Schwimmen bei Paris 2024: Der deutsche Gold-Kandidat Lukas Märtens - auf der Hassstrecke Richtung Fabelzeit

Von Andreas Kloo
3 min|
Lukas Maertens
Foto von 2024 Getty Images

Lukas Märtens schwimmt am Samstag (27. Juli) gegen mehrere Gegner. In der La Défense Arena von Paris tritt er am Samstag über 400 Meter Freistil (Finale 20:42 Uhr) nicht nur gegen die Konkurrenten im Kampf um die Medaillen bei den Olympischen Spielen Paris 2024 an.

Er schwimmt auch gegen einen gewissen Paul Biedermann, den aktuellen Weltrekordinhaber.

Märtens könnte Historisches gelingen. Als erster Freistilschwimmer über 400 Meter unter 3:40 Minuten zu bleiben. „Es wäre ein Traum, wenn ich das schaffen könnte, auch weil der Rekord dann in Deutschland bleiben würde“, sagte er der dpa über einen möglichen Weltrekord in Paris.

Bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin kam er bereits nahe an die magische Marke heran. 3:40,33 Minuten zeigte die Uhr an – lediglich 26 Hundertstelsekunden über dem 15 Jahre alten Weltrekord von Paul Biedermann.

Nur zwei Schwimmer waren auf dieser Strecke jemals schneller geschwommen. Neben Biedermann war nur der australischen Legende Ian Thorpe eine noch bessere Zeit gelungen.

Mit der Weltmeisterin über 100 Meter Schmetterling, Angelina Köhler, mit Märtens langjähriger Partnerin Isabel Gose und Freiwasser-Olympiasieger Florian Wellbrock hat Deutschland weitere heiße Eisen in der La Défense Arena im Feuer.

Aber die größten Chancen auf Gold hat Lukas Märtens.

Medaillen in Serie auf der Hassstrecke

Es sind seine zweiten Olympischen Spiele, in Tokio 2020 war er als 19-Jähriger schon dabei, schaffte es aber in kein Einzel-Finale.

Seit 2022 gehört er jedoch zur Weltspitze über 400 Meter Freistil. Bei der WM 2022 gewann er Silber, bei den Titelkämpfen 2023 und 2024 jeweils Bronze.

Diese Erfolge musste sich Märtens erst einmal hart erarbeiten. „Die 200 und 400 Meter Freistil waren eigentlich immer meine Hassstrecken", erzählte er "Swimsportnews".

Doch vom Training unter Bernd Berkhahn in Magdeburg hat er enorm profitiert. Dort wurde speziell an seiner Ausdauerfähigkeit gefeilt.

Noch entscheidender ist womöglich ein anderer Punkt, wie er betont: das „mentale Gefühl. Das habe ich mir über Jahre hinweg erarbeitet.“

Man müsse „die Mischung finden zwischen Gelassenheit und Ruhe aber auch einer gewissen Aufregung. Sonst kann man in meinen Augen nicht zu Hochleistungen schwimmen“, erklärte der 22-Jährige bei SPORT1.

Märtens bekommt Unterstützung von einer Sportpsychologin, die ihm dabei hilft, diese Mischung zu finden.

Aus einer Hassstrecke wurde so für Märtens die Königsdisziplin, in der er nun Geschichte schreiben könnte.

Gemeinsamer Olympia-Start mit Schwester

Märtens musste dafür aber leiden, auch auf dem Weg zu den Olympischen Spielen.

Eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung macht ihm zu schaffen.

Von zwölf Monaten im Jahr bin ich bestimmt vier, fünf ausgefallen“, berichtete Märtens dem sid: „Das ist eigentlich unvorstellbar, ich habe etliche Antibiosen hinter mir, mein Körper ist gerade kein Tempel mehr, er nimmt sich seine Auszeit. Ich bin auch nach der Qualifikation noch mal ausgefallen. Nach Paris muss ich ihm eine Pause gönnen.“

Dem Ziel Olympia hat er zuletzt alles untergeordnet.

Dabei hatte er sich als Kind eigentlich zunächst einem anderen Sport zugewandt. „Zuerst gab es für mich auf jeden Fall Fußball. Das ist eigentlich der Sport, den ich schon immer machen wollte“, erzählte Märtens der „taz“.

Schwimmen war nur seine zweite Liebe: „Und da hat es bei mir direkt gefunkt.“

Für Märtens gibt es neben seiner Leidenschaft fürs Schwimmen noch etwas anderes, das ihm viel bedeutet: seine Familie.

Ein besonderes Gefühl kann ihm deshalb jetzt schon niemand mehr nehmen, selbst wenn es mit der Goldmedaille nicht klappt.

Dass sich auch seine jüngere Schwester Leonie Märtens für Paris 2024 qualifizierte, freut ihn riesig. „Es ist atemberaubend, dass es noch jemand aus der Familie geschafft hat."

Leonie Märtens wird über 400, 1500 und im 10 Kilometer-Freiwasserschwimmen an den Start gehen. Sie zählt noch nicht zu den Medaillenkandidaten, hat aber ihre Zukunft als 20-Jährige noch vor sich.

Doch vielleicht kann sie am Samstag schon in der Gegenwart mit ihrem Bruder feiern.