Pauline Ferrand Prevot weitet ihre Titelsammlung aus - Zweiter Olympiasieg für Frankreich bei Paris 2024

Von Fabian Breuer
5 min|
Pauline Ferrand Prevot of Team France
Foto von 2024 Getty Images

Nach dem umjubelten Gewinn der Goldmedaille im 7er-Rugby freut sich Gastgeber Frankreich über den zweiten Olympiasieg seiner Athletinnen und Athleten, denn Pauline Ferrand Prevot gelingt ein überragender Erfolg im Mountainbike Cross-Country Rennen der Damen.

Das Mountainbike Rennen der Frauen bei Paris 2024 stand am Sonntagnachmittag unter einem besonderen Stern: Das Duell Frankreich gegen die Schweiz auf dem "Dach" dieser Olympische Spiele - dem Elancourt Hügel (231 Meter über Meeresspiegel).

Auf der höchsten Erhebung in der Region Paris standen sich Top-Sportlerinnen entgegen, die sich auf der 30,8 Kilometer langen Strecke einen packenden Wettkampf lieferten.

Auf der einen Seite die Gastgeber-Nation mit der elffachen Weltmeisterin (fünfmal im Mountainbike) und Top-Favoritin Pauline Ferrand Prevot sowie Medaillenkandidatin Loana Lecomte. Auf der anderen Seite das Nachbarland, mit zehn Medaillen die erfolgreichste Nation beim Olympischen Mountainbike.

Legendär das Kunststück bei Tokio 2020, als die Schweizer Athletinnen Jolanda Neff, Sina Frei und Linda Idergand den kompletten Medaillensatz einheimsten. Aus diesem Trio trat nur Sina Frei erneut an. Diesmal galt sie allerdings als Außenseiterin, stattdessen traute man Teamkollegin Alessandra Keller zu, die große Favoritin Ferrand Prevot, die ihr Missgeschick von Tokio 2020 - als sie früh im Rennen überdrehte - wieder gutmachen wollte, herauszufordern.

Mittendrin in dieser Konkurrenz: Die deutsche Athletin Nina Benz. Schon lange träumt die 25-Jährige von einer Olympia-Teilnahme, vor etwa einem Monat wurde ihre Hoffnung gestillt. Dank starker Leistungen (EM-Dritte und Dominatorin der nationalen Wettkämpfe) liebäugelte sie mit einer Top-Ten-Platzierung im Olympischen Cross-Country Rennen. Eine ähnliche Zielsetzung wie bei Mona Mitterwallner und Laura Stigger aus Österreich.

**Das Rennen: Pauline Ferrand Prevots mutiger Plan geht auf - Erste Mountainbike-Heimsiegerin bei Olympischen Spielen

**

Die 30,8 Kilometer lange Strecke in der französischen Hauptstadt galt aus technischer Hinsicht als nicht besonders anspruchsvoll, kam also eher den tempoharten Fahrerinnen entgegen. Gleich zu Beginn des Rundkurses geht es mächtig berghoch, siebenmal mussten die Athletinnen diesen Kurs absolvieren.

Etwa 1:20 Stunden sollte das Rennen gehen, die französischen Fans an der Strecke mussten nicht lange warten, um ihre Medaillen-Hoffnungen vorne zu sehen. Loana Lecomte und Pauline Ferrand Prevot setzten sich sofort an die Spitze, mit Puck Pieterse aus den Niederlanden waren die drei Favoritinnen gleich unter sich. Laura Stigger aus Österreich und Alessandra Keller (Schweiz) lauerten in der zweiten Gruppe, Nina Benz ging das Rennen gemächlich an und kam als 20. in die zweite Runde.

Derweil brach das Favoriten-Trio an der Spitze schon bald auseinander. Denn Pauline Ferrand Prevot machte ihrem Ruf als offensive Fahrerin einmal mehr alle Ehre. Noch bevor die zweite Runde absolviert war, ging das Multitalent - 2014 war sie sogar Weltmeisterin im Straßenrad - in den Attackemodus. Schnell fuhr sie sich einen 30-sekündigen Vorsprung heraus, als es in die vierte Runde ging, hatte sie sich schon eine Minute herausgefahren.

