Internationaler Frauenmonat - Paris 2024: Die ersten Spiele mit Geschlechterparität

Von Guillaume Depasse
5 min|
Team France celebrate victory over Team Japan during the Mixed Team Final to claim the gold medal on day eight of the Tokyo 2020 Olympic Games
Foto von 2021 Getty Images

Zum Internationalen Frauenmonat März blickt Olympics.com auf die Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter bei den Olympischen Spielen und gibt einen Einblick auf die zu bewältigen Herausforderungen.

In diesem Internationalen Frauenmonat März (Weltfrauentag am 8. März) stellt Olympics.com die weiblichen Athletinnen in den Fokus sowohl mit ihren herausragenden Erfolgen als auch den Herausforderungen in der Sportwelt.

Die Olympische Bewegung hat in den letzten Jahren große Fortschritte in Bezug auf die Gleichstellung der Geschlechter erzielt.

Paris 2024 wird die erste Olympischen Spiele in der Geschichte ausrichten, bei der die numerische Geschlechterparität auf dem Spielfeld erreicht werden wird. Das bedeutet, dass die gleiche Anzahl von weiblichen und männlichen Athlet*innen an den größten Sportveranstaltungen der Welt teilnehmen werden.

Dieser wichtige Erfolg wurde durch eine Vielzahl von Initiativen ermöglicht, die vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) geleitet und in Partnerschaft mit Interessengruppen der Olympischen Bewegung wie Paris 2024, internationalen Verbänden, nationalen Olympischen Komitees und Medien umgesetzt wurden.

„Die Fortschritte sind gut“, teilte die Fechtweltmeisterin Ysaora Thibus mit, die sich intensiv mit Fragen der Gleichstellung der Geschlechter im Sport beschäftigt. Ihrer Auflassung nach gibt es allerdings noch einige Schritte zu tun: „Es gibt noch viele Dinge, die im Sport verbessert werden können, einschließlich neuer Mitarbeiterinnen und weiblicher Führungskräfte."

Olympische Bewegung: Erfolge bei der Gleichstellung der Geschlechter

  • Paris 1900: Vier Jahre nach den ersten Olympischen Spielen in Athen nahmen erstmals Sportlerinnen an den Olympischen Spielen teil.
  • 1996: Die Frauenförderung wurde Aufgabe des IOC und in der Olympischen Satzung verankert.
  • Tokio 2020: Bei der vergangenen Ausgabe der Spiele gab es den bisher größten Anteil von weiblichen Athletinnen mit 48,7 Prozent. In Tokio 1964 waren nur 13 Prozent der Sportler*innen weiblich.
  • Tokio 2020: Nach der Regeländerung, dass eine weibliche Athletin oder ein männlicher Sportler die Flagge während der Eröffnungsfeier tragen darf, um das jeweilige Land zu repräsentieren, hatten 91 Prozent der NOKs eine weibliche Fahnenträgerin ausgewählt.
  • Tokio 2020: Drei Disziplinen erreichten ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis (BMX-Rennen, Mountainbike und Freestyle-Ringen).
  • Peking 2022: Bei den letzten Olympischen Winterspiele waren 45 Prozent weiblicher Athletinnen vertreten, der bisher größte Anteil in der Geschlechter Gleichstellung bei den Winterspielen.
  • Paris 2024: Von den 10.500 teilnehmenden Athlet*innen, werden 5.250 Männer und 5.250 Frauen sein. Diese Spiele werden die ersten sein, die eine vollständige Geschlechterparität in Bezug auf die Anzahl der Athleten erreichen werden.
  • Der weibliche IOC-Anteil beträgt derzeit 40 Prozent und ist damit deutlich höher im Vergleich zu den 21 Prozent zu Beginn der Olympischen Agenda 2020.
  • Olympische Jugendspiele: Die Jugendspiele Buenos Aires 2018 und die Winter-Jugendspiele Lausanne 2020 erreichten die volle Geschlechterparität bei der Gesamtteilnahme der Athlet*innen (2.000 Athleten pro Geschlecht im Jahr 2018 und 936 im Jahr 2020).
  • Der Frauenanteil im IOC-Exekutivrat liegt bei 33,3 Prozent und ist damit stärker vertreten als bei den 26,6 Prozent vor der Olympischen Agenda 2020.
  • Seit 2022 sind 50 Prozent der Mitglieder der IOC-Kommissionen weiblich. Ein großer Fortschritt im Vergleich zu dem bisherigen Anteil von Frauen mit 20,3 Prozent vor der Olympischen Agenda 2020. Darüber hinaus wurden in diesem Jahr 13 der 31 Kommissionen von Frauen geleitet.

