Paris 2024 Paralympics | Markus Rehm exklusiv: Konkurrenten „verdammt nah“
London 2012, Rio 2016, Tokio 2020 - Bei diesen drei Paralympsichen Spielen ist Markus Rehm mit Weitsprung-Gold zurückgereist. Doch ein sicherer Sieg ist dem deutschen Weltrekordhalter in Paris 2024 deshalb nicht sicher. Olympics.com hat mit Rehm über seine Ziele, Herausforderungen und mehr exklusiv gesprochen.
Paris 2024 ist ein weiterer Meilenstein in der langen Karriere von Markus Rehm. Für den deutschen Weitspringer sind es die fünften Paralympsischen Spiele, bisher hat er jedes Mal eine Medaille gesichert - Bronze in Beijing, Gold in London, Rio und Tokio.
Markus Rehms Dominanz in der Weitsprunggrube
Der Weltrekordhalter im Weitsprung der Klasse T64 schien lange in einer eigene Liga unterwegs zu sein. Im Jahr 2023 verbesserte er den Weltrekord auf 8,64m nur um diesen einen Monat später auf stolze 8,72 Meter zu erhöhen.
Nur acht Menschen auf der Welt sind jemals weiter gesprungen als der Mann mit dem Spitznamen ‘The Blade Jumper’. Doch mit welchem Gefühl geht er nach drei Paralympics-Siegen in diese Spiele?
Konkurrenz von ‘The Blade Jumper’ zieht nach
„Eine große Herausforderung ist es auf jeden Fall den Titel zu verteidigen. Also es wirkt ja immer so, als ob das ein Selbstläufer ist, aber meine amerikanischen Konkurrenten, die sind mir verdammt nah gekommen.”
Beim Diamond League Meeting in Lausanne am 22. August musste Rehm bis zum fünften Versuch auf Rang zwei bibbern, bevor er wie gewohnt die Führung übernahm. Die Tatsache, dass der Weltrekord in seiner Kategorie vor etwas mehr als einem Jahrzehnt, als Rehm mit dem Springen begann, unter sieben Metern lag, ist ein Beweis dafür, wie sehr er dazu beigetragen hat, den Sport voranzubringen.
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Rehms Hoffnung auf paralympische Höchstleistungen
Für den Topathleten ist diese Änderungen negativ und positiv zugleich: „Wir wollen einen hochklassigen Wettkampf bieten, und nicht einen Wettkampf, wo einer weit springt und die anderen halt mitmachen. Wir wollen, dass es ein Kampf um die Medaillen ist. Und eigentlich habe ich mir das über all die Jahre gewünscht, auch wenn es dann vielleicht zu meinem Nachteil irgendwann ausgehen könnte.“
Saisonverlauf 2024 für Markus Rehm: Siebter Weltmeistertitel und erhöhter Druck
„Dieses Jahr ist noch nicht ganz so mein Jahr muss ich gestehen. Es läuft nicht ganz so rund wie das Training es vielleicht versprechen könnte. Wir sind richtig stark geworden im Kraftraum. Richtig schnell eigentlich. Die Zubringerwerte sind total super, aber irgendwie stimmt der Rhythmus noch nicht so richtig.
Im Mai holte der Prothesen-Springer seinen siebten WM-Titel in Folge mit einer Weite von 8,30m, aber die anderen Tokio-Medaillengewinner wie Dimitri Pavadé, der nach Silber in Tokio (7,39m) als Franzose nun Heimvorteil genießt, und Bronzemedaillengewinner Trenten Merrill aus den USA (7,08m), überlassen Rehm nicht alleine die Bühne.
Beim zuvor angesprochenen Diamond League Meeting sprang Derek Loccident mit 8,05m vor seinen Landsmann Merrill mit 7,54m. Bis zum 8,20-Meter-Satz von Rehm im fünften und sechsten Versuch führte Loccident somit, das kann in Paris ebenso geschehen.
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„Ich bin, glaube ich, in Tokio deutlich entspannter herangegangen. Da waren auch die Konkurrenten noch ein bisschen weiter entfernt. […] Da muss ich schon aufpassen, dass mir da kein Fehler unterläuft. Also ich würde sagen, dass es dieses Jahr ein bisschen mehr Druck gab als vielleicht in Tokio.“
T64-Weltrekordhalter peilt Mark Powell-Rekord an: „Jetzt ist mein Ziel der bester Weitspringer zu sein.“
Der mentale Druck ist eine neue Art von Belastung, dabei hat er auch jenseits seiner paralympischen Konkurrenz einiges vor.
„Die Ziele wurden immer nach oben gesteckt. Zuerst wollte ich in die Top 10 der ewigen Bestenliste. Und dann war ich das. Jetzt ist mein Ziel der bester Weitspringer zu sein.“ Seit 15 Jahren ist kein Weitspringer ohne Behinderung weiter gesprungen als Rehm. Doch seine Ambition ist höher und vor allem weiter.
Der Rekord vom US-Amerikaner Mike Powell von der WM 1991 liegt bei 8,95m. Die hat der Para-Rekordhalter im Blick. Außerdem kann er im Hinblick auf Olympia-Titel mit dem Hallen-Weitsprung-Rekordhalter und der Sprint-Legende Carl Lewis gleichziehen. Die Bühne für einen potenziellen vierten Titel bietet Paris.
Denn „ich will nicht eingeladen werden weil ich paralympischer Athleten bin, sondern weil ich ein Topathlet bin, der tollen Leistung bringt.“