So strebte die große Favoritin ihrem ersehnten Olympiasieg entgegen, doch der Kampf um die weiteren Medaillen spitzte sich zu. Zur besonderen Freude der Mountainbike-Fans aus der Schweiz und Österreich. Insbesondere Laura Stigger (AUT) fuhr lange ein überragendes Rennen.

Gemeinsam mit der Schwedin Jenny Rissveds fuhr die 23-Jährige den Rückstand auf die drittplatzierte Französin Loana Lecomte sukzessive zu. In der vierten Runde war das Duo vorbei - das Duell um die Bronzemedaille war eröffnet, nur knapp dahinter lauerte Alessandra Keller auf (SUI) - sowohl Österreich als die Schweiz hatten also die Chance auf ihre erste Medaille während Paris 2024.

Die deutsche Fahrerin im Rennen, Nina Benz fuhr weiter ihr Tempo und absolvierte das Rennen zumeist an der Seite der zweiten Österreicherin Mona Mitterwalner. Dabei lagen sie stets auf dem 18. bis 20. Rang.

Zu diesem Zeitpunkt war die Entscheidung um die Goldmedaille längst gefallen. Die alles überragende Pauline Ferrand Prevot sicherte sich ihren ersehnten Olympiasieg mit einem grandiosen Vorsprung von 2:57 Minuten! Damit beendet die Ausnahme-Athletin ihre Mountainbike-Karriere auf dem Zenit. Demnächst will sie sich wieder verstärkt dem Straßenrad-Wettkampf widmen. Einen besseren Abgang kann es nicht geben, denn darüber hinaus avancierte die 32-Jährige zur ersten Mountainbike-Fahrerin, die zur Olympiasiegerin in ihrem Heimatland avancierte.

Pauline Ferrand Prevot of Team France celebrates at finish line as race winner during the Women’s Cross-Country Cycling Mountain Bike Gold Medal race on day two of the Olympic Games Paris 2024 at Elancourt Hill on July 28, 2024 in Elancourt, France.

Foto von Jared C. Tilton/Getty Images

Viele Wendungen im Kampf um Silber und Bronze

Im Kampf um die weiteren Medaillen hatte das Rennen derweil eine weitere Wendung zu bieten. Puck Pieterse die beinahe das gesamte Rennen auf dem zweiten Platz fuhr verlor am Ende der fünften Runde den Kampf mit ihrem Material - ein Defekt zwang sie zum Zwischenstopp. Aus der Traum von einer Medaille bei Paris 2024. Bereits zum zweiten Mal Pech für eine Athletin, die diesem Rennen lange den Stempel aufgedrückt hatte. Bei Loana Lecomte lief es allerdings noch bitterer, denn ein schwerer Sturz zwang sie bereits in der vierten Runde zur Aufgabe.

So entbrannte der Kampf um Silber - und Bronze für die inzwischen auf vier Fahrerinnen angewachsene Verfolgergruppe, denn die Amerikanerin Haley Batten hatte aufgeschlossen. Am Ende sollte sich herausstellen, dass die US-Athletin ihre Kräfte am besten eingeteilt hatte. Sie fuhr sich auf den letzten Kilometern einen fünfsekündigen Vorsprung auf Jenny Rissveds heraus und holte damit vor der Schwedin, die mit Bronze belohnt wurde, die Silbermedaille.

Schade: Die Österreicherin Laura Stieger und Alessandra Keller konnten in der Schlussphase nicht mehr ganz mit den stärksten Fahrerinnen mithalten, sie belegten am Ende die Ränge sechs und sieben. Nina Benz aus Deutschland arbeitete sich im Finale noch etwas nach vorne und kam schließlich als 16. Ziel.

Schon morgen geht es auf dem "Dach" der Olympischen Spielen weiter. Dann werden die Mountainbike-Männer ihren Wettkampf im Cross-Country Rennen absolvieren.