Die Niederländerin Puck Pieterse will sich einen eigenen Namen in der Radsportwelt machen
Die Niederlande sind nicht nur für ihre endlosen Radwege und malerischen Landschaften bekannt, sondern auch für ihr Talente auf dem Mountainbike.
Die Mountainbike-Fahrerin Puck Pieterse wird bei den Olympischen Spielen Paris 2024 ihr Debüt feiern. Vor knapp zwei Jahren fuhr sie noch U-23-Rennen im Mountainbiking, obwohl sie bereits auf Elite-Niveau im Cyclocross erfolgreich war. Dann entschied sie sich, in die höchste Klasse aufzusteigen und ihr Glück in dieser Disziplin zu versuchen.
„Letztes Jahr kam mir irgendwie in den Kopf, dass es eine Gelegenheit wäre, es in Eliten zu versuchen, um sich zu qualifizieren", sagte Pieterse letzten Monat gegenüber Olympics.com.
„Wir mussten unter die besten Acht kommen, um zu den Spielen zu gelangen“, erklärte sie den Auswahlprozess der Niederlande. Also entschied sie sich, 2023 mit der Elite statt in der U23 zu fahren – und das zahlte sich mit einem Sieg in ihrem allerersten Rennen des Jahres in Tschechien aus, einem von drei folgenden Siegen.
„Ich bin mit der Elite gefahren, um es auszuprobieren, und es war einfach super cool, dass es in Nove Mesto sofort geklappt hat.“
„Ich freue mich positiv auf (Paris) – aber mit einer gesunden Spannung!“
Puck Pieterse über das Fahren an der Spitze
Was Pieterse zu einem besonderen Talent macht, ist ihre Vielseitigkeit.
Die junge Radsportlerin aus den Niederlanden ist im Cyclocross bereits etabliert und dominiert seit der Saison 2022/23 den UCI-Weltcup der Frauen.
Kürzlicher unternahm sie einen Ausflug in die Welt des Straßenrennens mit Fenix-Deceuninck, dem Schwesterteam ihres Alpecin-Deceuninck-Cyclocross- und Mountainbike-Teams. In den letzten beiden Saisons hat sie acht Top-10-Platzierungen erzielt, darunter Podestplätze bei der Strade Bianche 2023, der Ronde van Drenthe 2024 und der Trofeo Alfredo Binda.
Ihre vielen Erfolge haben allerdings auch den Druck auf Pieterse erhöht, bei den Olympischen Spielen im Cross-Country-Mountainbike-Rennen der Frauen Bestleistungen abzuliefern.
„Die Erwartungen haben sich im Vergleich zum letzten Jahr in der Tat ein wenig verändert“, sagte sie. „Letztes Jahr war ich mir zu Beginn der Saison nicht sicher, wo ich stehen würde, weil ich zuvor nicht mit der Elite gefahren war.“
„In diesem Jahr, letztes Jahr hatte ich gute Ergebnisse, daher empfand ich es [die Erwartungen] vielleicht schwierig ... Ich habe das Gefühl, dass ich es besser kontrollieren kann. Ich hatte in der (Cyclo-)Cross-Saison ein bisschen das gleiche Problem, also bin ich froh, dass ich schon ein wenig dabei üben konnte.“
Im Fokus zu stehen, bedeutet Druck, gleichzeitig genießen sie es aber auch, die Spitze der Fahrerinnen anzuführen.
„Ich denke, ich fahre ziemlich aggressiv, ich habe keine Angst, an der Spitze zu fahren“, sagte sie. „Vor allem, wenn man starke Beine hat, ist das schön.“
„Aber es kann manchmal auch schwierig sein, darauf zu achten, dass man sich nicht verrückt macht, wenn man in Führung fährt, oder dass man sich nicht verausgabt, denn letztlich spart man natürlich Energie, wenn man im Windschatten bleibt.“
Vergleich mit Mathieu van der Poel: „Ich werde es weiterhin auf meine Weise tun“
Ihre Erfolge in allen drei Disziplinen ziehen Parallelen zu einem anderen niederländischen Superstar: dem Straßenrennen-Weltmeister der Männer, Mathieu van der Poel, und sechsfacher Cyclocross-Weltmeister sowie Mountainbike-Europameister.
