Handball bei Paris 2024: Verlängerungskrimi gegen Frankreich! Renars Uscins und David Späth sind die Last-Minute-Helden des Olympischen Viertelfinals
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft und Frankreichs Auswahl liefern sich ein dramatisches Viertelfinale bei den Olympischen Spielen Paris 2024.
Erst schien Frankreichs Torhüter Vincent Gerard zum Helden des Heimpublikums zu werden. Seine teils unglaublichen 24 Paraden prägten die ersten 59 Minuten eines verrückten Handball-Spiels im Pierre-Mauroy Stadion.
Doch dann schwingen sich Renars Uscins und Deutschlands Torhüter David Späth zu Helden für die DHB-Auswahl auf.
In einem irren Handball-Krimi bringt Uscins das deutsche Team mit seinem Treffer in der allerletzten Sekunde, zunächst in die Verlängerung.
Dort trifft er dann vier Sekunden vor Ende zum 35:34 - und dann hält David Späth den erkämpften Sieg nach einem großartigem Comeback der deutschen Handball-Herren, fest. Nach dem 35:34 n.V. (14:17, 29:29) gegen Frankreich steht Deutschland im Halbfinale von Paris 2024.
Am Freitag trifft das deutsche Team auf Spanien und spielt dort um einen Platz im Goldmedaillen-Spiel am Sonntag.
Frankreich startet überragend: Vincent Gerard lässt Deutschland verzweifeln
Obwohl die DHB-Auswahl nach einer starken Gruppenphase mit Siegen gegen Schweden, Japan, Spanien und zuletzt Slowenien (nur gegen Kroatien gab es eine Niederlage) als Gruppensieger in die Runde der letzten acht eingezogen war, wartete im Viertelfinale ein absoluter Topfavorit auf den Olympiasieg.
Weil Frankreich in der anderen Gruppe etwas schleppend ins Turnier kam, qualifizierte sich der Gastgeber "nur" als Vierter für das Viertelfinale. So kam es also zum Handball-Klassiker, den Deutschland seit elf Jahren auf Pflichtspiel-Ebene nicht mehr gewinnen konnte.
Das französische Top-Team legte, angefeuert von den heimischen Fans in dem unfunktionierten Fußballstadion Pierre-Mauroy in Lille, eine starke erste Hälfte hin.
Obwohl Frankreichs berüchtigte Abwehrkette die Mitte zumachte, fand Deutschland aber zunächst über die Halbräume Lösungen. Juri Knorr traf zum 3:2, wenig später erhöhte Sebastian Heymann per Tempogegenstoß (5.).
Nach einer Zwei-Minuten-Strafe gegen Christoph Steinert spielte sich die "Equipe Tricolore" dann aber in einen Offensivrausch. Immer wieder ging es über Ludovic Fabregas. Der Kreisläufer war hervorragend im Spiel. Das konnte man von deutschen Torhüter Andreas Wolff nicht behaupten (noch ohne Parade). Fabregas' dritter Treffer stellte auf 6:8 aus deutscher Sicht (11.)
Juri Knorr hielt zwar für Deutschland dagegen, doch den Franzosen gehörte die Anfangsphase. Sie trafen deutlich besser (86 Prozent Trefferquote nach 17 Minuten) als die deutsche Mannschaft (nur 47 Prozent) - 8:12.
Erst mit einer Doppelparade des inzwischen hereingekommenen David Späth (17.) schwächte sich der französische Offensivwirbel ein wenig ab.
Deutschland erhoffte sich einen Wendepunkt, fand aber seinerseits viel zu oft seinen Meister in Frankreichs Torhüter Vincent Gerard (zwölf Paraden) in Halbzeit eins.
Mutmacher für den Bronzemedaillengewinner von Rio 2016: Späth hielt weiter prächtig, so blieb ein Comeback machbar. Mit 14:17 ging es schließlich in die Pause.
Ein Privatduell zweier grandioser Torhüter - dann sorgt Renars Uscins für den Ausgleich in aller letzte Sekunde!
Nicht einmal 50 Sekunden waren gespielt, da lag Frankreich wieder mit fünf Toren vorne. Doch die deutsche Mannschaft kämpfe sich zurück. Nach einer Zwei-Minuten-Strafe spielte Deutschland in Überzahl und nutze diese 120 Sekunden für ganz wichtige Tore.
Köster setzte einen ganz wichtigen Ballgewinn am eigenen Kreis, Späth knüpfte an seine starke Leistung an - zwei Tempogegenstöße folgten - nur noch 19:21 (36.).
