Abdullah Sediqi, IOC "Refugee Athlete"-Stipendiat, verlässt sich auf Taekwondo, um sich durchzuschlagen, seit er acht Jahre alt ist.
Der Sport, den er jetzt in Belgien ausübt, war ein Wegweiser durch schwierige Zeiten, zuerst bei der Flucht aus seinem vom Krieg zerrütteten Land und dann erneut während der Coronavirus-Pandemie.
Der aus Afghanistan stammende Sediqi fürchtete um sein Leben, nachdem er aufgrund seiner sportlichen Fähigkeiten von Banden bedroht wurde, und floh vor vier Jahren nach Europa.
"Es war eine zermürbende Mission, es gab Tage, an denen ich 12 Stunden am Stück gelaufen bin", sagt er über seine Flucht.
Jetzt hat er sich in Wilrijk, einem Stadtteil von Antwerpen, niedergelassen. Der 24-Jährige hat die Olympischen Spiele Tokio 2020 im Sommer 2021 im Visier - und seine jüngsten Ergebnisse beflügeln ihn.
Während Sediqi voll und ganz auf seinen Traum, an den Olympischen Spielen teilzunehmen, fokussiert ist, versetzte ihm die reale Welt im vergangenen Jahr einen emotionalen Schlag.
In einem Interview mit Taekwondo Vlaanderen (Flanders Taekwondo) verriet er kürzlich, dass er seine Mutter nicht mehr sehen konnte, bevor sie am Coronavirus verstarb.
"Meine Mutter ist vor sechs Monaten am Coronavirus gestorben", sagte er. "Ihr Tod war schwierig für mich - ich hatte sie seit meiner Ankunft in Belgien nicht mehr gesehen. Plötzlich erfährt man, dass sie schwer krank ist; eine Weile später war sie weg."
"Das ist hart, aber ich muss weitermachen."
Taekwondo ist für ihn ein Ventil, um seine Emotionen zu kanalisieren.
Seine Trainingseinheiten in Wilrijk mit Trainer Alireza Naser Azadani haben sich ausgezahlt, denn er gewann Silber beim Spanish Open 2019 und Bronze beim Dutch Open 2020, außerdem vertrat er World Taekwondo als Flüchtlingsathlet bei den Weltmeisterschaften 2019 in Manchester, wo er das Achtelfinale in seiner Gewichtsklasse erreichte.
"Diese Leistungen spiegeln mein Gefühl im Team wider und das ist gut", sagte er im Gespräch mit Taekwondo Vlaanderen.
"Im Moment ist mein großes Ziel, die Olympischen Spiele in Tokio zu erreichen. Es gibt ein paar freie Plätze für Refugee Team Athleten in den verschiedenen Sportarten."
"Von all diesen Kandidaten habe ich eine der besseren Platzierungen. Der Traum, es zu schaffen, ist also sicher nicht unrealistisch."
In einem Gespräch mit der Website von Tokio 2020 im vergangenen Jahr sagte Sediqi, dass es ein "Moment des Friedens" gewesen sei, ein "Refugee Athlete"-Stipendium erhalten zu haben.
"Länder können (durch) Sport zusammenkommen, es spielt keine Rolle, wer man ist. Schwarz, weiß, Frau, Mann, oder aus welchem Land sie auch immer kommen."
"Bei den Olympischen Spielen (sind sie alle) aus einem Ort."
Und wenn er es nach Tokio schafft, gibt es einen Mann, gegen den er ganz besonders antreten möchte.
"Lee Dae-Hoon", sagte er und meinte damit den zweimaligen Olympiasieger aus Südkorea.
"Ich möchte ihn schlagen. Er ist der (beste) Kämpfer der Welt."