr eingeweiht.

Als Mitglied des Spielerinnenrates der WNBA setzt sich Satou für soziale Gerechtigkeit ein. Sie möchte als Aktivistin wahrgenommen werden und wurde bereits von LeBron James eingeladen, auf seiner Plattform Uninterrupted über sozialkritische Themen zu sprechen. Lebron James spielt bei Paris 2024 in der Basketballmannschaft der Männer für die USA und könnte den Schwestern bereits im Olympischen Dorf über den Weg gelaufen sein.

Eines ist sicher: Satou und Nyara Sabally haben bei den Olympischen Spielen bereits einen bleibenden Eindruck hinterlassen und bewiesen, dass ein Team nur mit dem richtigen Zusammenhalt erfolgreich sein kann.