Hockey bei Paris 2024: Deutsche Herren überstehen Krimi gegen Argentinien und stehen im Olympischen Halbfinale gegen Indien
Die Zielsetzung der Deutschen Hockeynationalmannschaft der Männer bei den Olympischen Spiele Paris 2024 war klar: Die zwölfte olympische Medaille der Geschichte, die fünfte bei den letzten sechs Spielen, soll her.
Bis hierhin ist festzuhalten: Der vierfache Olympiasieger (zuletzt in London 2012) ist auf Kurs. Eine Medaille ist nur ein Spiel entfernt, denn die Hockey-Herren stehen im Halbfinale von Paris 2024!
In einem dramatischen Viertelfinale gewann Deutschland gegen Argentinien mit 3:2 (2:1).
Nach einer starken Gruppenphase, die der amtierende Weltmeister dank Siegen gegen Frankreich, Spanien, Südafrika und Topfavorit Niederlande (nur gegen Spanien gab es eine Niederlage) als Sieger abgeschlossen hatte, setzten die Mitfavoriten auf die Goldmedaille ihren Lauf also fort.
Im Halbfinale wartet Indien, die sich am Sonntagvormittag im Penalty-Schießen gegen Großbritannien durchgesetzt hatten. Das Spiel steigt am 6. August (ab 19:00 Uhr). Wie alle weiteren Partien der Endrunde im Yves-du-Manoir Stadion 1.
1. Halbzeit: Gonzalo Peillat kontert den zwischenzeitlichen Ausgleich der Argentinier
Gute Nachrichten vor Beginn: Bundestrainer André Henning konnte wieder auf Mats Grambusch setzen. Zuletzt musste der Kapitän krankheitsbedingt gegen die Niederlande und Großbritannien passen.
Ausgeglichene Spielanteile bestimmten die ersten Minuten. Beide Mannschaften waren zunächst einmal darauf bedacht, sich kein frühes Gegentor zu fangen. Dieses Unterfangen ging dann aber zügig schief - zunächst auf argentinischer Seite. Dafür verantwortlich: Ein hervorragend gespielter Angriff der Deutschen.
Über Niklas Wellen kam der Ball links an die Grundlinie zu Justus Weigand. Der Stürmer nahm den Kopf hoch und brachte eine scharfe Hereingabe in den rechten Rückraum. Dort lauerte Teo Hinrichs, der gar nicht viel Zeit verstreichen ließ und den Ball humorlos in den rechten Winkel schoss (9. Minute). Erste Chance, erstes Tor für die favorisierte deutsche Mannschaft.
Doch Argentinien schlug zurück. Martin Zwicker verursachte eine Strafecke und musste mit Grüner Karte auch noch zwei Minuten vom Platz. Argentinien war also vor dieser aussichtsreichen Situation noch mit einem Mann mehr auf dem Feld. Zunächst scheiterte Maico Casella Schuth - doch ein deutscher Spieler war zuletzt mit dem Körper dran, also eine erneute Ecke. Und der zweite Versuch von Casella Schuth saß - 1:1, die mehr oder wenige postwendende Antwort (11.).
Gleichbedeutend mit dem Spielstand zur ersten Pause - die Unterbrechung zwischen den beiden 15-minütigen Vierteln einer Halbzeit.
Deutschland musste sich nach dem schnellen Ausgleich kurz schütteln, kam dann aber im zweiten Viertel besser ins Match. Den Abschluss von Johannes Grosse konnte Argentiniens Torhüter Tomas Santiago noch parieren (22.), doch kurz danach war er machtlos.
Denn Deutschland machte das 2:1. Kurios: Der Treffer kam genauso zu Stande, wie der zwischenzeitliche Ausgleich der Argentinier. Wieder war es eine Strafecke - wieder war es der zweite Versuch. Zunächst wurde der Abschlussversuch von Gonzalo Peillat geblockt - beim erneuten Abschluss des Torschützen waren Torwart und Abwehr machtlos - der Ball flog in die rechte untere Ecke.
Ausgerechnet: Gonzallo Peillat. Der gebürtige Argentinier spielte vor einigen Jahren sogar noch für Argentinien und wurde sogar mit seiner früheren Mannschaft Olympiasieger bei Rio 2016. Nun brachte er seine neue Heimat Deutschland also einen Schritt näher an die anvisierte Medaille bei Paris 2024.
