Unvergesslichsten Momente der Paralympischen Spiele Paris 2024
Die Paralympischen Spiele Paris 2024 sorgten für einige historische Momente und Debüts, nicht zuletzt, weil die französische Hauptstadt zum ersten Mal Austragungsort der Paralympics war.
Die Spiele haben unsere Erwartungen übertroffen!
Zakia Khudadadi gewann mit Bronze im Para-Taekwondo der Damen (K44 bis 47 kg) die allererste Medaille für das Refugee Paralympic Team, während Guillaume Junior Atangana drei Tage später mit Bronze im 400-Meter-Lauf der Herren (T11) als erster männlicher Flüchtling eine Medaille bei Olympischen oder Paralympischen Spielen gewann.
„Ich möchte diese Medaille der ganzen Welt schenken“, sagte Khudadadi, die nur wenige Tage nach ihrer bewegenden Flucht aus ihrer Heimat Afghanistan ihr Paralympics-Debüt in Tokio 2020 gab.
„Ich hoffe, dass es eines Tages Freiheit in meinem Land geben wird, für die ganze Welt, für alle Mädchen, für alle Frauen, für alle Flüchtlinge auf der Welt.“
Einige Nationen waren zum ersten Mal vertreten, wie Eritrea mit Sibhatu Kesete Weldemariam, oder standen zum ersten Mal auf dem Siegertreppchen. Palesha Goverdhan gewann Bronze im Taekwondo der Damen bis 57 kg (K44), die erste paralympische bzw. olympische Medaille für Nepal überhaupt.
Eine ganz andere Premiere gelang der Para-Bogenschützin Jodie Grinham, die als erste schwangere Athletin auf einem paralympischen Podest stand. Die Britin, die zwei Monate nach Ende der Spiele ihr zweites Kind erwartet, gewann Bronze im Compound-Einzel der Damen und anschließend Gold im Mixed-Teamwettbewerb an der Seite von Nathan Macqueen, obwohl sie wegen der Tritte ihres Babys immer wieder Pausen einlegen musste, um sich wieder auf den Wettkampf konzentrieren zu können.
Während die Britinnen Iona Winnifrith (13) und Bly Twomey (14) zu den jüngsten Teilnehmerinnen - und Medaillengewinnerinnen - von Paris 2024 gehörten, zeichneten sich andere Athletinnen und Athleten durch ihre Langlebigkeit aus.
Thomas Wandschneider, der sechs Jahre lang in seinem Auto gelebt hatte, um seinen paralympischen Traum zu verwirklichen, und jetzt ein Unternehmen zur Vermietung von Ferienhäusern in Spanien betreibt, gewann mit 60 Jahren Bronze im para badminton.
Der Japaner Ito Tomoya, der mit der Para-Leichtathletik begann, als er versehentlich einen Rennrollstuhl bestellte und ausprobierte, gewann mit 61 Jahren Bronze über 400 m T52 der Herren.
Die paralympischen Superstars: Rehm,Vio und Masters überraschen mit ihren Leistungen
Die drei internationalen Athletinnen und Athleten, die bei der Eröffnungsfeier am 28. August die paralympische Fackel tragen durften, haben die Erwartungen mehr als erfüllt.
Der Deutsche Markus Rehm gewann seine fünfte paralympische Goldmedaille und die vierte in Folge im Weitsprung (T64), während Oksana Masters, die vor Paris 17 paralympische Medaillen in vier verschiedenen Para-Sportarten im Sommer und Winter gewonnen hatte, ihrer Sammlung zwei weitere Goldmedaillen hinzufügte.
Die Amerikanerin konnte ihren Erfolg kaum fassen, nachdem sie ihren H4-5-Titel im Einzelzeitfahren von Tokio 2020 erfolgreich verteidigt hatte: „Ich hatte keine Ahnung, wo ich war, als ich die Ziellinie überquerte. Und dann hörte ich plötzlich, ganz vage, 'Gold für die USA'. Und ich dachte: 'Haben sie gerade Gold gesagt? Ich konnte es nicht glauben.“
Derweil erinnerte Beatrice 'Bebe' Vio Grandis daran, dass es nicht nur ums Gewinnen geht, auch wenn genau das von ihr als Superstar im Rollstuhlfechten erwartet wurde. Nachdem die Italienerin im Halbfinale des Damen-Florettfechtens der Kategorie B gegen Xiao Rong aus der Volksrepublik China verloren hatte, reagierte die vierfach amputierte Athletin mit großem Sportsgeist. „Xiao war besser als ich, sie war körperlich und mental besser vorbereitet.“
Vio gewann in Paris zwei Medaillen, Bronze im Einzel und mit der Mannschaft. Bereits in Rio 2016 und Tokio 2020 hatte sie Gold im Einzel gewonnen.
