Victor Wembanyama stiehlt dem Weltmeister die Show! - DBB-Team unterliegt Frankreich im ersten Testspiel vor Paris 2024

Von Fabian Breuer
6 min|
Victor Wembanyama
Foto von 2024 Getty Images

Kurz vor den Olympischen Spielen 2024 ist Deutschland im Basketball-Fieber. Drei deutsche Teams reisen noch diesen Monat nach Frankreich, um an Paris 2024 teilzunehmen.

Bei den Frauen sind gleich zwei Teams dabei. Die Nationalmannschaft der Frauen startete am Freitag gegen Finnland in die Testspiel-Phase vor den Spielen, doch das Spiel fand hinter verschlossenen Türen statt. Am Sonntag gibt es das öffentliche Rematch.

Derweil sind auch die deutschen 3x3 Basketballerinnen in die finale Vorbereitungsphase gestartet. Beim Stopp der Women's Series in Fribourg/Schweiz überzeugten die Hoffnungsträgerinnen auf Olympisches Edelmetall. Nach Siegen gegen Rumänien (21:8) und Tschechien (17:15) in der Gruppenphase und Spanien (18:12) und die USA (18:12) drangen Sonja Greinacher, Svenja Brunkhorst, Luana Rodefeld und Marie Reichert bis ins Finale vor. Dort setzte es dann eine Niederlage gegen die Top-Favorit Niederlande (10:20), dennoch dürfte das deutsche Team mit diesen Auftritten zufrieden gewesen sein.

Nicht ganz so zufrieden dürfte Gordon Herbert, der Cheftrainer der Deutschen Basketballnationalmannschaft der Herren, mit dem Auftakt in die Testspiel-Serie vor Olympia sein. Vor 18.000 Zuschauer in Köln in der Lanxess Arena mussten die Männer eine 66:90 (28:48) gegen Frankreich einstecken.

Allerdings musste der Coach ohne die Brüder Franz und Moritz Wagner sowie Daniel Theis auskommen. Der DBB verzichtete aus Rücksichtsnahme auf die Vertragssituation der beiden NBA-Stars (erst morgen dürfen sie einen neuen Vertrag bei ihrem Verein, den Orlando Magic, unterschrieben) auf die Wagner-Brüder.

Außerdem zeigte sich zu Beginn des Spiels, dass die Mannschaft erst vor vier Tagen zusammengekommen war. Es fehlte noch an klaren Abläufen.

Mit zunehmender Spieldauer kam der Weltmeister dann aber besser in die Partie, allerdings stand auf der Gegenseite ein absolutes Ausnahmetalent, das sämtliche Comeback-Versuche mehrfach mit grandiosen Aktionen verhindert.

Im folgenden Abschnitt finden Sie den Spielbericht von Deutschland - Frankreich

1. Viertel: 11:23

Deutschland begann das Spiel mit einer Starting Five aus Kapitän Dennis Schröder, Isaac Bonga, Leon Kratzer, Andreas Obst und Johannes Voigtmann.

Frankreich startete mit Rudy Gobert, Bilal Coulibaly, Matthew Strazel, Isaia Cordinier und Victor Wembanyama, dem Ausnahmetalent des Basketballs.

Die ersten Minuten gehörten dann gleich mal dem Spieler, der als eines der größten Basketball-Versprechen der jüngeren Geschichte gilt. Victor Wembayama zeigte warum er schon jetzt von LeBron James und Co. bewundert wird.

Der 2,24-Meter-Riese erzielte die ersten beiden Punkte unter dem Korb, legte einen Dreipunkt-Wurf nach und setzte Rudy Gobert dann per Assist ein. Der zweite Superstar der Franzosen traf, zog dabei ein Foul und versenkte den Freiwurf zum "And One".

Nach etwa drei Minuten brachte Dennis Schröder die deutschen Mannschaft dann endlich auf das Scoreboard. Doch weiterhin fehlte ein wenig der Rhythmus, insbesondere von jenseits der Dreierlinie. Die ersten neun Versuche konnte der amtierende Weltmeister nicht versenken. So stand es nach rund fünf Minuten 4:10 aus deutscher Sicht.

Dann tat sich Voigtmann mit starkem Rebounding hervor (sieben eingesammelte Abpraller nach sechs Minuten) und Dennis Schröder sowie Oscar da Silva verwandelten die einige Einzelaktionen. Dennoch: Man merkte dem Spiel an, dass Frankreich bereits ein Testspiel in der Olympia-Vorbereitung (96:46 gegen die Türkei) absolviert hatten, während die deutsche Mannschaft erstmals seit dem 22. Februar zusammenspielte. So ging es mit 11:23 in die erste Viertelpause.

2. Viertel: 28:48 (17:25)

Ohne Kapitän Schröder, der kurz vor der Pause auf die Bank ging, startete Deutschland in das zweite Viertel. Auch dieser Abschnitt begann mit traumhaften Offensiv-Aktionen des Ausnahmetalents mit dem Spitzenamen "Wemby". Ein unglaublicher Pass über den eigenen Rücken landete bei Gobert, der den Ball unter dem Korb versenkte und die Führung der Franzosen zunächst ausbaute.

