Tennis bei Paris 2024: Der Traum vom zweiten Olympiasieg von Alexander Zverev ist beendet - Lorenzo Musetti steht im Halbfinale
Alexander Zverev bei den Olympischen Spielen 2024 nach einem großen Kampf gegen den Italiener Lorenzo Musetti ausgeschieden. Im Viertelfinale des Tennis Einzel Turniers der Männer bei Paris 2024 erwies sich der Wimbledon-Halbfinalist als unüberwindbare Hürde für den Deutschen. Zverev unterlag in zwei Sätzen mit 5:7 und 5:7.
Für Italien ist es der Schlusspunkt eines bedeutsamen Tages bei Olympischen Spielen. Erstmals stehen mit Sara Errani und Jasmine Paolin (Damen Doppel) sowie Lorenzo Musetti (Herren Einzel) italienische Athletinnen und Athleten in zwei unterschiedlichen Tennis-Wettbewerben im Halbfinale.
Nach dem knappen Viertelfinal-Aus von Angelique Kerber am Vortag ist nun auch der letzte Traum von einer deutschen Tennis-Medaille bei den diesjährigen Olympischen Spielen ausgeträumt.
Zverev aber muss sich seines Ausscheidens nicht schämen. Er bot dem starken Italiener einen großen Kampf, an einem Tag, an dem Zverev aber nie wirklich in sein Spiel fand und darüber hinaus offensichtlich Probleme mit der hohen Luftfeuchtigkeit in Paris hatte, war Lorenzo Musetti aber einfach zu stark.
Tennis Einzel der Herren - Das Halbfinale in der Übersicht
Im Halbfinale steht auch der spanische Tennis-Superstar Carlos Alcaraz - er besiegte Tommy Paul (USA) in zwei Sätzen mit 6:3 und 7:6 (9:7).
Die Halbfinal-Partien (Stand 1. August, 17.30 Uhr)
Lorenz Musetti - Novak Djokovic/Stefanos Tsitsipas
Carlos Alcaraz - Casper Ruud/Felix Auger-Aliassime
Lesen Sie hier den Spielbericht zum Tennis-Viertelfinale Alexander Zverev - Lorenzo Musetti
Erster Satz: 5:7
Früh deutete sich an, dass Musetti, der bislang beste Gegner der Deutschen Nummer Eins bei Paris 2024 werden würde.
Zverev begann das Match mit eigene Aufschlag, nach einem Gleichstand (30:30) landete ein eigentlich schöner Schlag von Zverev knapp im Aus, ein folgender Doppelfehler sorgte für das Break. Weil der Italiener sein anschließenes Aufschlagspiel problemlos ins Ziel brachte stand es nach wenigen Minuten 0:2 aus der Sicht des Deutschen.
Im dritten Spiel deutete sich ein ähnlicher Verlauf an, doch Zverev stoppte den "Flow" des Italieners. Mit harten und gut platzierten Schlägen in die Ecken in den hinteren Teil des Feldes "nagelte" Zverev seinen Gegner an der Grundlinie fest - der Olympiasieger spielte erstmals in dieser Partie seine Stärken aus und drehte das 15:30 mit drei Punkten in Serie.
Das reichte aber noch nicht um den Weltranglisten-16. aus dem Konzept zu bringen - der diesjährige Wimbledon-Halbfinalist konzentrierte sich auf seine Aufschlagspiele. Mit Erfolg - 4:2 für den Italiener.
Dann aber schnupperte Zverev erstmals am Rebreak. Im achten Spiel des Satzes ging der Deutsche dank eines starken Returns, den Musetti nur ins Netz befördern konnte, mit 30:15 in Führung. Und Zverev blieb dran - beide Spieler tauschten einige vermeidbare Fehler aus - doch über zwei Gleichstände (40:40) rettete der Italiener seinen Aufschlag ins Ziel - 3:5.
Im Achtelfinale gegen den Australier Alexei Popyrin hatte Zverev aus gleicher Spielsituation noch ein 7:5 gemacht und den verloren geglaubten ersten Satz noch gewonnen.