Auch die Britin Sarah Storey baute ihre beeindruckende Medaillenbilanz von neun Paralympischen Spielen weiter aus und sicherte sich ihre 19. Goldmedaille und damit insgesamt 29 Medaillen. Einige dieser Erfolge errang sie in ihrer noch jungen Karriere im Schwimmen und nun im Straßenradsport.
Damit liegt sie zwei Medaillen hinter Jessica Long vom Team USA, die einen Einblick in ihre Gedanken gewährte, als sie am Ende der 400 m Freistil der Damen S8 die 17. ihrer 18 Goldmedaillen gewann.
„Ich habe einfach versucht, mich zu konzentrieren und den Kopf unten zu halten, und ich dachte: 'Weißt du was? Die letzten 50 Meter tun vielleicht weh, aber wenn ich nicht gut schwimme, wird es noch mehr wehtun.“
Auch die Spanierin Teresa Perales reihte sich mit ihrer Bronzemedaille über 50 m Rücken der Damen S2 in die prominente Gruppe der Athletinnen und Athleten ein, die bei sieben Paralympischen Spielen auf dem Siegerpodest standen. Damit hat sie insgesamt 28 Medaillen gewonnen.
Weitere Athletinnen, die auf sich aufmerksam machten, waren die Australierin Melissa Tapper und die Brasilianerin Bruna Alexandre, die beide sowohl bei den Olympischen Spielen als auch bei den Paralympics Paris 2024 im Tischtennis antraten. Alexandre gab in Frankreich ihr olympisches Debüt, während Tapper bereits zum dritten Mal an beiden Spielen dabei ist.
Die Stadt der Liebe versprüht wieder ihren Zauber
Wie die Olympionikinnen und Olympioniken genossen auch die paralympischen Athletinnen und Athleten ihren Aufenthalt in der Stadt der Liebe. Einige nutzten die Gelegenheit, um an symbolträchtigen Orten wie dem Eiffelturm, aber auch in den Sportstätten Heiratsanträge zu machen.
Der italienische Sprinter Alessandro Ossola verpasste im Stade de France nur knapp den Einzug ins Finale der T63 über 100 m, hatte aber auch noch etwas anderes im Sinn als eine Medaille.
Ossola ging auf die Zuschauerränge und machte seiner Freundin Arianna Mandaradoni einen Heiratsantrag.
Das Publikum applaudierte und jubelte begeistert - doch viele wussten wohl nicht, was hinter diesem unglaublichen Moment steckte.
Bei einem Motorradunfall im Jahr 2015 verlor Ossola seine erste Frau und musste einen großen Teil seines linken Beines amputieren lassen.
„Der Sport gab mir die Möglichkeit, etwas zu tun und einen Weg aus einer sehr dunklen Zeit zu finden“, sagte Ossola, der in Tokio 2020 sein Debüt bei den Paralympics gab. „Nach meinem Unfall habe ich vieles verloren - alles bis auf mein Lächeln. Aber der Sport hat mich dazu gebracht, immer mehr zu lächeln.“
Bestimmt können viele der Athletinnen und Athleten, die an den Paralympischen Spielen Paris 2024 teilgenommen haben, dem nur zustimmen, Alessandro.
Für einen weiteren unvergesslichen Moment dieser Paralympics sorgte das Power-Paar des Teams USA, die Woodhalls.
Der Paralympionike Hunter Woodhall sprintete am 6. September im Finale über 400 m T62 der Herren zu Gold und holte Bronze mit der 4x100-m-Staffel, nur wenige Wochen nachdem seine Frau Tara Davis-Woodhall olympisches Gold im Weitsprung der Damen gewonnen hatte.
Ihre Siege auf der olympischen und paralympischen Bühne eroberten die Herzen der Fans auf der ganzen Welt, als das Paar die Erfolge des jeweils anderen feierte.
„Es war ein Traum für uns, beide Gold zu gewinnen, und jetzt haben wir es geschafft. Wir werden diese Goldmedaillen für den Rest unseres Lebens tragen“, sagte der Paralympics-Sieger.