Doch dann traf Deutschland endlich auch aus der Distanz. Maodo Lo versenkte den ersten Dreier, Voigtmann legte einen weiteren Distanzwurf nach, der aber von knapp innerhalb der Dreierlinie erzielt wurde - 16:29. Doch gegen gegen Wembanyama (zehn Punkte nach 15 Minuten) war weiterhin kaum etwas auszurichten - 16:34.

Schröder kam zurück auf das Feld und brachte dem deutschem Offensivspiel mit einem verwandelten Freiwurf und einem Layup gleich mehr Struktur. - 19:34. In dieser Phase kam kaum Spielfluss auf, einige Fouls und damit verbundene Freiwürfe auf beiden Seiten hielten das Spiel bei etwa 15 Punkten Differenz.

Kurz vor der Halbzeitpause gerieten Evan Fournier und Dennis Schröder aneinander, für Erstgenannten war das Spiel danach vorbei. Schröder blieb der bestimmende Spieler des deutschen Teams, zur Halbzeit hatte der in den USA bei den Brooklyn Nets aktive Kapitän, zwölf Punkte erzielt. Doch die unter den Körben dominanten Franzosen baute ihre Führung zur Pausen-Sirene auf 20 Punkte aus.

3. Viertel: 45:68 (17:20)

Auch im dritten Viertel erwischten die Franzosen den besseren Start. Unter anderem erzielte Mathias Lessort zwei Freiwürfe. Doch Schröder konterte mit einem Dreipunkt-Spiel (verwandelter Layup plus Freiwurf nach Foul). Es entwickelte sich ein Schlagabtausch zwischen dem Deutschen und Victor Wembayama, inclusive Schröders Dreipunkt-Spiel gingen bis zur ersten Auszeit nach vier Minuten 13 Punkte entweder auf das Konto, des deutschen Kapitäns oder des französischen Ausnahmetalents - 34:60.

Dieses Duell prägte das dritte Viertel. Die beiden Stars schraubten ihr Punktekonto auf 21 (Schröder) und 17 (Wembanyama) hoch. Derweil verpasste Deutschland aber den Rückstand entscheidend zu verkürzen, es fehlte an weiterhin an klaren Abläufen und Wurfglück in der Offensive, sowie der nötigen physischen Stärke in der Defensive.

Doch in Anbetracht dessen, dass die Mannschaft ohne die Wagner-Brüder und Daniel Theis - und damit einen wesentlichen Teil der Starting Five - spielte, war der Auftritt in der zweiten Halbzeit schon deutlich besser.

4. Viertel: 66:90 (21:22)

An die teils guten Minuten knüpfe das Team dann auch im finalen Abschnitt an. Niels Giffey und Maodo Lo bewegten Frankreichs Trainer Vincent Collet mit zwei schnellen Dreipunkt-Würfen dazu, eine frühe Auszeit zu nehmen - 51:70. Doch auch Oscar da Silva traf - der dritte Dreier im Viertel. Fast schon zwangsläufig beendete der überragende Wembanyama die leisen Comeback-Hoffnungen mit zwei außergewöhnlichen Dreiern aus weiter Distanz - 54:77. In den letzten Minuten tat sich Oscar da Silva noch einige Male positiv hervor.

Dennoch: Den Schwung aus dem letzten Viertel, das Deutschland ausgeglichen gestaltete, kann das Team für die kommenden Aufgaben mitnehmen. Schon am Montag fordert Team Germany den Olympia-Gastgeber zur Revanche in Montpellier (ab 21 Uhr, live auf ran.de).

Die Stimmen zum Spiel

Gordon Herbert, Bundestrainer: "Wir trainieren erst seit vier Tagen zusammen, man sieht, dass wir noch einiges verbessern müssen. Im vierten Viertel waren wir schon besser. Aber die Franzosen haben sehr starke Spieler, insbesondere auf den großen Positionen.

Dennis Schröder, Kapitän der DBB-Herren: "Es war mein erstes Spiel nach drei Monaten. Das habe ich schon gemerkt. Wir haben noch sehr viel vor uns. Auch ich muss noch mehr an mir arbeiten. Heute haben wir nur phasenweise auf dem Niveau gespielt, was wir eigentlich über 30-40 Minuten leisten müssen. Victor Wembanyama ist extrem talentiert und er arbeitet sehr viel für sein Team. Er wird sich noch weiter entwickeln."

Boxscore: Victor Wembanyama und Dennis Schröder überragen

*Erklärung: Gesamt (Punkte/Rebounds/Assists)

Deutschland: Dennis Schröder (23/1/6), Oscar da Silva (14/2/1), Jonathan Voigtmann (8/11/-)

Frankreich: Victor Wenbanyama (25/5/3), Mathias Lessort (15/3/-), Rudy Gobert (13/7/2)