Selbstvertrauen für eine ähnliche Aufholjagd holte er sich in seinem eigenen Aufschlag, unter anderem mit einem starken Volley und Ass verkürzte er auf 4:5 und glich die Partie dann tatsächlich mit einem Break aus. Mit starken Returns und unheimlich viel Druck zwang er den Italiener zu Fehlern und verwandelte den dritten Breakball - 5:5.
Mitten in dieser Phase verließ Zverev sein erster Aufschlag, stand nun also bei jedem zweiten Aufschlag enorm unter Druck und verlor dann auch diesen Kampf gegen sich selbst.
Bitter, denn so brachte er sich um den verdienten Lohn. Der spritzige Italiener holte sich das Break und sicherte sich anschließend auch den Satz - mit einem wunderschönen Stoppball gegen die Laufrichtung Zverevs sicherte sich der Italiener nach 1:01 Stunden den ersten Satz.
Zweiter Satz: 5:7
Nach seinem ersten Satzverlust im Einzel bei Paris 2024 (gegen Jaume Munar, Tomas Machac und erwähnten Alexei Poporyn feierte er drei glatte 2:0-Erfolg) war jetzt natürlich Zverevs Widerstandsfähigkeit gefragt.
Doch die Strapazen der letzten Wochen (French-Open-Finaleinzug, Verletzung bei Wimbledon-Aus im Viertelfinale und fünf Matches beim ATP Hamburg in der Woche vor den Olympischen Spielen) und die schwierigen äußeren Bedingungen (Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit) schienen beim Deutschen Wirkung zeigen.
In der frühen Phase des zweiten Abschnitts hatte Zverev Probleme seinen Aufschlag durchzubringen. Während der Weltranglistenvierte seine Spiele mit jeweils zu 30 ins Ziel rettete - kam sein Kontrahent zweimal zu Null durch - 2:2.
Beflügelt vom Publikum, dessen Anfeuerungsrufe bei eigenem Aufschlag im siebten Spiel, sogar ein Lächeln auf die Lippen zauberte, schien Zverev nun aber wieder besser ins Spiel zu finden.
Er zwang seinen Kontrahenten nun wieder häufiger zu Fehlern, dreimal in diesem Spiel geriet ein Return von Musetti zu kurz oder zu lang - 4:3 für den Olympiasieger von Tokio 2020.
Zverev schien sich nun bewusst von der Positivität der Kulisse anstecken lassen zu wollen. In einer Pause - das Dach wurde geschlossen - lieh er sich ein Fächer von zwei Fans aus - eine schöne Szene von Paris 2024.
Der Abnutzungkampf setzte sich aber auch nach der Pause fort. Weiterhin hatte der Italiener leichte Vorteile. Musetti wirkte spritziger, machte weniger unerzwungene Fehler und spielte am Ende auch den entscheidenden Tick bessere Tennis.
Das Break zum 6:5 erwieß sich als vorentscheidend - auch diesen Satz gewann Musetti schließlich mit 7:5 und setzte einem Italienischen Olympia-Feiertag auf der Anlage von Roland Gaross damit die Krone auf.
Stimmen zum Tennis-Viertelfinale Alexander Zverev - Lorenzo Musetti
Alexander Zverev: Lorenzo war heute viel besser als ich, in allen Aspekten des Spiels. Es ist sehr enttäuschend, die Olympischen Spiele sind nur alle vier Jahre - und ich bin nicht bei 100 Prozent Fitness - das fühlt sich nicht gut an, aber so ist es. Ich hatte die ganze Woche Schwierigkeiten mit meiner Fitness. Heute habe ich mich am Ende des ersten Satzes sogar richtig schlecht gefühlt. In dieser physischen Fassung möchte ich nicht sein. Normalerweise gehören ich zu den fittesten Spielern der Tour."
Lorenzo Musetti: "Ich habe heute mein bestes Level gespielt, wahrscheinlich war es eines meiner besten Matches der Karriere. Ich bin gut gestartet, ich denke, dass hat mir viel Selbstvertrauen für mein Spiel gegeben. Am Ende war ich in den entscheidenden Momenten fokussiert."