Tischtennis bei Paris 2024: Annett Kaufmann führt gebeutelte deutsche Frauen ins Halbfinale - "Sie ist ein Wunder!"
Das deutsche Tischtennis-Team der Frauen steht zum dritten Mal in Folge im Halbfinale der Olympischen Spiele.
Anders als bei Rio 2016 und Tokio 2020 kommt der Einzug unter die letzten Vier diesmal aber einer Sensation gleich.
Denn die Mannschaft wurde von unfassbarem Verletzungspech gebeutelt.
Rio 2016-Silbermedaillengewinnerin Ying Han fiel auf besonders tragische Art und Weise aus.
Im Januar zog sie sich einen Achillessehnenriss im rechten Bein zu. Nur fünf Monate nach der Operation gelang ihr das Comeback. Doch im allerersten Match nach ihrer Verletzungspause riss ihr die Achillessehne im linken Bein.
Bei Nina Mittelham brach im Einzelwettbewerb eine Bandscheibenverletzung wieder auf.
Das Pech schweißte die verbliebenen drei Spielerinnen Annett Kaufmann, Xiaona Shan und Yuan Wan noch mehr zusammen.
Über ein 3:2 gegen die USA und ein 3:1 gegen Indien kämpfte sich das Trio ins Halbfinale und spielt am Donnerstag (20 Uhr) gegen Japan um die Medaillen bei den Olympischen Spielen Paris 2024.
Mitspielerin schwärmt von Kaufmann
„Ich bin so stolz auf uns alle. Wir hatten so ein hartes Jahr mit so vielen Verletzungen. Aber wir haben der Welt gezeigt, dass wir noch da sind. Deutschland ist noch am Leben“, brachte es Yuan Wan bei Olympics.com auf den Punkt.
Großen Anteil am Erfolg hat die erst 18-jährige Annett Kaufmann.
Beim 3:2-Sieg gegen die USA führte sie das DTTB-Team mit zwei Siegen in ihren beiden Einzeln in die nächste Runde.
Daran knüpfte sie gegen Indien nahtlos an. Äußerst fokussiert trat sie auf, immer offensiv auf der Jagd nach dem schnellen Punkt. Und so ließ sie Manika Batra (3:1) und **Sreeja Akula (**3:0) keine Chance.
Von Nervosität bei ihren ersten Olympischen Spielen war bei ihr nichts zu spüren. Das deutsche Tischtennis-Juwel ist ja auch schon länger Teil der Nationalmannschaft, bereits mit 15 gehörte sie zum Team, das 2021 den EM-Titel gewann.
Ihre 41-jährige Mitspielerin Xiaona Shan schwärmte im Interview mit Olympics.com nach dem Sieg gegen Indien:
„Die Person neben mir ist wirklich ein Wunder!“ (schaut hoch zu Kaufmann).
„Sie hat so gut gespielt! Ich hoffe, sie kann auch im Halbfinale so herausragend spielen. Wir werden auch unser Bestes geben, um einen Punkt für unser Team zu holen.“
Ursprünglich war Kaufmann für Paris 2024 nur als Ersatzathletin nominiert worden, nun ist sie Anführerin des Teams.
„Ich bin einfach nur überwältigt. Ich freue mich für unsere Mannschaft, dass es uns gelungen ist, auf einem solch hohen Niveau zu spielen ohne unsere Nummer eins und zwei. Ich bin glücklich, dass wir zusammen gekämpft haben und dieses Spiel gewonnen konnten und nun im Halbfinale stehen“, sagte sie überglücklich nach dem Einzug unter die ersten Vier.
Sportliche Eltern
Das sportliche Talent wurde Annett in die Wiege gelegt.
Vater Andrej war Eishockeyspieler und gewann 2009 mit den Bietigheim Steelers die Zweitliga-Meisterschaft.
Ihre Mutter startete unter ihrem Mädchennamen Anna Korsunova für Kasachstan als Ski-Rennläuferin.
Tochter Annett ist jedoch die Erste aus der Familie, die um Olympische Medaillen spielt.