Mehrere Medaillenhoffnungen: Deutsche Beckenschwimmer bringen sich für Paris 2024 in Stellung

Von Andreas Kloo
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Foto von 2024 Getty Images

Am Sonntag war für die deutschen Schwimmer Stichtag. Der Deutsche Schwimmverband hat den Zeitraum 1. Januar bis 28. April 2024 für die Erbringung der Olympia-Qualifikationszeit (OQT) definiert. Nur wer es bis zu diesem Datum geschafft hat, unter der offiziellen Normzeit auf seiner jeweiligen Strecke zu bleiben, kann vom NOK für die Olympischen Spiele Paris 2024 nominiert werden.

Auf Basis der geschwommenen Zeiten wird der DSV in dieser Woche dem DOSB eine Vorschlagsliste zur Nominierung für Paris 2024 schicken.

Schon vor der offiziellen Nominierung steht jedenfalls fest, dass sich der Deutsche Schwimm-Verband im Beckenschwimmen gleich auf mehreren Strecken Chancen auf Olympische Medaillen ausrechnen darf.

Einige deutsche Athleten haben in den letzten Wochen und Monaten nicht nur die geforderte Normzeit geschwommen, sondern mit ihren Leistungen auch international aufhorchen lassen.

Auch am vergangenen Wochenende bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin zeigten sich die deutschen Top-Schwimmer in Form.

Olympics.com nennt fünf Athletinnen und Athleten, die es im Olympia-Jahr 2024 zu beachten gilt.

1. Lukas Märtens

Der 22-Jährige sorgte für das Highlight der Deutschen Meisterschaften. 3:40,33 Minuten zeigte die Uhr beim Anschlag über die 400 Meter Freistil an.

Damit lag er nur knapp über dem Weltrekord von Paul Biedermann (3:40, 07), es war die drittschnellste jemals geschwommene Zeit über diese Strecke. Lediglich Biedermann und der fünffache Olympiasieger Ian Thorpe waren bislang schneller.

Bei der WM in Doha im Februar gewann Märtens in 3:42, 96 Bronze. Nach seiner beeindruckenden Leistungssteigerung kann man den Magdeburger sogar als Top-Favoriten für Gold bezeichnen.

Er selbst versuchte in Berlin noch etwas auf die Euphoriebremse zu drücken: "Das kann man so sehen. Aber ich setze eigene Ziele, und das ist eine Medaille. Welche es dann wird, werden wir sehen. Ich denke, ich kann um alle mitkämpfen.“

2. Angelina Köhler

Auch bei den Frauen hat der DSV eine Gold-Kandidatin. Angelina Köhler wurde mit ihrem WM-Titel über 100 Meter Schmetterling in Doha über Nacht zum Star.

Die sympathische Wahl-Berlinerin gewann wie erwartet den Deutschen Meistertitel über ihre Paradedisziplin. Sie schwamm zwar über eine Sekunde langsamer als bei ihrem Coup in Doha, hatte seitdem aber auch eine Wettkampfpause eingelegt. Für Paris wird man sie auf der Rechnung haben müssen. Druck macht sich die 23-Jährige keinen: „Ich bin da ganz entspannt.“

Das Experiment mit einer zweiten Strecke ging allerdings schief. Über 200 Meter Schmetterling musste sie sich in Berlin der erst 14-Jährigen Alina Baievych geschlagen geben.

3. Isabel Gose

Gleich vier deutsche Meistertitel hat Isabel Gose in Berlin abgeräumt. Die 21-Jährige dominierte über sämtliche Mittel- und Langdistanzen im Freistil und knüpfte damit an ihre Leistungen von der WM in Doha an. Dort gewann sie Silber über die 800 Meter, sowie Bronze über die 400 und 1500 Meter.

Es ist fast ein wenig schade, dass sie wohl aufgrund des engen Zeitplans in Paris nicht auch über die 200 Meter an den Start gehen können wird.

4. Josha Salchow

47,85 Sekunden. Josha Salchow setzte schon vor der DM in Berlin ein Ausrufezeichen über die 100 Meter Freistil. Der 24-Jährige stellte damit einen neuen deutschen Rekord auf und sorgte dafür, dass auch in dieser Disziplin ein DSV-Athlet zur Weltspitze gehört.

Zum Vergleich: Bei der WM in Doha wäre er mit dieser Zeit immerhin auf Platz fünf geschwommen.

5. Florian Wellbrock

Florian Wellbrock hadert derzeit ein wenig mit sich. Ob er seinen Olympiasieg im 10km-Freiwasserschwimmen von Tokio 2020 wiederholen kann, ist fraglich. Den WM-Titel in Doha verpasste er über diese Distanz deutlich.

Im Becken wird er über die 800 Meter Freistil aller Voraussicht nach nicht an den Start gehen. Mit Sven Schwarz und Oliver Klemet waren zwei andere deutsche Schwimmer im Qualifikationszeitraum schneller. Jedem nationalen Verband stehen pro Strecke nur maximal zwei Plätze zur Verfügung.

Aber über 1500 Meter ist auf Wellbrock weiterhin Verlass. In Tokio hatte er Bronze über diese Strecke gewonnen, bei der WM in Doha Silber. In Berlin untermauerte er mit 14:42:28 Minuten Platz zwei in der Weltjahresbestenliste.

Wie geht es weiter?

Bei der Schwimm-EM in Belgrad (10.6. – 23.6.) bestreiten die deutschen Asse einen wichtigen Formtest gegen die internationale Konkurrenz vor den Olympischen Spielen. Die Beckenwettbewerbe in Paris laufen vom 27. Juli bis 4. August.