Mats & Tom Grabusch - Die "grambuschboys" und das Gesetz einer deutschen Olympia-Serie

Von Fabian Breuer
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 Mats Grambusch (l.) and Tom Grambusch (r.)
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Ein deutscher Hockeyspieler bei Olympischen Spielen 2024 in Paris zu sein, ist keine leichte Aufgabe. Seit jeher ist die Deutsche Hockeynationalmannschaft einer der bestätigsten Garanten für die Olympische Medaille. 15 Mal brachten die nationalen Hockeyteams Edelmetall von den Spielen mit nach Hause. Elfmal landeten die Männer auf dem Treppchen, viermal die Frauen.

Besonders gut läuft es für die Herren seit Los Angeles 1984. Seitdem gab es sieben Medaillen (dreimal Gold, je zweimal Silber und Bronze), nur dreimal ging man diesem Zeitraum leer aus. Auch wenn es in Tokio 2020 knapp nicht zu einer Medaille reichte (Rang vier), die 17 Spieler im Kader des Nationalteams bei Paris 2024 haben einen Ruf zu verteidigen.

Zwei ganz wichtige Säulen des Teams teilen nicht nur den Status als Führungsspieler. Sie sind Brüder. Mats Grambusch und Tom Grambusch gehören zu den erfahrensten Spielern der Auswahl.

Mats, 31 Jahre alt, ist der Kapitän des Teams. Anfang Juni absolvierte er sein 200. Länderspiel - etwa 13 Jahre nach dem ersten Auftritt am 29. Juni 2011. Tom, 28 Jahre alt, ist noch nicht ganz so lange dabei. Allerdings stehen auch beim Junioren-Weltmeister von 2013 schon über 100 Nationalmannschafts-Auftritte auf dem Konto.

Gemeinsam haben sie viel erlebt, etwa den WM-Titel im Jahr 2023. Der Gewinn der Bronzemedaille bei Rio 2016 ist der größte Olympische Erfolg von beiden.

Aus dem damaligen Olympia-Kader sind ansonsten noch Martin Zwicker, Niklas Wellen, Christopher Rühr und Mathias Müller an Bord. Ob also Kapitän oder nicht, beiden Grambuschs kommt bei Paris 2024 fast automatisch eine Führungsrolle zu - die sie bis hierhin auch gut ausfüllen (dazu später mehr).

Ein gemeinsames Leben - unterschiedliche Aufgaben auf dem Platz

Dass die Brüder sich "aus dem Effeff" kennen ist keine Floskel. Privat und auf dem Feld verbringen die Brüder sehr viel Zeit miteinander. Beide spielen seit 2013 im selben Klub - Rot-Weiß Köln ist sportliche Heimat des Duos.

Darüber hinaus arbeiten sie zusammen (Mats Grambusch ist Inhaber einer Immobilienfirma), und selbst auf Reisen teilen sie sich ein Zimmer. "Die Leute halten uns für verrückt", schilderte Mats Grambusch in einem Interview mit sportbuzzer.com, die Reaktionen der Nationalmannschafts-Kollegen darauf, dass die Brüder nicht einmal hier getrennte Wege gehen.

Dass sie darüber hinaus einen gemeinsamen Social Media-Account namens "grambuschboys" betreiben, scheint da nur folgerichtig. Auf dem Platz allerdings - spielen die Brüder zwar ebenfalls häufig zusammen, nehmen aber ganz verschiedene Rollen ein. "Mats ist ein kreativer Spieler, er kann ein Spiel in der Offensive steuern und die Mannschaft als Kapitän auch emotional führen", berichtete der Jüngere im vergangenen Jahr gegenüber dem WDR. Hingegen bescheinigte Mats seinem Bruder "eine umheimliche Qualität im defensiven Eins-gegen Eins. Da gibt es kaum einen besseren Spieler." Hinzu käme die Spezialität für eine perfekte Hereingabe bei Strafecken. "Ein kompletter Innenverteidiger eben."

Tom Grambusch (r.)

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Mit zwei Siegen ins Spiel gegen die Niederlande - verhilft der Glaube an eine deutsche Olympia-Serie zur Medaille?

Ihre Stärken haben beide Athleten bei den Olympischen Spielen 2024 schon unter Beweis gestellt. Schon drei Spiele hat die DHV-Auswahl absolviert, mit zwei Siegen und einer Niederlage fällt das Zwischenfazit ordentlich aus.

Beim Auftaktspiel gegen Frankreich orchestrierte Mats Grambusch das Offensivspiel - beim Feuerwerk der Angriffsspieler (8:2) erzielte er einen Treffer. Hinten sorgte Tom Grambusch für Stabilität - und bewies das von seinem Bruder attestierte Komplettpaket, denn auch er traf.

Bei der 0:2-Niederlage gegen Spanien erwischten beide - genau wie ihre Teamkollegen - nicht ihren besten Tag. Doch am Dienstag holten sich die "HONAMAS" ihr Selbstvertrauen zurück - beim 5:1 gegen Südafrika traf Mats Grambusch, sein jüngerer Bruder hielt den Defensivverbund zusammen.

So geht die deutsche Mannschaft aus einer guten Ausgangslage ins heutige Topspiel gegen die Niederlande (ab 17:30). Allerdings ist"Oranje" der große Favorit auf die Olympische Goldmedaille bei Paris 2024. Deutschland gilt nicht nur aufgrund der Tabellensituation (derzeit Zweiter) als Herausforderer.

PARIS, FRANCE - JULY 28: Jordi Bonastre of Team Spain runs with the ball whilst under pressure from Mats Grambusch of Team Germany during the Men's Pool A match between Germany and Spain on day two of the Olympic Games Paris 2024 at Stade Yves Du Manoir on July 28, 2024 in Paris, France. (Photo by Elsa/Getty Images)

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Beim letzten großen Turnier vor den Olympischen Spielen 2024, den Europameisterschaften 2023 in Mönchengladbach/Deutschland wurde die Niederlande Europameister, Deutschland belegte am Ende Rang vier. Doch selbst wenn die unmittelbare Vorbereitung nicht ganz nach Plan verlief, dürfte ein anderes Turnier - ebenfalls noch nicht allzu lange her - dem DHV-Team Mut machen.

Im Januar 2023 wurde die Deutsche Hockeynationalmannschaft nämlich Weltmeister. In Indien setzte sich man die die WM-Krone auf, im Finale schlug man seinerzeit Belgien. Dieser Triumph ist nicht nur Zeugnis des Leistungsvermögens der Mannschaft, sondern auch ein gutes Omen.

Zuvor erreichte die deutsche Männernationalmannschaft viermal ein WM-Finale. Nach der Endspielteilnahme im Jahr 1982 wurde Deutschland bei Los Angeles 1984 zum zweiten Mal Olympiasieger. Nach dem WM-Triumphen 2002 und 2006 gab es bei Athen 2004 Bronze und Peking 2008 Gold. Nach der Finalniederlage bei der WM 2010 gegen Australien holte Deutschland erneut den Olympiasieg - Nun gilt es also an die Goldmedaille aus London 2012 anzuknüpfen und dieser verrückten Serie ein fünftes Kapitel zu bescheren.