French Open: Alexander Zverev bietet Carlos Alcaraz großen Kampf - verliert den Fünfsatz-Finalkrimi aber knapp

Von Fabian Breuer
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Alexander Zverev hat alles versucht, doch am Ende musste er sich nach einem epischen Finale in Roland Garros geschlagen geben. Carlos Alcaraz besiegte den Deutschen in einem Fünfsatz-Drama mit 6:3, 2:6, 5:7, 6:1, 6:2 und sichert sich so nach 4:20 Stunden mit dem ersten Matchball die French Open 2024.

Für den Spanier ist es der dritte Grand-Slam-Titel der Karriere. 2022 siegte er bei den US Open, 2023 in Wimbledon und nun bei den French Open. Damit ist der 21-Jährige Alcaraz, der jüngste Tennisspieler, der Grand-Slam-Turniere auf allen drei Belegen (French Open, Sand - US Open, Hartplatz - Wimbledon, Rasen) für sich entscheiden konnte. Nur ein Triumph bei den Australian Open fehlt ihm noch, um alle vier Turniere einmal zu gewinnen.

Erst einmal stehen für den Spanier - das gilt aber natürlich auch für Zverev - die Olympischen Spiele 2024 an.

Beide Top-Stars werden als Mitfavoriten bei Paris 2024 antreten. Denn sie boten sich ein wirklich grandioses Duell auf dem Centre Court der Anlage in der französischen Hauptstadt. Am Ende zog Zverev, der als Titelverteidiger zu Olympia nach Frankreich zurückkehren wird (2021 gewann der Olympisches Gold bei Tokio 2020) auch etwas unglücklich den Kürzeren.

Im fünften Satz profitierte Alcaraz auch von einer knappen Fehlentscheidung des Schiedsrichters, die ein Rebreak zum Ausgleich von Zverev verhinderte. Dennoch: Am Ende, trübte dieser Umstand nicht, dass sich beide Athleten ein hervorragendes, teils hochdramatisches Match lieferten, bei dem der Spanier am Ende den längeren Atem bewies. (Hier können Sie den Livescores zum Finale verfolgen).

"Gratulation an Carlos Alcaraz! Du bist jetzt schon ein herausragender Spieler, obwohl doch noch sehr jung bist", richtete Alexander Zverev Glückwunsche an den Sieger im Interview nach dem Spiel.

In den folgenden Abschnitten folgt Spielbericht zum Finale der French Open 2024:

PARIS, FRANCE: Carlos Alcaraz of Spain celebrates winning match point against Alexander Zverev of Germany during the Men's Singles Final match on Day 15 of the 2024 French Open at Roland Garros on June 09, 2024 in Paris, France. (Photo by Clive Brunskill/Getty Images)

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Alexander Zverev nervös - Konstanter Carlos Alcaraz im ersten Satz

Nervosität zeichnete die ersten Minuten des Matches. Alexander Zverev begann das Spiel mit eigenem Aufschlag, aber gleich mitzwei Doppelfehlern hintereinander. Trotz zwischenzeitlichem Ausgleich verlor er das Aufschlagspiel. Doch auch Carlos Alcaraz wirkte noch etwas hektisch und Zverev returnierte stark. Rebreak und der Ausgleich zum 1:1 war die Folge.

Die schnelle Antwort auf den Fehlstart schien dem Deutschen Selbstvertrauen zu geben, sein folgendes Aufschlagspiel zog der Deutsche unbeeindruckt durch, mit nur einem Punktverlust ging er 2:1 in Führung. Doch wenngleich der Aufschlag nun besser lief, haperte es beim Deutschen insbesondere an der Entscheidungsfindung in den Ballwechseln. Zverev spielte weitestgehend passiv, ließ etwa Möglichkeiten für den Volley aus, entschied sich stattdessen für den Sicherheitsschlag. Das nutzte der gewohnt angriffslustige Spanier im ersten Satz einige Male aus. So musste Zverev sein nächste Aufschlagspiel zum 2:3 abgeben. Beim Stand von 2:4 lag das nächste Break von Alcaraz in der Luft, doch diesmal drehte Zverev das 15:40 mit vier Punktgewinnen in Serie, auch weil er den Gegner immer wieder ans Laufen bekam.

