Esports-Coach Mia Stellberg über die Kontrolle von Emotionen im Esports

Esports-Trainerin Mia Stellberg erörtert in einem Essay für Olympics.com im Vorfeld der Olympic Esports Week in Singapur, wie wichtig es ist, die eigenen Emotionen im Esports zu beherrschen.

3 minVon Mia Stellberg
Controlling emotions in esports
(2023 Charlie Crowhurst/Getty Images)

Emotionen können im Esports eine Ablenkung sein.

Wenn man seine Gefühle nicht unter Kontrolle hat, verursacht das nicht nur unnötigen Stress, sondern wirkt sich auch negativ auf die Konzentrationsfähigkeit aus, was zu schlechteren Leistungen führt. Dies wiederum kann weitere Emotionen auslösen - und das war's!

Treten wir einen Schritt vom Abgrund zurück. Als Menschen neigen wir dazu, unsere Gefühle zu verallgemeinern und Situationen, die logisch gelöst werden könnten, mit Emotionen zu verbinden. Der Schlüssel liegt darin, den Unterschied zwischen emotionalem und rationalem Denken zu verstehen und sich auf die richtigen Dinge zu konzentrieren, um einen klaren, konzentrierten Geist zu entwickeln.

Professionelle Gamer*innen schätzen, dass die mentalen Faktoren des Spiels das Endergebnis zu 50 bis 80 Prozent beeinflussen. Wenn man sich darin übt, die eigenen Emotionen zu regulieren, kann man das Spiel besser kontrollieren und sich auf das konzentrieren, was am wichtigsten ist.

Esports: Techniken zur Regulierung der Emotionen

Zu oft konzentrieren sich die Spieler*innen auf die Aufgabe selbst, anstatt sich auf die Ausführung zu konzentrieren, wodurch sie eher scheitern können. Die Konzentration auf das, was gerade passiert, und auf das, was als Nächstes zu tun ist, sollte das Einzige sein, woran man beim Spielen denkt. Wenn wir fokussiert sind, gibt es keine Hindernisse, die uns im Weg stehen, und keine Emotionen, die unsere Entscheidungsfindung beeinträchtigen. Bessere Konzentration bedeutet letztendlich bessere Entscheidungsfindung und schnellere Reaktionen - Fähigkeiten, die sich alle Spieler*innen wünschen.

Wenn man die eigenen Emotionen reguliert, baut man im Grunde einen Schutzschild auf, der vor möglichen Stressfaktoren schützt und die Leistung steigert - man ist in der "Zone"! Je länger man in der "Zone" bleibt und eine stabile Stimmung beibehält, desto länger wird man gute Leistungen erbringen. Um in der Zone zu bleiben, muss man äußere Ablenkungen ignorieren, z. B. wer zuschaut, wie andere auf das Ergebnis reagieren könnten oder den Gedanken "Was passiert, wenn ich einen Fehler mache?". Wenn man solche Gedanken zulässt, führt das nur zu mangelnder Konzentration und schlechteren Leistungen.

Um während des gesamten Spiels fokussiert zu bleiben, ist es wichtig, sich auf mentales Training zu konzentrieren. Ich möchte eine Technik mit Ihnen teilen, die ich als Aufwärmübung vor einer Spielsitzung empfehle. Mit dieser Übung lassen sich Gedanken, Ängste und Sorgen in einen Zusammenhang bringen und verarbeiten, bevor das Spiel beginnt.

Sind Sie bereit?

Ich möchte, dass Sie sich ein mentales Bild davon machen, wie es (was genau ist "es"?) sich anfühlen wird, wie es aussehen wird, wie es sich anhören wird usw. Sprechen Sie nun Ihre Erwartungen laut aus. Bleiben Sie ein paar Augenblicke bei diesen Vorstellungen. Als nächstes möchte ich, dass Sie Ihre Bedenken und Unsicherheiten teilen.

Jetzt ist es an der Zeit, diese wichtige Frage zu beantworten: "Wie würden Sie sich gerne fühlen?" Die Antwort könnte lauten: "Ich möchte mich selbstbewusst fühlen, wenn ich auf die Bühne gehe", oder "Ich möchte konzentriert sein, wenn ich das Spiel spiele." Großartig! Jetzt müssen Sie üben, diese Bilder und Gefühle zu verwirklichen.

Gute Spieler*innen wissen, wie sie ihre Emotionen beeinflussen und anpassen können, um ihre Stimmung und letztlich ihr Spiel zu verbessern.

(©Mia Stellberg)

Mia ist durch ihre Pionierarbeit als Psychologin und die vielen Titel, die sie mit ihren Teams gewonnen hat, zu einer Legende im Profi-Gaming geworden. Zu ihren Erfolgen zählen der Gewinn des Majors mit dem CS:GO-Team von Astralis und die Unterstützung des Dota 2-Teams OG, das zum ersten Mal TI-Meister wurde. Sie hat auch Teams gecoacht, die Titel in League of Legends und mobilen Spielen errungen haben. Sie arbeitet auch mit vielen Olympionik*innen und anderen Profisportler*innen zusammen. Sie hat einen Abschluss der Universität von Helsinki und lebt in Finnland.

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