Timo Boll bei Paris 2024 verabschiedet: Tischtennis-Welt verneigt sich, deutsche Nationalspielerin weint
Sportlich hatte sich Timo Boll das Ende seiner internationalen Karriere bei den Olympischen Spielen Paris 2024 anders gewünscht.
"Ich fahre nicht als Tourist nach Paris. Eine Medaille ist mein Ziel", hatte der 43-Jährige vor seiner siebten Olympia-Teilnahme angekündigt.
Die ersehnte Medaille konnte er mit der deutschen Mannschaft nicht gewinnen. Am Dienstag verlor das DTB-Team im Viertelfinale gegen Schweden glatt mit 0:3.
Aber die Fans in der Halle taten danach alles, um diesen Abschied von der internationalen Tischtennis-Bühne für ihn schön zu gestalten.
Mit Standing Ovations und "Timo, Timo"-Sprechchören wurde Boll gefeiert. Auch die schwedischen Gegner applaudierten. Da konnte sich die deutsche Legende die ein oder andere Träne nicht verdrücken.
Nowitzki zückt Handy und greift zum Schläger
Was für Boll besonders schön war: Einer seiner besten Freunde aus Sportlerkreisen war extra angereist, um bei Bolls letzten Auftritten dabei zu sein.
Dirk Nowitzki war ebenfalls in der Halle. Anders als beim sensationellen Olympiasieg der deutschen 3x3-Frauen brachte er aber diesmal kein Glück.
Nowitzki und Boll hatten sich bei Beijing 2008 im Olympischen Dorf kennengelernt und sich auf Anhieb verstanden. Seitdem zählt Boll den früheren NBA-Star zu seinem engeren Freundeskreis.
Als Boll von den Fans in der Süd Paris Arena verabschiedet wurde, zückte Nowitzki sein Handy und machte Erinnerungsfotos.
Zudem ließ er es sich nicht nehmen, selbst zum Schläger zu greifen.
Rekordeuropameister und Star in China
"Wir haben jetzt einen Spieler zu kompensieren, den es nicht zu kompensieren gibt", sagte Bundestrainer Jörg Roßkopf zum Abschied seines Top-Athleten.
In der Tat tritt mit Timo Boll eine der größten Legenden des Tischtennissports ab. Acht Europameistertitel hat er gewonnen und darf sich Rekordeuropameister nennen, vier Olympische Medaillen gewann er mit dem deutschen Team.
In China ist Boll ein absoluter Star und verbringt dort regelmäßig Zeit. Selbst für chinesische Nachwuchstalente war Boll ein Vorbild.
Das gilt auch für die DTTB-Nationalspielerin Xiaona Shan, die 2005 nach Deutschland kam.
Die 41-Jährige wollte sich das letzte Match Bolls auf großer Bühne ebenfalls nicht entgehen lassen: „Gestern wollte ich früh ins Bett, weil wir heute schon am Morgen ein Spiel hatten, aber ich musste mir das Spiel der Männermannschaft bis zum Schluss anzuschauen", erzählte sie bei Olympics.com.
Die Gefühle übermannten sie: "Als Timos Match vorbei war, habe ich schon geweint. Er ist mein Idol, er ist in jeder Hinsicht exzellent. Ich hoffe, dass alles gut für ihn läuft in der Zukunft."
Mitspielerin Yuan Wan konnte sich dem nur anschließen: "Timo war mein Vorbild, seit ich angefangen habe, Tischtennis zu spielen. Ich bewundere ihn als Spieler, aber auch als Mensch."
"Ich glaube, ich kann ohne schlechtes Gewissen jetzt abtreten", sagte Boll nach seinem letzten Match.
Ganz im Gegenteil, bei all den Errungenschaften Bolls an der Platte und außerhalb des Sports, bei dem riesigen Einfluss, den er auf junge Athletinnen und Athleten hatte, kann er mit großem Stolz abtreten.
Boll will nach dem Ende seiner Laufbahn beruflich wie in den vergangenen Jahren schon weiterhin als Markenbotschafter aktiv sein und seine Vorbildrolle nutzen.
Die Karriere von Timo Boll in Zahlen:
- Olympia-Teilnahmen: 7 (2000, 2004, 2008, 2012, 2016, 2021, 2024)
- Medaillen bei Olympischen Spielen: 2x Silber (2008, 2021) und 2x Bronze (2012, 2016) im Teamwettbewerb
- Medaillen bei Weltmeisterschaften: 2x Bronze im Einzel (2011, 2021), 5x Silber (2004, 2010, 2012, 2014, 2018) und 1x Bronze (2006) mit dem Team
- Goldmedaillen bei Europameisterschaften: 8x im Einzel (2002, 2007, 2008, 2010, 2011, 2012, 2018, 2021), 7x mit dem Team (2007, 2008, 2009, 2010, 2011, 2017, 2019)
- World Cup: Sieger 2002, 2005