Reiten bei Paris 2024: Deutschland verpasst eine Medaille im Team Springen knapp

Von Fabian Breuer
5 min|
Christian Kukuk with Checker 47 at team jumping final
Foto von 2024 Getty Images

Die deutsche Reiter-Equipe verpasst eine weitere Medaille bei den Olympischen Spielen Paris 2024 knapp.

Nach dem Gold-Triumph von Michael Jung in der Vielseitigkeit Einzel reichte es im Springreiten Team Finale lediglich für den fünften Rang. In einem starken Feld und mit hohem Leistungsniveau waren zwei Abwürfe am Ende zu viel - mit acht Fehlerpunkten bei einer Zeit von 229,57 Sekunden hatten die Springreiter Christian Kukuk mit Checker 47, Richard Vogel mit United Touch S und Philipp Weishaupt mit Zineday das Glück nicht auf ihrer Seite.

Gold ging an Großbritannien Ben Maher, Harry Charles und Scott Brash ritten ohne Fehlerpunkte ihrer Pferde Dallas Vegas Batilly, Romeo 88 und Jefferson zum Olympiasieg. Die USA gewann die Silbermedaille, Bronze ging an Gastgeber Frankreich.

Deutschland muss also weiter auf seinen ersten Olympiasieg im Team Springen seit Sydney 2000 warten. Stattdessen jubelte der britische Schlussreiter über seinen zweiten Olympiasieg in dieser Disziplin - bereits bei London 2012 gewann er Gold im Team Springen. Kurios: Damals ritt er an der Seite von Peter Charles, in Paris 2024 triumphierte der 38-Jährige mit dessen Sohn Harry Charles

Nach Qualifikationsieg auch nach Durchgang eins im Finale gut im Rennen

In der Qualifikation am gestrigen Freitag hatte das deutsche Trio noch gewonnen. Als einzige der 20 angetrenen Mannschaften (je drei Athletinnen und Athleten) blieben die deutschen fehlerfrei. Checker 47, Zineday und United Touch zeigten unter Anleitung ihrer Reiter grandiose Sprünge und rießen keine Hindernisse.

Darüber hinaus blieben alle drei Duos unter den Zeitlimit von 79 Sekunden - ohne Strafen stand am Ende ein Fabelergebnis von 229,74 Punkten. "Das war ganz wichtig, für mich und mein gesamtes Team - denn jeder Ritt zählt, auch wenn wir die Punkte nicht in den Wettkampf mitnehmen", hatte Deutschlands Christian Kukuk nach dem perfekten Probelauf im ZDF berichtet.

Am Samstag trug jener Christian Kukuk erneut die Bürde als Auftaktspringer - der perfekte "Check-In" für Checker 47 und seinen Reiter war das Ziel.

Die Deutschen gingen als letztes der insgesamt neun Teams (Mexiko musste seine Finalteilnahme trotz gelungener Qualifikation absagen, weil Carlos Guerreiro Hank's Pferd Porthos Maestro WH Z den Veterinärcheck nicht bestanden hatte) den Wettkampf.

Dass dieser Kurs mit insgesamt 14 Hindernissen besonders anspruchsvoll war, zeigte sich früh im Wettkampf. Die Top-Favoriten aus Schweden, die vergleichsweise früh starteten mussten, weil Peder Fredricson und Catch Me Not S in der Qualifikation Schwierigkeiten hatten, schickten ihr bestes Duo gleich zu Beginn.

Henrik von Eckermann kam mit King Edward zwar unter dem Zeitlimit von 79 Sekunden ins Ziel, allerdings rieß unterwegs eine Stange am elften Hindernis.

Allerdings sollte niemand der ersten neun Reiter fehlerfrei ins Ziel kommen. Bei Grobritannien (Ben Maher und Dallas Vegas Batilly eröffneten) blieb es allerdings bei einer Zeitstrafe - somit lagen die Briten nach Durchgang eins in Führung.