Das Engagement von Paris 2024 für die Gleichstellung der Geschlechter

Heute ist nur noch ein Prozent der Sportstätten in Frankreich nach Frauen benannt. Um einen Beitrag zum Wandel der Geschlechterparität zu leisten, haben sich 70 Gemeinden, die mit Unterstützung von Paris 2024 als "Terre de Jeux 2024" zertifiziert wurden, verpflichtet, ihre Sportstätten mit den Namen prominenter Frauen umzubenennen.

Am Internationalen Frauentag (8. März) benannte die Stadt Livry-Gargan, ein Vorort von Paris, ihren Fußballplatz mit dem Namen „Marianne Mako“, um der 2018 verstorbenen Sportjournalistin Tribut zu zollen.

Als Organisator des größten Sportereignisses der Welt setzt sich Paris 2024 dafür ein, die Stellung der Frauen im Sport zu verbessern. Weibliche Athletinnen durften erstmals bei den Spielen in Paris 1900 teilnehmen, nun bereitet sich Frankreich darauf vor, die ersten Spiele mit voller numerischer Geschlechterparität der Sportler*innen auszurichten. Für das Emblem der nächsten Spiele wurde ein Frauengesicht ausgewählt und Paris 2024 hat einen gerechten Zeitplan für die Wettkämpfe entwickelt, sodass es ein Gleichgewicht im Frauen- und Männersport zur "Prime Time" der Spiele geben wird. Dadurch soll der Frauensport und besonders junge Athletinnen mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erhalten.

„Da Gleichberechtigung auch Sichtbarkeit beinhaltet, ist die Umbenennung dieser Sportstätten mit Frauennamen ein zentrales Ziel“, teilte Tony Estanguet, der Präsident von Paris 2024, mit.

„Wir danken den lokalen Behörden, die mit uns zusammenarbeiten und die durch diese symbolischen Aktionen - die nicht nur stark, sondern auch konkret sind - dazu beitragen, den Sport inklusiver und gleichberechtigter zu machen.“

Weitere Herausforderungen für die Olympische Bewegung

Während bei den Spielen in Paris 2024 gleichviele weiblichen und männlichen Athlet*innen antreten werden, gibt es immer noch eine starke Kluft zwischen den Geschlechtern in den Führungspositionen bei den Olympischen Spiele. Vor allem in den Rollen der Chef de Mission (Leitung der sportlichen Delegation), Schiedsrichter*innen und Trainer*innen sind nur wenig Frauen vertreten. Bei Tokio 2020 waren nur 13 Prozent der Trainer*innen weiblich und bei Peking 2022 lag der Anteil bei nur 10 Prozent.

Das IOC hat viele Initiativen gestartet, um dieses Problem anzugehen, einschließlich der Zusammenarbeit mit internationalen Verbänden, NOKs und Organisationskomitees, um Frauen zu fördern auf ihrem Weg zur Trainer. Eine Initiative ist das WISH-Programm (Women in Sport High Performance Pathway), das von Olympic Solidarity finanziert wird. Ziel des Programms ist es, 100 Trainerinnen vor den Olympischen Spielen 2024 auszubilden.

Das IOC hat sich auch verpflichtet, weitere Schritte zu gehen und einen ehrgeizigen Plan für 2021-2024 umzusetzen: Im Mai 2021 verabschiedete das IOC 21 Ziele für Geschlechtergleichstellung und Inklusion für den Zeitraum 2021-2024. Diese Ziele bauen auf den Fortschritten auf, die im Rahmen der Olympischen Agenda 2020 und des IOC-Projekts zur Überprüfung der Gleichstellung der Geschlechter erzielt wurden. Der Plan enthält zudem Maßnahmen, die zur Umsetzung der Empfehlung 13 der Olympischen Agenda 2020+5 beitragen sollen.

Basierend auf den Austausch mit internen und externen Mitgliedern der Interessensgruppen und unter Berücksichtigung des globalen Kontexts konzentrieren sich die Ziele auf fünf Schwerpunktbereiche: Partizipation, Führung, Sicherheit im Sport, Darstellung und Ressourcenverteilung. Diese Ziele wurden in drei Verantwortungsbereiche des IOC unterteilt: das IOC als Organisation, das IOC als Eigentümer der Olympischen Spiele und das IOC als Führer der Olympischen Bewegung.