Refugee Olympic Team: Gewichtheberin Yekta Jamali Galeh möchte Frauen inspirieren, ihren Träumen zu folgen

Von Nischal Schwager-Patel
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„Die Geschichte wird sich an alles erinnern, was du tust.“ Dieses Zitat steht unter Yekta Jamali Galehs Namen auf ihrem Instagram-Profil und bedeutet ihr viel. Sie wird die Möglichkeit haben, bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris selbst Geschichte zu schreiben.

Galeh wird als Teil des IOC Refugee Olympic Teams nach Paris reisen, das sie bei den kommenden Spielen Paris 2024 im Gewichtheben der Frauen bis 81 kg vertreten wird.

Sie ist in der Islamischen Republik Iran aufgewachsen, wo Gewichtheben als Sport sehr beliebt ist. Das Land hat bereits einige olympische Erfolge gefeiert und insgesamt 20 Medaillen im Gewichtheben erzielt. Für Frauen war dieser Sport dort allerdings nicht immer zugänglich.

Yekta Jamali Galeh ist die einzige weibliche Gewichtheberin in dem 36-köpfigen Refugee Olympic Team, das vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) bekannt gegeben wurde.

Erfahren Sie mehr über Yekta Galehs inspirierende Lebensgeschichte und wie es dazu kam, dass sie nun in der Pfalz lebt und mit dem AC Mutterstadt trainiert.

Yekta Jamali Galeh: Von der Handballerin zur Olympionikin im Gewichtheben

Galehs Geschichte ist einzigartig, wie bereits ihr Name schon vermuten lässt: Yekta bedeutet übersetzt "die Einzige". Ihre Leidenschaft für das Gewichtheben entdeckte die 19-Jährige gerade einmal vor sechs Jahren, zuvor hatte sie drei Jahre lang als Hobby Handball gespielt.

Nicht ohne Grund hat Yekta ihren Namen von ihrer Mutter erhalten, trotz eines steinigen Wegs, ließ sich Yekta sich nicht von ihrem Ziel - Paris 2024 - abringen.

Ich glaube, meine Mutter hatte ein hartes Leben“, erzählte Galeh Olympics.com. „Sie sagte mir, dass sie in ihrem Bauch spürte, dass ich eine starke Person sein würde, deshalb gab sie mir den Namen Yekta.“

Heute ist sie froh, dass ihre Schwester, sie zum Probetraining im Gewichtheben mitgenommen hat. „Sie wollte es ausprobieren und ich bin nur mitgekommen, um zu zuschauen“, erinnert sich Galeh. „Der Trainer sagte mir: 'Du kannst es auch versuchen.' Ich tat es, und er sagte: 'Wow, du bist so stark!' Also kam ich am nächsten Tag und dann am übernächsten Tag, dann Woche für Woche wieder.“

Diese Trainingseinheit sollte ihr ganzes Leben verändern. Galeh fokussierte sich mehr auf das Training und innerhalb von drei Jahren hatte sie ihren ersten Wettkampf. „Ich trainiere jeden Tag, meine einzigen Ruhetage sind Donnerstag und Sonntag. Sonntags treffe ich mich oft mit meinen Freunden, da das unter der Woche nicht so einfach ist.“

Galeh hat bereits mehrere Auszeichnungen erhalten. Sie glänzte auf nationaler Juniorenebene und belegte bei ihrem ersten internationalen Wettkampf bei den IWF-Junioren-Weltmeisterschaften 2021 in Taschkent, Usbekistan, den dritten Platz.

Später im selben Jahr gewann sie eine Medaille bei den Jugendweltmeisterschaften und beendete ihren ersten Seniorenwettbewerb unter den Top 10, obwohl sie bei den Frauen bis 87 kg mit zwei Jahren Vorsprung die Jüngste war. Natürlich ist das Alter nur eine Zahl und Galeh möchte beweisen, dass sie mit den älteren Gewichtheberinnen mit mehr Erfahrung bei Paris 2024 mithalten kann.

Im Mai 2022 kam Galeh als Flüchtling nach Deutschland und ist nun eine von sieben Athletinnen, die ein Refugee Athlete Stipendium der Olympic Refuge Foundation erhalten haben.

Sie trainiert mit dem AC Mutterstadt in der Nähe von Mannheim und hat in dem Verein neue Freunde gefunden, die ihr unteranderem dabei halfen, die deutsche Sprache zu lernen.

„Das Training ist sehr gut. Ich habe einen guten Trainer und eine nette Trainingsgruppe. Sie helfen mir immer, auch bei persönlichen Problemen“, sagte Yekta Galeh über ihr Training in Deutschland.

Mit neuem Selbstvertrauen nach Paris 2024

Galeh nutzt die sozialen Medien, um einen Einblick in ihren Trainingsalltag zu geben und möchte andere Menschen inspirieren. Sie postet häufig motivierende Zitate, ein Spruch liegt hier besonders am Herzen: „Mach den Schritt, vor dem du Angst hast.“

„Mein ganzes Leben ist wie dieser Satz“, sagte sie. „Als ich Angst hatte, dachte ich daran und sagte mir, dass ich nach Deutschland gehen werde. Ich hatte Angst, meine Familie zu verlassen, aber ich habe es geschafft.“

„Am stärksten motiviert mich meine Familie, ich bin ohne sie hier. Ich bin wegen des Sports nach Deutschland gekommen, also muss ich jeden Tag aufstehen. Ich möchte, dass meine Familie glücklich ist. Ich habe nicht nur ein Ziel, ich habe viele.“

Galeh hat neben dem Sport noch weitere große Träume, doch ein Schritt nach dem anderen. Sie will ihr nächstes Ziel erst verraten, wenn sie sich ihr Traum - Bestleistungen bei den Olympischen Spiele - erfüllt hat.

Der Wettbewerb der Frauen bis 81 kg ist der vorletzte Gewichtheberwettbewerb der Fraueen und wird am am 10. August 2024 in der South Paris Arena 6 ausgetragen.

Ihr großes Vorbild ist des iranischen Gewichthebers Sohrab Moradi, der bei Rio 2016 Gold im Mittelschwergewicht der Männer gewann. „Er ist sehr stark und ein guter Mensch. Ich muss jeden Tag so weitermachen wie er", sagte Galeh über Moradi.

Galeh möchte mit ihrem Weg besonders Frauen inspirieren, ihre sportlichen Träume zu verfolgen, und das Gewichtheben ausprobieren.

„Jede Frau ist stark, man muss nur weitermachen“, sagte Yekta Jamali Gale. „Warum sollten sie nicht Gewichte heben können? Höre nicht auf das, was die Leute sagen.“