Weil Abwehr-Ass Tom Grambusch und Torhüter Jean-Paul Danneberg kurz vor Pausenpfiff je einmal aufmerksam klärten, blieb es bei der knappen aber verdienten 2:1-Halbzeitführung für Deutschland.
Zweite Halbzeit: Dramatische Schlussphase endet mit Heldentaten von Danneberg
Doch natürlich waren noch 30 Minuten zu spielen und Deutschland gut beraten, sich nicht ausschließlich auf die starke Defensive um Tom Grambusch - Bruder des Kapitäns Mats Grambusch - zu verlassen. Denn das argentinische Team kam mutig aus der Pause und zwang Torhüter Jean-Paul Danneberg erneut zu zwei guten Parade (37.,40).
Entlastung für den Favoriten gab es aber auch - in der 42. Minute erzwang man nun seinerseits eine Strafecke. Niklas Wellen's Abschluss wurde stark gehalten - weiter also alles offen.
So ging Deutschland mit einer knappen Führung ins letzte Viertel, in dem Argentinien schnell zuschlug. In der 48. Minuten erzielten die Gauchos - die ihre Gruppe als Vierter abgeschlossen hatten - den erneuten Ausgleich. Agustin Mazzilli lauerte kurz vor dem deutschen Kasten, bei einer scharfen Hereingabe hielt er den Schläger herein, Dannenberg war aus kurzer Distanz machtlos - 2:2.
Doch der amtierende Weltmeister hatte noch grandiose Aktion im Köcher. Genauer gesagt: Niklas Wellen. Sein überragendes Dribbling brachte Justus Weigand ins Spiel. Der Vorlagengeber ließ vier Argentinier aussteigen und legt wenige Meter vor dem Kasten quer, Weigand musste nur noch einschieben - das 3:2 (54.).
Knapp fünf Minuten mussten die "HONAMAS" jetzt noch überstehen und Jean-Paul Danneberg wurde zum Helden. Er parierte gleich drei Strafecken! Erst in der 56. Minute und dann in der verrückten Schlussphase mit zwei Videobeweisen und zwei Strafecken. Zwei grandiose Paraden in der 60. Minute retten Deutschland - die Hockey-Männer stehen im Halbfinale von Paris 2024!
Stimmen zu Hockey der Herren: Deutschland - Argentinien
Justus Weigand, Siegtorschütze: "Es ist natürlich auch meine Aufgabe da vorne drin, die Tore zu machen. In dem Fall habe ich ja nur einschieben müssen, es war eine hervorragende Vorarbeit von Niklas Wellen. Ich bin überglücklich. Das Tor bedeutet mir viel, aber am Ende ist es egal, wer die Tore macht. Jetzt soll es ins Finale gehen und dann darf es auch gerne die Goldmedaille sein."
Quelle: ARD
Der Kader der deutschen Hockey-Männer für Paris 2024:
- Alexander Stadler (Torhüter, HC Den Bosch/NED)
- Jean-Paul Danneberg (Torhüter, Rot Weiß Köln)
- Tom Grambusch (Verteidiger, Rot Weiß Köln)
- Teo Hinrichs (Verteidiger, Mannheimer HC)
- Moritz Ludwig (Verteidiger, HTC Uhlenhorst Mülheim)
- Mathias Müller (Verteidiger, Hamburger Polo Club)
- Gonzalo Peillat (Verteidiger, Mannheimer HC)
- Lukas Windfeder (Verteidiger, HTC Uhlenhorst Mülheim)
- Mats Grambusch (Mittelfeld, Rot Weiß Köln)
- Johannes Grosse (Mittelfeld, Rot Weiß Köln)
- Hannes Müller (Mittelfeld, Uhlenhorster Hockey Club)
- Thies Prinz (Mittelfeld, Rot Weiß Köln)
- Martin Zwicker (Mittelfeld, Berliner Hockey Club)
- Malte Hellwig (Mittelfeld, HTC Uhlenhorst Mülheim)
- Marco Miltkau (Stürmer, HC Klein Zwitserland/NED)
- Christopher Rühr (Stürmer, Rot Weiß Köln)
- Justus Weigand (Stürmer, Mannheimer HC)
- Niklas Wellen (Stürmer, Crefelder HTC)