Leichtathletik-EM Tag 5: Hochsprung-Flugshow von Gianmarco Tamberi und Jordan Díaz kratzt an Dreisprung-Weltrekord
Der vorletzte Tag der Europameisterschaften in Rom 2024 war vor allem für italienische Hochsprung-Fans ein Nervenspiel. Der Titelverteidiger Niklas Kaul wird im Zehnkampf Vierter, Speerwerferin Christina Hussong verpasst mit Saisonbestleistung ebenfalls knapp das Podest.
Titelverteidiger Niklas Kaul verpasst Medaille im Zehnkampf
Der Titelverteidiger von München, Niklas Kaul, hat den Zehnkampf auf Platz vier beendet. Dennoch war der deutsche Mehrkämpfer nur bei seinem WM-Sieg von Doha 2019 (8691) und bei seinem U23-EM-Titel von Göteborg 2019 (8572) punktemäßig besser.
Es siegte der Este Johannes Erm (8.764) vor dem Norweger Sander Skotheim (8.635), der bis zu seinem verpatzten Stabhochsprung vorne lag.
Der französische Weltrekordhalter und zweimalige Weltmeister Kévin Mayer, der nach vielen Verletzungsproblemen eine Wildcard bekommen hatte, wurde Fünfter und löste das noch ausstehende Ticket für Paris 2024 in seiner Heimat, mit nur 16 Zählern Puffer.
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EM-Gold für Österreich im Speerwurf
Victoria Hudson aus Österreich warf im ersten Versuch ihren Speer auf die spätere Siegesweite von 64,62 m.
Christin Hussong bot 61,92 m an, welche schließlich Platz vier bedeuteten. Im dritten Durchgang zogen die Vize-Europameisterin von München Adriana Vilagos (Serbien; 64,42 m) und die Norwegerin Marie-Therese Obst (63,50 m) an Hussong vorbei, die nicht mehr kontern konnte.
Jordan Díaz glänzt als drittbester Dreispringer aller Zeiten
Für Jordan Díaz könnte es gar nicht besser laufen: Erstmals über die 18-Meter-Marke, Nationalrekord, Meisterschaftsrekord und Gold!
Der 23-jährige schlug den amtierenden Olympiasieger und Weltmeister von Eugene 2022, den Portugiesen Pedro Pichardo, mit einem Sprung, mit dem niemand gerechnet hatte.
Im fünften Versuch, als alles auf eine Silbermedaille zuzusteuern schien, sprang Díaz 18,18 Meter, was einen neuen historischen Rekord bei den Leichtathletik-Europameisterschaften und einen neuen spanischen Landesrekord bedeutete, den er selbst seit 2022 hielt.
Díaz' Sprung war nur elf Zentimeter unter der Weltrekordmarke lag, die der Brite Jonathan Edwards 1995 mit 18,29 Metern aufgestellt hatte. Der Sprung des Spaniers war der drittbeste in der Geschichte des Dreisprungs.
Pichardo stellte mit 18,04 m einen neuen portugiesischen Rekord, eine Bestleistung war es trotzdem nicht. Denn diesen hat er 2015, als er noch für Kuba startberechtigt war, ersprungen und hält nun zwei Landesrekorde inne.
Max Heß, der Europameister von 2016, durfte lange auf Bronze hoffen. Nach drei Jahren glückte ihm das erste Mal wieder ein 17-Meter-Sprung im Freien. 17,04 m reichten am Ende für Platz fünf.
Doppelsieg für Nadia Battocletti über 5.000 und 10.000 m
Im 10.000 m-Finale der Frauen gewann Nadia Battocletti vor heimischen Publikum indem sie ihren italienischen Nationalrekord mit einer Zeit von 30:51,32 brach.
Die 24-Jährige befand sich in der Spitzengruppe, die zeitweise die DLV-Athletin Lisa Merkel anführte, und ein Tempo von 3,07 pro km liefen. Vier Tage nach ihrem Triumph über 5.000 Meter setzte sich Battocletti in der vorletzten Runde ab und überquerte nach einer letzten Ausreißerrunde die Ziellinie.
Neben Battocletti standen die Niederländerin Diane Van Es und die Britin Megan Keith auf dem Podium. Merkel beendete ihr Rennen als beste Deutsche in der Top 10. Die Britin Eilish McColgan, eine der Favoritinnen, schied kurz nach dem sechsten Kilometer aus.
Eva Dieterich lief mit 33:17,78 Minuten auf Platz 19, Deborah Schöneborn wurde 23. in 33:48,90 Minuten.
Gianmarco Tamberi gewinnt Hochsprung nach Zitterpartie
Der Stern von Gianmarco Tamberi erstrahlt auch in Rom: Der Olympiasieger von Tokio 2020 triumphiert mit europäischer Jahresbestleistung und Meisterschaftsrekord dank einer hervorragenden Leistung von 2,37.
„Gimbo“ stieg mit 2,22 in den Wettkampf ein, bei 2,29 musste der Weltmeister in den dritten Versuch, den er unter Beifall der heimischen Fans meisterte.
Nur der Ukrainer Vladyslav Lavskyy verblieb im Kampf um Gold. Tamberi gelangen mit verlängertem Anlauf die 2,31 im ersten Versuch
Der Ukrainer versuchte auszugleichen, scheiterte aber und war gezwungen, auf 2,33 zu erhöhen, wo er seine beiden verbleibenden Versuche nicht schaffte.
Der Showman Tamberi überquerte im Nachgang nicht nur die 2,34, sondern auch sagenhafte 2,37!
Bronze gewann Lavskyys Landsmann Oleh Doroshchuk. Der deutsche Europameister von 2018, Mateusz Przybylko, musste im Finale aufgrund einer schmerzhaften OP-Narbe am Sprungfuß nach seiner übersprungenen Einstiegshöhe von 2,17 aufgeben.
Meisterschaftsrekorde für Überflieger Femke Bol und Karsten Warholm
Am fünften Tag (11. Juni) der Leichtathletik-Europameisterschaften 2024 brachen Karsten Warholm und Femke Bol die kontinentalen Meisterschaftsrekorde im 400-Meter-Hürdenlauf der Männer und. Frauen und holten sich im historischen Stadio Olimpico in Rom Gold.
Mit 52,49 Sekunden stellte Bol auch die bisher schnellste Zeit der Welt in diesem Jahr auf und übertraf damit die Weltbestzeit der amtierenden Olympiasiegerin Sydney McLaughlin-Levrone von 52,70 Sekunden, die im Mai aufgestellt wurde.
Für den amtierenden Olympiasieger und Weltmeister Warholm war es der dritte kontinentale Titel in Folge. Im Rennen war auch der Deutsche Langsprinter Emil Agyekum mit von der Partie und lief mit 48,42 auf einen starken sechsten Rang, obwohl er gerne wie schon im Halbfinale eine neue Bestzeit aufgestellt hätte.