„Diesen Vergleich höre ich oft“, sagte Pieterse. „Ich denke, Mathieu hat mit dieser Kombination immer einen tollen Job gemacht, auch wenn er jetzt ein wenig mehr auf der Straße unterwegs ist.“
Doch Pieterse will sich einen eigenen Namen machen, anstatt sich als "weiblicher Van der Poel" bezeichnen zu lassen. „Ich weiß nicht, wie die Zukunft für mich sein wird, aber bisher bleibe ich dabei, wie ich es auf meine Weise tue.“
Ihr selbst gewähltes Vorbild ist eine Fahrerin, die wie sie die Liebe zum Cyclocross teilt.
„Ich glaube, dass seitdem ich die Rennen im Fernsehen verfolgt habe, sie immer schon Mariann gewonnen hat“, sagt Pieterse über die dreimalige Weltmeisterin und Olympiasiegerin im Straßenrennen von London 2012,Marianne Vos, die auch achtfache Weltmeisterin im Querfeldein ist.
„Sie ist wirklich vor allen die Person, zu der ich immer aufgeschaut habe.“
Rennrad-, Cross- und Mountainbike: Welcher Leidenschaft wird Pieterse in Zukunft folgen?
Trotz der guten Ergebnisse auf der Road Women's World Tour mit Fenix-Decuninck wurde Pieterse klar, dass sie sich irgendwann auf eine Radsportdisziplin fokussieren sollte, um die bestmöglichen Leistungen zu erzielen. So raten es ihr zumindest viele Trainer.
Die einzigen Fahrer im Männerfeld, die in mehreren Disziplinen erfolgreich sind, sind Großbritanniens Tom Pidcock und Van der Poel, der sich entschieden, nicht am Mountainbike-Rennen bei Paris 2024 teilzunehmen, um sich auf das Straßenrennen zu konzentrieren. Der amtierende Olympiasieger im Männer-Mountainbike, Pidcock, wird in beiden Disziplinen in Paris starten.
Die einzigen Fahrer im Männerfeld, die es im Moment überhaupt versuchen, sind Van der Poel – der sich schließlich gegen einen Mountainbike-Einsatz in Paris 2024 entschieden hat, um sich auf das Straßenrennen zu konzentrieren – und der Brite Tom Pidcock, der amtierende Olympiasieger im Mountainbike der Männer, der in Paris an den Start gehen wird.
„Die Straße (Rennen) war auf jeden Fall eine schöne Reise“, erinnerte sich Pieterse. „Es war wirklich cool, letztes Jahr dort Erfahrungen zu sammeln. Jetzt liegt der Fokus wirklich wieder auf dem Mountainbike.“
„Ich denke, dass ich einige taktische Aspekte mitnehmen konnte. Sicherlich regt es einen während des Rennens zum Nachdenken an und ich denke auf jeden Fall, dass das beim Mountainbike, aber auch beim Cross helfen kann.“
Die Niederländerin ist sich nicht sicher, woran es liegt, dass sie in allen drei Disziplinen so großen Erfolg hat.
„Ich weiß nicht, was mir am besten liegt, ich liebe es einfach, ein bisschen von allem zu machen und den Druck in dieser Hinsicht ein wenig zu nehmen. Und bisher läuft es gut mit der Kombination", sagte sie.
„Ich hoffe, dass ich das so lange wie möglich weitermachen kann. In den nächsten Jahren bin ich mir nicht sicher, wohin mich das führen wird. Ich habe keine Ahnung, wo ich eigentlich landen werde.“
„Im Moment versuche ich einfach, mein eigenes Ding zu machen. Das hat bisher am besten funktioniert, und ich denke, der Ansatz, den wir haben, scheint gut zu funktionieren. Ich versuche, dass das so bleibt."