Doch obwohl der Deutsche noch einmal verkürzen konnte, behielt Alcaraz in diesem Satz die Oberhand. Der bis hierhin zweifache Grand-Slam-Sieger war schlicht konstanter in seinem Spiel, hatte bei den engen Entscheidungen auch mal das Glück des Tüchtigen und brachte den Satz durch ein souveränes Aufschlagsspiel und das dritte Break gegen Zverev mit 6:3 nachhause.

Alexander Zverev kämpft sich ins Match!

Zu Beginn des zweiten Satzes entwickelte sich die Partie in eine andere Richtung. Zverev kam besser in die Partie, beide Spieler erreichten ein vergleichbares Level – und doch war Alcaraz nach wie vor, etwas glücklicher. Bezeichnend das erste Spiel des Satzes: Der Spanier war bereits mit 40:0 in Front, doch Zverev kämpfte sich heran, hatte sogar drei Breakchancen und doch ging das Spiel – das sechsmal über Gleichstand ging – an Alcaraz. Den folgenden Aufschlag verteidigte Zverev gegen die angriffslustige Nummer drei der Welt – 1:1.

Dem Match merkte man nun seine Wichtigkeit an, denn um jeden Ball wurde gefightet. Deutschlands Olympia-Hoffnung machte dabei mehr Druck, erschien öfter am Netz und holte wichtige Punkte. Ein Beispiel: Im vierten Spiel des Satzes zum 30:0, das er dann schließlich auch zu Null gewann – 2:2. Rallyes die für merkliches Selbstvertrauen bei Zverev sorgten. Er griff den Aufschlag von Alcaraz an und erspielte sich so zwei Breakbälle. Den zweiten verwandelte „Sascha“ Zverev, weil er den bis hierhin so guten Gegner zu Fehlern zwang - Break zum 3:2!

All das, was dem Deutschen im ersten Abschnitt fehlte, brachte er nun auf den Court. Mit variantenreichem Spiel, etwa einem überraschenden Halbvolley, der ihm das 4:2 bescherte, agierte Zverev nun auf einem Level mit dem Favoriten. Und er wusste sich in dieser Phase sogar noch einmal zu verbessern. Ein weiteres Break zum 5:2 brachte ihn auf die Siegerstraße in Satz zwei, wenig später sicherte er den Abschnitt – 6:2 nach 49 Minuten! Zverev war nun voll im Match.

PARIS, FRANCE - JUNE 09: Alexander Zverev of Germany celebrates after winning the third set against Carlos Alcaraz of Spain during the Men's Singles Final match on Day 15 of the 2024 French Open at Roland Garros on June 09, 2024 in Paris, France. (Photo by Dan Istitene/Getty Images)

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Aus 2:5 macht 7:5: Zverev holt fünf Spiele in Serie und geht in Führung

Zverev blieb auf dem Gaspedal und setzte seinen Kontrahenten gleich zu Beginn des folgenden Abschnitts wieder unter Druck. Doch Carlos Alcaraz ist nun einmal ein absoluter Weltklasse-Tennisspieler. Nicht umsonst avancierte er vor knapp zwei Jahren nach seinem US-Open-Triumph zur jüngsten Nummer eins aller Zeiten. Mit einem schönen Stopp sicherte er sich doch das eigene Spiel und ging bald danach wieder zum Angriff über. Zverev leistete sich in dieser Phase eigentlich nur eine minimale Schwächeperiode.

Hatte Zverev seit Beginn des zweiten Satzes immer wieder mit der starken Rückhand agiert, ließ sie ihn nun einmal im Stich. Beim Stand von 2:2 saß sich der Weltranglistenvierte einem starken Angriff des Spaniers gegenüber. Alcaraz lag in diesem Aufschlagsspiel von Zverev bereits 40:0 vorne, der angesprochene Rückhandfehler von Zverev tat sein Übriges und plötzlich stand es 2:3 aus Sicht des 1,98-Meter-Hünen.

Doch der nun seit geraumer Zeit fast fehlerfrei spielende Zverev schlug zurück! Zunächst hatte er sogar drei Breakchancen zum 3:3 ausgelassen, doch wenig später nahm der diese Gelegenheiten, die ihm der sichtlich unter Druck stehende Alcaraz gewehrte, an! Zverev drehte das Aufschlagspiel, das der Spanier zum Satzgewinn nutzen wollte – 4:5. Weil der Jäger seines erstens Grand-Slam-Erfolgs der Karriere nun auf Weltklasse-Niveau agierte, gewann er auf die folgenden beiden Spiele – 6:5 und der Service zur 2:1-Satzführung.

