EM-Bronze für Hindernisläufer Karl Bebendorf: „Geisteskranke Zeit” & weitere deutsche Ergebnisse

Von Catiana Pscherer
4 min|
GettyImages-2156995165
Foto von 2024 Getty Images

Für den Deutschen Leichtathletik Verband gab am vierten Tag der Europameisterschaften eine unerwartete Medaille im 3000 m Hindernis-Finale der Männer. Der fünffache deutsche Meister Karl Bebendorf wuchs über sich hinaus und lief nicht nur nach eigenen Angaben eine „geisteskranke Zeit”, sondern sicherte sich die Bronzemedaille.

Schon am Wochenende haben die Deutschen bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Rom 2024 fünf Medaillen gesammelt.

MEHR LESEN: Leichtathletik-EM in Rom 2024: Erste fünf deutsche Medaillen

200 m-Finale: Joshua Hartmann disqualifiziert nach Fehlstart

Der Schweizer Timothé Mumenthaler gewann von Bahn 9 aus völlig unerwartet das 200 m-Finale der Männer in 20,28. Mit dabei war auch Joshua Hartmann - eigentlich. Denn der 25-Jährige, der erst gestern seinen Geburtstag feierte, patzte am Start und wurde auf Grund seinen Fehlstarts disqualifiziert.

Der haushohe Favorit und italienische Publikumsliebling Filippo Tortu musste sich nach einer mäßigen Zeit von 20,41 mit Silber begnügen. Das Podium wird vom zweiten Schweizer William Reais (20,47) komplettiert.

„Geisteskranke Zeit” und Hindernis-Bronze für Karl Bebendorf

Einen Grund zur Freude hingegen gab es für den 3000 m Hindernisläufer Karl Bebendorf. Er hielt sich bis zur letzten Runde am Ende der vorderen Gruppe, zog dann mächtig an und flog in 8:14,41 über die Ziellinie. Das ist nicht nur eine persönliche Bestzeit, sondern auch die direkte Unterbietung der olympischen Qualifikationsnorm - und Bronze!

Zuletzt gewann vor 26 Jahren Damian Kallabis eine Medaille bei einer Europameisterschaft über die 3000 m Hindernis. Der Treppchenplatz kam gar so unerwartet, dass der fünffache deutsche Meister ungewöhnlich lange nach einer Schwarz-Rot-Gold-Flagge suchen musste.

Am ZDF-Mikrofon erzählte der überglückliche Bebendorf, dass er über das Rennen hinweg „so viel Platz die ganze Zeit“ hatte und sich lediglich darauf fokussierte einen Läufer nach dem anderen einzusammeln.

„Bin ich glücklich, dass ich noch so eine geisteskranke Zeit hingelegt hab’. Somit verabschiede ich mich jetzt erst in den Urlaub und dann sehen wir uns in Paris wieder.“ Bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig (29./30. Juni) wird er auf eine potenzielle sechste Titelverteidigung verzichten.

Gold gewann Alexis Miellet vor seinem französischen Landsmann Djilali Bedrani. Frederik Ruppert lief in seinem ersten EM-Finale direkt hinter Bebendorf auf Rang vier (8:15,08) und schrammte haarscharf an der Olympianorm vorbei.

Jean Paul Bredau mit Topzeit im 400 m-Endkampf

Wie auch über die 100 m gab es bei einer EM in den letzten zehn Jahren keinen deutschen Athleten in einem 400 m-Finale. Jean Paul Bredau, der im vergangenen Jahr die 45-Sekunden-Marke als erster Deutscher in 22 Jahren unterbot, ist in Rom Siebter über 400 m geworden.

Gold ging wie schon bei der Hallen-WM in Glasgow im Winter an den favorisierten Belgier Alexander Doom, mit neuem Meisterschaftsrekord von 44,15 Sekunden. Silber gewann Charles Dobson, der in 44,38 Sekunden Bestzeit lief. Der Niederländer Liemarvin Bonevacia ergatterte in 44,88 Sekunden Bronze, womit Jonathan Sacoor trotz einer Zeit unter 45 Sekunden erstmals in der EM-Geschichte leer ausging.

Europäische Jahresbeste Molly Caudery verpasst Gold im Stabhochsprung

Die deutsche Stabhochspringerin Anjuli Knäsche belegte im Finale mit 4,43 m den 11. Platz, die nächste Höhe wäre um drei Zentimeter eine neue Bestleistung gewesen. Wer auf die Medaillen gewettet hat, lag wahrscheinlich daneben. Zur neuen Europameisterin krönte sich Angelica Moser, die mit 4,78 m einen Schweizer Rekord aufstellte. Silber ging an die griechische Olympiasiegerin von 2016, Katerina Stefanidi vor der britischen Hallen-Weltmeisterin Molly Caudery (beide 4,73 m).

Tag 1 im Zehnkampf: Bester Deutscher Manuel Eitel auf Rang 6

Nach fünf Disziplinen ist Manuel Eitel mit 4.269 Punkten der bestplatzierte Deutsche vor seinem Landsmann Félix Wolter. Titelverteidiger Niklas Kaul beendet den ersten Tag auf Rang 13, wobei der gute Speerwerfer und 1.500 m-Läufer den stärkeren zweiten Tag hat.

Tim Nowak ist trotz einer neuen Bestleistung im Weitsprung auf Platz 15: „Ich bin schon sehr enttäuscht vom ersten Tag, der Weitsprung rettet mich,” sagte er dem ZDF.

In Führung liegt zur Halbzeit der Norweger Sander Skotheim mit 4.566 Punkten nach einem 8-Meter-Satz im Weit- und 2,17 im Hochsprung.