Denn auch Christian Kukuk und Checker 47 waren diesmal nicht fehlerfrei, am vorletzten Hindernis kamen sie nicht perfekt drüber - vier Fehlerpunkte aber die schnellste Zeit in Durchgang eins - das reichte zu Platz drei beim Zwischenresultat.

VERSAILLES, FRANCE - AUGUST 02: Christian Kukuk and horse Checker 47 of Team Germany compete during the Jumping Team Final on day seven of the Olympic Games Paris 2024 at Chateau de Versailles on August 02, 2024 in Versailles, France. (Photo by Mike Hewitt/Getty Images)

Foto von 2024 Getty Images

Fünf fehlerfreie Duos - Deutschland fällt mit vier weiteren Strafpunkte zurück

Erst im zweiten Durchgang gab es den ersten "perfekten Ritt."

Olivier Perreau und Dorai D'aigully blieben fehlerfrei und in der Zeit - 77,70 Sekunden bedeuteten ein Fabelergebnis für Frankreich. Daniel Coyle und Legacy (IRL) sowie Kim Emmen mit Imagine (NED) hatten sich einiges abgeschaut - auch sie blieben im zweiten Durchgang fehlerfrei.

Harry Charles und Romeo 88 (GBR) taten es ihnen nach - Pole Position für Großbritannien nach Durchgang zwei - das war damit klar. Da mit den USA auch das fünfte Team in diesem Durchgang fehlerfrei blieb, war der Druck für Richard Vogel und United Touch S enorm.

Das Duo - in der Qualifikation noch an letzter Position des deutschen Teams geritten - schien dieser Situation standzuhalten. Sie lagen stark in der Zeit und hatten nur noch zwei Hindernisse zu bewältigen. Doch erneut erwies sich Hindernis 13 - eine Doppelbarriere mit zwei aufeinanderfolgenden Sprüngen innerhalb weniger Meter - als zu schwer. Die obere Stange an 13b riss herunter.

Vier weitere Fehlerpunkte bedeuteten Rang sechs mit rund drei Punkten Rückstand auf die, zu diesem Zeitpunkt drittplatzierte Mannschaft der USA. Zwischen den führendem Team aus Großbritannien und den Amerikanern lag Frankreich auf dem zweiten Platz.

Fehlerfreier Philippe Weishaupt und Zineday bringen Deutschland auf Rang fünf

Keine gute Ausgangsposition für den Medaillen-Showdown, in der die acht verbliebenen Teams (Israel war nicht mehr angetreten) in umgekehrter Reihenfolge ihrer bisherigen Positionen an den Start kamen.

So durften Philipp Weishaupt und Zineday also vorlegen. Und das taten sie auch mit Bravour. In starker Zeit von 77,06 Sekunden blieben sie fehlerfrei, ein toller Abschlus für die deutsche Mannschaft. Eine Medaille brachte dieser abschließende Lauf aber nicht mehr. Denn auch die anderen Teams sprangen gut. Harrie Smolders und Uricas V/D Kattevenen blieben fehlerfrei und auch schnell genug (nur ein Strafpunkt), um knapp vor Deutschland zu bleiben.

Einen Fabelritt legten McLain Ward und ihr Ilex hin. Die bis dato auf Rang drei liegenden US-Amerikanerinnen bauten also ordentlich Druck auf Frankreich und Großbritannien aus. Der schnelle und fehlerfreie Ritt von McLain Ward brachte das amerikanische Reiter-Trio dann sogar noch auf Rang , denn bei Julian Epaillard und Dubai du Cedre riss ein Hindernis.

An Ben Maher, Harry Charles und Scott Brash war aber kein Vorbeikommen mehr, Großbritannien holte dank eines fehlerfreien Ritts ihres Schlussreiters auf Jefferson die Goldmedaille - daran ändert auch der eine Strafpunkt für das knappe Verfehlen der Zeit nichts mehr.