Natürlich wurde auch dieses so wegweisende Spiel kein Durchmarsch für den Deutschen. Dafür waren beiden Spieler schlicht zu stark. Ein Finale auf Messersschneide, in jeder Sekunde! Der alles entscheidende Ballwechsel – einen Breakball hatte Zverev zuvor sogar abwehren müssen – wurde zum Beweis. Zverev setzte eine kraftvolle Rückhand genau auf die Linie, der folgende Return von Alcaraz war die perfekte Vorlage für Zverevs Schlag auf die andere Seite des Feldes, mit der sich diesen umkämpften Satz sicherte! 7:5 – gerade einmal drei Sätzen waren nach 2:47 Stunden absolviert – was für ein Tennis-Drama auf Weltklasse-Level!

PARIS, FRANCE - JUNE 09: Alexander Zverev of Germany plays a forehand against Carlos Alcaraz of Spain during the Men's Singles Final match on Day 15 of the 2024 French Open at Roland Garros on June 09, 2024 in Paris, France. (Photo by Tim Goode/Getty Images)

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Blitzstart Alcaraz - Vierter Satz kostet beiden Spielern Kraft

Mit dem großen Ziel vor Augen, die French Open 2024 zu gewinnen und endlich den ersten Grand-Slam-Titel der Karriere zu holen, ging Zverev in den vierten Satz. Viel Potenzial für Rückenwind also, doch es kam anders. Nicht, dass Alexander Zverev nun gehemmt wirkte, Carlos Alcaraz spielte nun auf dem Niveau, dass ihm den Titel als größtes Tennis-Talent der aktuellen Generation einbrachte. Er ließ dem Deutschen keine Luft zum Atmen und erspielte sich binnen knapp 20 Minuten eine 4:0-Führung im vierten Satz.

Daraufhin verkürzte der Deutsche noch einmal per Break auf 1:4, musste daraufhin aber sofort ein Rebreak hinnehmen. Die Vorentscheidung im vierten Satz. Zwar zog sich das letzte Spiel noch einmal hin, da beiden Athleten sich nun anmerken ließen, dass dieses Match und die beiden Turnierwochen natürlich viel Kraft gekostet haben. Doch schließlich holte Alcaraz das 6:1 zum 2:2-Satzausgleich.

Abnutzungskampf im fünften Satz - Carlos Alcaraz gewinnt ein spektakuläres Finale

So ging dieses Finale der French Open 2024 also in den alles entscheidenden Satz. Nach Zverevs tollem Start in den "Championship-Set" (1:0 mit nur einem Punktverlust - bei eigenem Aufschlag) zeigte sich eine bezeichnende Statistik für dieses Spiel. Beide Spieler hatten zu diesem Zeitpunkt genau 120 Punkte erzielt.

Auch im finalen Satz sollte es zunächst ausgeglichen zugehen. Wie schon in vorherigen Phasen des Spiels war es aber Alexander Zverev der sich mit einigen Fehlern innerhalb kürzester Zeit mit dem Rücken zur Wand beförderte. Zwei Fehler beim Volley, ein Doppelfehler und eine schwache Rückhand, damit musste der Deutsche ein Break zum 1:2 hinnehmen.

Die Antwort des Deutschen in dieser Drucksituation war sehr stark. Er spielte sich Breakchancen heraus und hatte extrem viel Pech. Eine strittige Entscheidung des Schiedsrichters, der einen Aufschlag von Alcaraz entgegen der Sicht von Zverev im Feld gesehen hatte (eine Auflösung durch das Hawkeye offenbarte, dass der Ball tatsächlich im Aus war), verhinderte das sofortige Rebreak. Trotz drei weiterer Chancen auf das 2:2 konnte Zverev den Satz in dieser Situation nicht ausgleichen, Alcaraz erhöhte nach einigen spektakulären Ballwechseln auf 3:1.

Doch Zverev bewies auch in diesem letzten Satz des Turniers, was ihn bei den French Open 2024 zwei Wochen lang ausgezeichnet hatte: Biss, Kampfeswillen und Wille jedes Match zu drehen. So brachte er alles auf den Court, um sich das verlorene Break zurückzuholen. In dieser Phasen gingen fast alle Spiele mehrfach über Gleichstand. Doch Alcaraz bewies eben den längeren Atem, das Break zum 5:2 kam der Vorentscheidung gleich. Bis zum Ende behielt er die Oberhand - so heißt der verdiente Sieger der French Open 2024, Carlos Alcaraz!