Die Belem: Alles, was Sie über das legendäre Schiff wissen müssen, das das Olympische Feuer nach Frankreich bringt

Von Nicolas Kohlhuber
4 min|
Luftaufnahme des Schiffs Belém
Foto von © Maxime Franusiak

1896 fanden in Griechenland die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit statt. Im selben Jahr wurde die Belem etwa 2.000 Kilometer entfernt auf einer Werft in Frankreich geboren.

Über ein Jahrhundert später bringen die Spiele beide zusammen.

Am 27. April verließ das Oympische Feuer Griechenland an Bord der Belem, der ältesten Dreimastbark Europas, und stach in Richtung Frankreich, dem Gastgeberland der Olympischen Spiele Paris 2024, in See.

Die 12-tägige Reise zwischen Piräus und Marseille wird der bemerkenswerten Geschichte des Schiffes, das vor 40 Jahren als historisches Denkmal geehrt wurde, ein weiteres Kapitel hinzufügen.

Handelsschiff, Yacht und Schulschiff: die drei Leben der Belem

Die Belem hat viele Meere überquert, aber noch mehr Abenteuer erlebt. Heute ist das Schiff eines der ältesten seiner Art, was angesichts der frühen Katastrophen eine bemerkenswerte Leistung ist.

An Bord des Schiffes brach während seiner Jungfernfahrt nach Belem, der Hafenstadt in Brasilien, die dem legendären Schiff seinen Namen gibt, ein Feuer aus. Nach Reparaturen in Frankreich konnte das Schiff seinen allerersten Besuch jedoch fortsetzen.

Nach mehreren transatlantischen Reisen mit dem Transport von Kakao, Rum und Zucker nach Frankreich gelang es der Belem, eine weitere Tragödie zu überleben: den Vulkanausbruch des Montagne Pelée im Jahr 1902.

Die Stadt Saint-Pierre auf Martinique wurde dabei zerstört und mehr als 30.000 Menschen kamen bei der Katastrophe ums Leben, aber die Belem schaffte es irgendwie, ohne Schaden zu entkommen.

Aufgrund von Platzmangel im Hafen legte das Schiff am Vortag zufällig in einer anderen Bucht im sicheren Abstand von der Stadt an.

Doch den Aufstieg der Dampfschiffe konnte die Belem nicht verhindern. Allmählich nahm die kommerzielle Nutzung des Gütertransports ab und 1914 wurde es an den Herzog von Westminster verkauft.

Die Belem wurde in eine Yacht umgewandelt und einige Jahre später vom irischen Ingenieur und Brauer Sir Arthur Ernest Guinness gekauft, der den Namen des Schiffes in Fantôme II änderte.

Nach einer Weltreise und einige Jahrzehnte später wurde das Schiff erneut verkauft; diesmal ging es an eine italienische Wohltätigkeitsorganisation und wurde nach der gemeinnützigen Organisation, der es nun gehörte, in Giorgio Cini umbenannt.

Das ursprünglich auf einer Werft in Nantes gebaute Boot wurde in ein Schulschiff umgewandelt und segelte die nächsten 15 Jahre über das Mittelmeer, bevor die Technik das Schiff erneut einholte.

In den 1960er Jahren galt die Giorgio Cini als zu alt und zu klein und verließ den Hafen nie mehr. Es wurde zur Ausbildung an die Carabinieri (italienische Polizei) übergeben, und als diese feststellten, dass es seinen Zweck nicht mehr erfüllte, verkauften sie das Schiff für eine symbolische Lira (ca. 0,01 €) an eine Werft in Venedig.

Da die Restaurierungskosten in die Höhe schossen, dauerte es nicht lange, bis die Bark wieder auf den Markt kam.

Historisches Denkmal und Olympische Spiele London 2012

Der Nationale Verband der Sparkassen Frankreichs (L’Union Nationale des Caisse d’Epargne de France) und die Marine (Marine Nationale) kauften die Belem im Jahr 1979 und kümmerten sich in den folgenden Jahren um ihre Restaurierung.

Dank dieser Bemühungen wurde die Belem am 27. Februar 1984 in die prestigeträchtige Liste historischer Denkmäler aufgenommen.

Die Ehrung gab dem Schiff sein Prestige zurück und regte die Fantasie des Landes an, da es zu einem ikonischen Schiff unter den Segelbooten wurde. Es ist bis heute ein Schulschiff und empfängt jedes Jahr Tausende von Besuchern an Bord, die mehr über das Leben auf offener See erfahren möchten.

Wenn keine Auszubildenden ihre Segel setzen, reist die Belem um die Welt, um Frankreich auf der internationalen Bühne zu vertreten. Ob bei der Feier zum 100. Jahrestag der Freiheitsstatue in New York bis zum Thronjubiläum von Königin Elizabeth II. in London.

In diesem Jahr blieb die Belem in der britischen Hauptstadt, passierte unter großem Getöse die Tower Bridge und legte an der Themse an, um Familien französischer Athleten zu beherbergen, die an den Olympischen Spielen London 2012 teilnahmen.

Zwölf Jahre später wird die Belem erneut in Olympischen Gewässern vor Anker gehen, wenn in Marseille die Feierlichkeiten ihres Lebens beginnen.

Die Belem in Zahlen

  • Länge: 58m
  • Höhe: 34m (über dem Meeresspiegel)
  • Höchstgeschwindigkeit: 9,2 Knoten (ca. 17km/h)
  • Zahl der Fahrten: 33 (zwischen1896 und 1914)
  • Bauzeit: 6 Monate
  • Stapellauf: 10. Juni 1896