Doch der zu Heldentaten aufgelegte Vincent Gerard beendete den Lauf der Deutschen. Es war jetzt ein Duell zweier Ausnahme-Keeper, denn Spaeth ermöglichte seinen Teamkollegen erneut, auf ein Tor heranzukommen - doch wieder klappte es nicht.
Noch etwas fünfzehn Minuten waren zu spielen, beim Stand von 23:25 war noch alles möglich. Und die deutschen Handballer glaubten an ihre Chance. Angetrieben von einer weitere Parade von David Späth glich Julian Köster aus (48.)
Drei Chancen hatte Deutschland erstmal seit der vierten Minute wieder in Führung zu gehen - natürlich hatte Vincent Gerard zunächst etwas dagegen.
Eine dramatische Schlussphase begann, endlich brach Sebastian Heymann den Bann, ein Tempogegenstoß nach Ballgewinn von Johannes Golla brachte der DHB-Auswahl die Führung (51.). Doch kurz danach konterte Frankreich.
Jeder Treffer oder jede Parade konnte jetzt den Unterschied machen, Dika Mem legte vor - 26:27 aus deutscher Sicht. Noch fünf Minuten und das Privatduell der beiden Torhüter ging immer weiter. Erst Gerard, dann Späth, dann wieder Gerard (seine 24. Parade!) - erst ein Siebenmeter von Fabregas sorgte knapp 150 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit, für das nächste Tor der Partie.
Deutschland schien spätestens nach dem 27:29 durch Mem geschlagen.
Doch Renars Uscins war einfach eiskalt: Erst verwandelte er endlich den ersten Siebemeter für Deutschland und dann sorgte er mit dem Ausgleich in wirklich allerletzter Sekunde für die Verlängerung.
Einen großen Anteil hatte Julian Köster, der den Ball, aus einer eigentlich aussichtslosen Situation, sechs Sekunden vor Schluss von Mem eroberte und Uscins direkt auf die Reise schickte.
Verlängerung: Die magische 14 - Uscins Treffer und Späths Parade lassen Deutschland von Olympia Medaille träumen
Das dramatische Viertelfinale ging in seinen letzten Akt. Zweimal fünf Minuten werden in der Verlängerung gespielt.
Im ersten Abschnitt blieben sich beide Mannschaften treu und lieferten sich weiter ein Spiel auf Augenhöhe - Renars Uscins, beflügelt von seinem Ausgleich, warf die drei Tore für das deutsche Team.
Mit 2:36 auf der Uhr musste Frankreich eine Zwei-Minuten-Strafe hinnehmen, Deutschland spielte also fast die gesamte Restzeit in Überzahl. Johannes Golla schlug daraus postwendend Kapital, 34:33 für das deutsche Team.
Doch die leidenschaftlichen Fans peischten ihr Team noch einmal zum Ausgleich. Doch in einer irren Schlussphase, die sogar die Spieluhr in Verlegenheit brachte, hatten die beiden deutschen Helden das letzte Wort.
Nicht einmal mehr zehn Sekunden waren auf der inzwischen wieder vollständig reaktivierten Uhr:
Der Verlängerungsretter Uscins lief über halb rechts an und haute den Ball vorbei Gerard in den linken Winkel- 35:34! Sein 14. Treffer der Partie!
Frankreich ging noch einmal über die schnelle Mitte kam tatsächlich noch zum Abschluss, doch David Späth hechtete ins kurze rechte Eck hievt sein Team mit dem Last-Minute-Safe ins Halbfinale! Seine 14. Parade der Partie!
Dort trifft das DHB-Team am Freitag auf Spanien. Die Iberer setzten sich am heutigen Vormittag mit 29:28 gegen Ägypten (ebenfalls Verlängerung) durch. Es ist die Wiederauflage des Vorrunden-Duells, dass die DHB-Auswahl mit 33:31 gewann.
Die nächsten Termine des DHB-Teams bei Paris 2024:
Freitag, 9. August- Pierre-Mauroy Stadion
- 16:30 oder 21:30 Halbfinale: Deutschland - Spanien
Sonntag, 11. August - Süd Paris Arena
- 09:00 oder 13:30 Spiel um Platz 3 oder Finale: TBD
Statistiken zu Paris 2024 Handball: Deutschland - Frankreich 35:34 n.V.
Tore für Deutschland: Uscins 14/3, Golla 6, Heymann 6, Knorr 5, Köster 1, Dahmke 1, Mertens 1, Steinert 1,
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