Markus Rehm exklusiv: “In der Leichtathletik bin ich eines der Gesichter, aber ich genieße es auch ein Nobody in der Snowboard-Welt zu sein"

Von Lena Smirnova und Andrew Binner
4 min|
Markus Rehm in action for the German Paralympic team
Foto von 2024 Getty Images

Weitsprung-König Markus Rehm muss möglicherweise nicht vier Jahre bis zu seinem nächsten Paralympics-Erlebnis warten.

Nach dem Gewinn des T64-Titels der Männer bei Paris 2024 - der fünften Paralympics-Goldmedaille seiner Karriere - erwägt der 36-Jährige für die Winter-Paralympics Milano Cortina 2026 zum Para-Snowboard zu wechseln.

Der Weitsprung-Weltrekordhalter hat schon einige Erfahrungen im Wintersport gemacht und würde die Herausforderung, in einer anderen Sportart das Top-Level zu erreichen, genießen.

"Ich habe noch keine ernsthaften Pläne, aber ja, mir gefällt Snowboard, und ich hatte auch die Möglichkeit, Teil des deutschen Paralympischen Snowboard-Teams zu sein, und ich denke, ich habe es gut gemacht", erzählte Rehm Olympics.com nach dem Gewinn von Gold bei Paris 2024.

“Ich bin neu in diesem Sport, ich bin irgendwie ein Youngster, obwohl ich absolut kein Youngster mehr bin! Aber es würde Spaß machen."

Markus Rehm möchte dem Para-Sport eine größere Plattform geben

Rehm ist so etwas wie eine Paralympische Berühmtheit.

Nachdem er bei einem Wakeboard-Unfall im Alter von 14 Jahren sein rechtes Bein verlor, konzentrierte er all seine Anstrengungen auf die Welt des Para-Sports.

In London 2012 gewann er seine erste Paralympics-Goldmedaille in der Klasse F44 mit einem neuen Weltrekord und bekam seinen Spitznamen "Blade Jumper" wegen seiner Karbonprothese an seinem Sprungbein verpasst.

Neben seinen fünf Paralympischen Goldmedaillen gewann er auch neun Weltmeistertitel und möchte die von ihm aufgebaute Plattform nutzen, um die Aufmerksamkeit auf Para-Snowboard zu lenken.

"Ich liebe Snowboard und hoffe, eine größere Bühne für den Paralympischen Wintersport zu schaffen. Mal schauen, ob ich dazu beitragen kann, ihn auf ein anderes Level zu heben, das Level, das er verdient hat. Ich würde das gerne machen", sagte er.

"Schauen wir, wohin die Reise uns führt. Aber ja, ich werde auf jeden Fall versuchen, dabei zu sein."

In Rehms Leben ging es immer darum, Barrieren zu überwinden.

Vom Lernen, mit einem Bein zu leben bis zum Besiegen der weltbesten Para-Athleten und dem Aufbaue einer 13 Jahre andauernden Dominanz in seinem Sport, war er immer auf der Suche nach einem neuen Ziel.

Neben der Möglichkeit, Aufmerksamkeit auf einen neuen Sport zu lenken, reizt es ihn auch, sich in einer neuen Umgebung auszuprobieren.

"Ich denke, in der Leichtathletik bin ich eines der Gesichter, aber ich genieße es auch ein Nobody in der Snowboard-Welt zu sein", fuhr er fort.

“Ich mag die Leute, ich mag die Atmosphäre. Ich denke, es ist etwas völlig anderes im Vergleich zu Sommersportarten.

“In Sommersportarten stehen die Medaillen im Vordergrund, was großartig ist, aber ich genieße es auch, einfach nur da zu sein, den Sport größer zu machen und ihm eine größere Bühne zu geben. Ich hoffe, dass ich das für den Wintersport tun kann.

“Ich genieße es wirklich da zu sein, gegen die Jungs zu fahren und einfach Spaß zu haben. Die Jungs sind so stark und machen einen großartigen Job, deshalb ist es sehr schwer, bei Para-Snowboard reinzukommen. Ich weiß es noch nicht.” - Markus Rehm zu Olympics.com

Weitsprung-Ambitionen für LA 2028?

Bedeutet das etwa das Ende von Rehms Ambitionen in der Welt der Leichtathletik?

Die Antwort lautet nein. Er gibt zu, dass er es immer noch "im Hinterkopf hat" der erste Mensch zu werden, der im Weitsprung die Neun-Meter-Marke knackt. Er hat also noch viel Motivation, um mit Leichtathletik bis zu den Paralympics LA 2028 weiterzumachen, wenn er sich für diesen Weg entscheiden sollte.

"Bei Paris 2024 konnte ich die neun Meter nicht schaffen, da es zu schwer war, alles was zählt ist die Goldmedaille", sagte er.

“Ich hoffe, ich schaffe es. In ein paar Jahren wird es einen Tag geben, an dem mich jemand schlägt, und ich hoffe, dass dieser Tag noch weit enfernt ist. Aber es wäre auch gut."

Ich hoffe, dass im Wettkampf in LA drei oder sogar fünf Athleten über acht Meter springen. Ob ich einer von ihnen sein werde? Das kann ich jetzt noch nicht sagen, aber ich hoffe, ich werde es feststellen können."