Tokio-Olympiasiegerin Malaika Mihambo bei Paris 2024 auf der Suche nach Weitsprung-Perfektion

Von Catiana Pscherer
4 min|
Malaika Mihambo Qualifikation
Foto von 2024 Getty Images

Malaika Mihambo ist nicht auf der Suche nach einer Thronfolgerin. Die Mission der Weltklasse-Weitspringerin ist es, in Paris zum zweiten Mal Olympia-Gold zu holen. Viel wichtiger scheint es ihr jedoch zu sein einen perfekten Sprung hinzulegen.

Bei den Europameisterschaften im Rom Mitte Juni schnappte sich die 30-Jährige den Titel in einer sagenhaften Weltjahresbestweite von 7,22m.

Das Wasser kann ihr nach den bisherigen Leistungen diese Saison lediglich die US-amerikanische Hallenweltmeisterin von Glasgow, Tara Davis-Woodhall, reichen, doch unter Druck springt die deutsche Olympiasiegerin von Tokio bekanntlich besonders weit.

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Nahe dran an Weitsprung-Perfektion

Für die Weltmeisterin von 2022 waren die 7,22m der zweitweiteste Sprung ihrer Karriere. Ihre Bestleistung stellte sie bei ihrem WM-Titel 2019 in Doha auf - stolze 7,30 m. „Das kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Ich habe wieder eine Gänsehaut bekommen wie in Doha”, beschrieb sie ihr Gefühl bei ihrem weiten Satz in Rom.

Bundestrainer Ulrich Knapp sagte nach dem Sprung am ZDF-Mikrofon außerdem es sei ein „fast perfekter Sprung”, auf den sie als Team seit mehreren Jahren in dieser Form warten.

Krankheitsbedingter Ausfall, kommt Mihambo rechtzeitig in Form für Paris?

Doch kurz nach der EM erkrankte Mihambo an Corona und musste aufgrund der Infektion, da sie noch nicht zurück zu Wettkampfform war, die Deutschen Meisterschaften in Braunschweig auslassen.

Bei ihrer Rückkehr ins Wettkampfsgeschehen startete sie bei der Diamond League in Paris. Dort absolvierte die Weitspringerin wie angekündigt nur drei Versuche, da sie für einen ganzen Wettkampf noch nicht zurück bei Kräften war. Schließlich standen für sie ungewohnt schwache 6,60m zu Buche und zwei Ungültige.

Internationale Erfolge von Malaika Mihambo

Ihre erste Goldmedaille bei den Aktiven gewann Mihambo bei der Heim-EM in Berlin 2018. Darauf folgten etliche internationale Finals und Medaillen:

  • Weltmeisterin 2019
  • Vize-Europameisterin Hallen 2021
  • Olympiasiegerin 2021
  • Vize-Europameisterin 2022
  • Weltmeisterin 2022

Im Jahr 2023 verpasste sie verletzt die Weltmeisterschaften. Was bedeutet die Corona-Infektion für die konstante Siebenmeterspringerin nun für Paris 2024?

Aufholjagd um Altrekorde von Drechsler und Chistyakova

Bei der WM in Doha katapultierte ihre Bestleistung von 7,30m sie zur zwölftbesten Weitspringerin aller Zeiten und zur zweitbesten Deutschen hinter Heike Drechsler, die den deutschen Rekord von 7,48 Metern hält. Der Europa- und Weltrekord von Galina Chistyakova (damals URS) aus dem Jahr 1988 liegt mit 7,52 Metern nur wenige Zentimeter weiter.

„Nun, das waren ganz, ganz herausragende Leistungen. Ich respektiere das also wirklich. Und natürlich ist das etwas, an dem ich weiter wachsen und mich verbessern möchte, um zu sehen, wie nahe ich an diese Leistungen herankommen kann”, erklärte sie Olympics.com 2022.

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Mihambos Training für Weltklasseleistungen

So wie andere gerne so weit sprängen wie sie. Doch die gebürtige Heidelbergerin ist nicht nur eine unglaubliche Sportlerin. Sie betreibt leidenschaftlich gern Yoga und Meditation (auch im Wettkampf), spielt Klavier und hat ihre eigene Organisation Malaikas Herzsprung gegründet, um Kindern den Einstieg in den Sport zu erleichtern.

Sie selbst lernte die Sportart im Alter von acht Jahren in einem Sommerlager kennen. Die Spezialisierung auf den Weitsprung erfolgte im Alter von etwa 16 Jahren, davor konzentrierte sich die Athletin auf den Fünfkampf. Der Sprint liegt ihr bis heute am Herzen, weshalb die Deutsche mit tansanischen Wurzeln oft über die 100 und 200 Meter antritt. Die Starts sind nicht obligatorisch, die Trainingseinheiten dafür aber schon. „Die Steigerung der Maximalgeschwindigkeit ist im Weitsprung wichtig, weil die Weite stark von der Anlaufgeschwindigkeit abhängt”, beschrieb sie ihr Training bei München 2022.

Zusätzlich zu den zwei bis vier Sprinteinheiten pro Woche verbringt die Weltklasseathletin zwei Einheiten im Kraftraum und absolviert in weiteren Technikeinheiten Sprünge über Hürden, auf dem Rasen und aus einem kurzen Anlauf in die Grube.

„Was mir natürlich besonders viel Spaß macht, sind meist die Sprungeinheiten, zum einen natürlich der Weitsprung, zum anderen die Hürdensprünge oder die Wiederholungssprünge.” Das Ziel ihres Trainings ist es, ihre Schnelligkeit, Kraft und Technik zu kombinieren und in Weiten vom Brett umzusetzen.

Sechs Versuche für den perfekten Sprung

Anlauf abspulen. Absprungmarke treffen. Blick aufrichten. Hüfte strecken. Füße vorbringen. Landeposition verlängern. Beine anziehen. Bauch stabilisieren. Grube nach vorne verlassen.

Ein Versuch im Weitsprung benötigt Feingefühl, Präzision und einen Hang zur Obsession über die kleinsten Details. Wie lässt sich der linke Arm noch besser führen, um mehr Höhe zu generieren?

Seit Doha 2019 ist Mihambo nicht so gut gesprungen wie bei der EM in Rom. Genügend Zeit zur Erholung bis zu ihrer Weitsprung-Qualifikation hat die deutsche Medaillenkandidatin, außerdem waren die übertretenen Versuche bei der Diamond League in Paris ebenfalls weit.

Mihambo ist bekannt dafür dank Meditation auch nach Schwächephasen selbst im sechsten Sprung die Ruhe zu bewahren und die Perfektion abzurufen, die sie sich im Training erarbeitet hat. Und spätestens dann ist es auch für das Publikum Zeit eine „Gänsehaut [zu] bekommen wie in Doha”.