Deutsche Meisterschaften Leichtathletik 2024: Letzte Chance auf Paris 2024

Von Catiana Pscherer
6 min|
Gina Luckenkemper
Foto von sh@offen-blen.de

Die Deutschen Leichtathletik Meisterschaften 2024 in Braunschweig sind vom 28. - 30. Juni für die Profis im Sprint/Lauf, Sprung und Wurf die letzte Möglichkeit sich vor Paris 2024 für eine mögliche Teilnahme von der besten Seite zu zeigen. Wir stellen ihnen die Gesichter vor, die sie sich für die Olympischen Spiele vormerken sollten.

Mission Titelverteidigung Runde 2 für Sprinterin Gina Lückenkemper

Das deutsche Sprint-Ass Gina Lückenkemper hofft nach der misslungenen EM-Titelverteidigung in Braunschweig ihren sechsten deutschen Meisterschaftstitel zu erringen. Gemeinsam mit Rebekka Haase ist sie schon die direkte Olympia-Norm gelaufen.

Doch Lückenkemper zeigte die konstanteren Leistungen, blieb bei fünf ihrer sieben Rennen unter 11,10 Sekunden, zuletzt bei der EM in Rom (Italien), wo sie Fünfte wurde.

Titelverteidigerin: Gina Lückenkemper (11,03 sec)
Jahresbeste: Gina Lückenkemper (11,01 sec)
Olympia-Norm: 11,07 sec

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Gesa Krause kehrt mit Hindernis-EM-Silber zurück

Ihren letzten Titel bei Deutschen Meisterschaften gewann Gesa Krause 2021, ebenfalls im Braunschweiger Eintracht-Stadion, seither ist die zweimalige Europameisterin Mutter geworden.

Bei der EM in Rom gewann die ehemalige WM-Dritte Silber. Mit 9:16,24 Minuten ist sie die schnellste Deutsche dieses Jahr, aber nicht die einzige, die international erfolgreich ist.

Denn es gibt zwei weitere Olympia-Normerfüllerinnen, die ebenfalls im EM-Finale standen: Gesa Krauses 22-jährige Trainingskollegin Olivia Gürth sowie die EM-Zweite von 2022 Lea Meyer.

Titelverteidigerin: Lea Meyer (9:33,19 min)
Jahresbeste: Gesa Krause (9:16,24 min)
Olympia-Norm: 9:23,00 min

Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo fällt aus

In den vergangenen sechs Jahren war die Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo die unangefochtene Deutsche Meisterin. Bei den Europameisterschaften in Rom sprang sie mit 7,22 Meter eine neue Weltjahresbestleistung, doch kurz danach erkrankte sie an Corona, weshalb sie für den Titelkampf noch nicht wieder fit ist.

Somit verlagert sich die Favoritenrolle auf die Hallen-WM-Vierte von Glasgow, Mikaelle Assani, die in Rom ihre Bestleistung als EM-Vierte mit 6,91 m eingestellt.

Besonders interessant werden die Weiten von der EM-Teilnehmerin Laura Raquel Müller und der letzjährigen WM-Teilnehmerin Maryse Luzolo sein. Denn beide haben noch die Chance sich das dritte Olympia-Ticket zu sichern. Momentan hat Luzolo im World Ranking die Nase vorn.

Titelverteidigerin: Malaika Mihambo (6,93 m)
Jahresbeste: Malaika Mihambo (7,22 m)
Olympia-Norm: 6,86 m

Yemisi Ogunleye hofft auf ersten DM-Titel

Bei der Hallen-WM in Glasgow 2024 hat Yemisi Ogunleye Silber gewonnen, nun will sie ihren ersten nationalen Freiluft-Titel holen. Die Olympianorm hat bislang nur Ogunleye erfüllt, daher wird die Konkurrenz besonders stark auftreten wollen.

Diese Weite von 18,80 m ist auch Alina Kenzel sowie Katharina Maisch zuzutrauen. Vor ihr liegt im World Ranking die EM-Siebte Julia Ritter.

Titelverteidigerin: Sara Gambetta (18,51 m)
Jahresbeste: Yemisi Ogunleye (19,40 m)
Olympia-Norm: 18,80 m

Vier Diskuswerferinnen kämpfen um drei Olympia-Tickets

Diese Saison haben vier deutsche Diskuswerferinnen die Olympia-Norm von 64,50 m überboten. Doch mindestens eine aus dem Bunde von Marike Steinacker, Claudine Vita, Shanice Craft und Kristin Pudenz wird sich Paris 2024 zuhause ansehen müssen, da jedes Land pro Disziplin nur drei Personen entsenden darf. Einzig die Siegerin der DM kann laut Nominierungsrichtlinien fest mit einem Startplatz rechnen.

Bei der EM wurde der Druck Steinacker, Vita und Craft zu groß und alle verpassten unerwartet den Endkampf, wo sie mit einer Top-Vier-Platzierung schon ein Olympia-Ticket hätten sichern können. Auch der Wettkampf in Braunschweig wird ihnen mentale Stärke abverlangen.

Titelverteidigerin: Kristin Pudenz (65,98 m)
Jahresbeste: Marike Steinacker (67,31 m)
Olympia-Norm: 64,50 m

Schnelle Stadionrunde mit Hürden für Emil Agyekum

Emil Agyekum drückte seine Bestzeit in Rom auf starke 48,36 Sekunden über die 400 m Hürden. Mit einer ähnliche Zeit dürfte er sich wahrscheinlich über seinen ersten DM-Titel freuen.

Da hätten aber die vergangenen Deutschen Meister Joshua Abuaku und Constantin Preis etwas dagegen. Alle drei haben die direkte Olympia-Norm von 48,70 Sekunden schon unterboten. Allerdings stammen die Top-Zeiten von Abuaku mit 48,12 Sekunden und Preis mit 48,45 Sekunden aus dem Jahr 2023.

Titelverteidiger: Joshua Abuaku (48,45 sec)
Jahresbester: Emil Agyekum (48,36 sec)
Olympia-Norm: 48,70 sec

Dreikampf um Stabhochsprung-Titel

Auch im Stabhochsprung der Männer haben mit Oleg Zernikel, Torben Blech und Bo Kanda Lita Baehre drei Deutsche bereits die Olympia-Norm von 5,82 Metern erfüllt. Die Aufteilung des Podium bleibt jedoch spannend.

Titelverteidiger Lita Baehre konnte sich in dieser Saison nur einmal die 5,77 Meter winder. Für den konstanten 5,70-Meter-Springer Blech wäre es nach drei Hallen-Titeln der erste Sieg im Freien. Der EM-Dritte Zernikel hofft auf seinen zweiten Titel, kämpft jedoch derzeit mit Hüftbeschwerden.

Titelverteidiger: Bo Kanda Lita Baehre (5,82 m)
Jahresbeste: Torben Blech und Oleg Zernikel (5,82 m)
Olympia-Norm: 5,82 m

Hammer-Stechen zwischen Merlin Hummel und Sören Klose

Zwei U23-Athleten bereiten im Hammerwurf dem DLV besonders viel Freude. Merlin Hummel landete bei der EM mit 79,25 Metern und einem unerwartet starken Platz vier.

Und auch der gleichaltrigen Sören Klose hat die Olympia-Norm geknackt. Bei den Deutschen Meisterschaften gewann 2022 Hummel, 2023 Klose, wer hat 2024 die Nase vorn?

Titelverteidiger: Sören Klose (73,90 m)
Jahresbester: Merlin Hummel (79,25 m)
Olympia-Norm: 78,20 m

Drama im Diskuswurf der Männer

Ebenso wie bei den Frauen gestaltet sich der Titelkampf im Diskuswurf der Männer spannend. Der Olympia-Dritte von 2016 Daniel Jasinski hat sich für Braunschweig viel vorgenommen.

Doch momentan haben die EM-Teilnehmer Clemens Prüfer (69,09 m), Mika Sosna (68,96 m) und Henrik Janssen (67,43 m) die besseren Karten. Vor allem Prüfer und Janssen konnten diese Saison mit konstanten Leistungen glänzen.

Titelverteidiger: Henrik Janssen (63,93 m)
Jahresbester: Clemens Prüfer (69,09 m)
Olympia-Norm: 67,20 m

Rückkehrer Johannes Vetter hofft auf weiten Speerwurf

Julian Weber kämpft in Braunschweig um seinen vierten DM-Titeln in Folge. Der Europameister von 2022 hofft nach seinem vierten Platz in Tokio bei den Olympischen Spielen endlich eine Medaille zu ergattern. Dank konstanten 87-Meter-Leistungen ist dies ebenso wie ein weiterer DM-Titel auch nicht unrealistisch.

Obwohl Max Dehning im Frühjahr mit einem 90-Meter-Wurf international für Schlagzeilen sorgte verpasste der 19-Jährige das EM-Finale und hofft vorerst Würfe jenseits der 80-Meter-Marke zu stabilisieren.

Sowie auch der Olympiasieger von 2016 Thomas Röhler, der sich mit 80,62 Metern, der besten Leistung seit 2019, zurückgemeldet und noch eine minimale Chance hat über das World Ranking einen Quoten-Startplatz für Paris zu erhaschen. Wenn denn nicht der deutsche Rekordhalter Johannes Vetter dazwischenfunkt. Der Weltmeister von 2017 gibt nach langen Verletzungspause sein Saison-Debüt in Braunschweig. Für einen dritten Olympiastart muss er aufgrund fehlender Weltranglistenpunkte durch die Verletzungspause die Direktnorm von 85,50 Metern werfen.

Titelverteidiger: Julian Weber (88,72 m)
Jahresbester: Max Dehning (90,20 m)
Olympia-Norm: 85,50 m

Am 5. Juli fällt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) seine Nominierungsentscheidung anhand des DLV-Vorschlags. Das komplette Leichtathletik-Team soll inklusive möglicher Nachrückerinnen und Nachrücker aus dem World Ranking am 7. Juli verkündet werden.