Halbe Bärte, Glückssocken und Wasserflaschen-Arrangements: Aberglauben der Athletinnen und Athleten in Paris 2024
Ob man auf Holz klopft oder sich Salz über die Schulter wirft - die meisten Menschen haben einen oder zwei Aberglauben.
Aber egal, woran man glaubt, Aberglauben kann der oft zufälligen Natur des Lebens einen Sinn geben und den Menschen das Gefühl der Kontrolle vermitteln.
In der mit Spannung geladenen Welt der Wettkämpfe ist dieses Gefühl wesentlich. Lesen Sie weiter, um zu erfahren, wie einige Olympionikinnen und Olympioniken versuchen werden, ihr Schicksal bei den Olympischen Spielen Paris 2024 in die Hand zu nehmen.
Ordnung auf dem Platz: Tennis-Aberglauben, auf den Sie in Paris 2024 achten sollten
Rafael Nadal: der König der Rituale
Tennis scheint einige der interessantesten Aberglauben anzuziehen und ist ein Sport, bei dem jedes Detail und jede Kleinigkeit Teil der einzigartigen Spieltagsroutine eines Spielers werden kann.
Zu diesen Spielern gehört der 22-fache Grand-Slam-Champion Rafael Nadal. Der Spanier nimmt genau 45 Minuten vor jedem Spiel eine eiskalte Dusche, ein Ritual, das er als Eintritt in einen neuen, kraftvollen mentalen Raum beschreibt. Auf dem Platz ordnet er seine Wasserflaschen akribisch so an, dass die Etiketten in die gleiche Richtung zeigen. Außerdem achtet er auf eine strikte Abfolge von Handlungen, wie zum Beispiel nicht auf die Spielfeldlinien zu treten und vor dem Aufschlag eine bestimmte Routine mit seinem Hemd, seinen Haaren und seinem Gesicht durchzuführen.
Allein im Viertelfinale der Australian Open 2022 gegen Denis Shapovalov hat Nadal 146 Mal sein Hemd zurechtgezupft, die Haare hinter beide Ohren gewischt und den Schweiß aus dem Gesicht gewischt.
In seinen Memoiren "Rafa" hat der zweifache Olympiasieger einige seiner Angewohnheiten offengelegt: "Ich muss die beiden Flaschen zu meinen Füßen abstellen, vor meinem Stuhl zu meiner Linken, eine ordentlich hinter der anderen, diagonal auf den Platz gerichtet."
Nadal erklärte: "Tennis ist ein mental so aggressiver Sport, dass ich alles, was ich von außen ablenken kann, immer mache."
Naomi Osaka bewahrt ihren Aberglauben in der Flasche
Die vierfache Grand-Slam-Siegerin Naomi Osaka ist ebenfalls sehr wählerisch, was ihre Wasserflaschen auf dem Tennisplatz angeht. Wie bei Nadal dreht sich ihr Ritual um die genaue Anordnung der Flaschen, wobei sie darauf achtet, dass sie in dieselbe Richtung zeigen und in einer bestimmten Reihenfolge platziert werden.
"Ich würde sagen, dass die meisten Athletinnen und Athleten einen sehr ausgeprägten Aberglauben haben", so Osaka. "Es kann eine Sache sein, es können zwei Dinge sein. Bei mir sind es definitiv die Linien und das Logo. Außerdem müssen meine Wasserflaschen ganz gerade sein. Ich bin mir nicht sicher, warum das so ist", erklärte der Tennisstar.
Für Daniil Medvedev ist das Timing alles
Daniil Medvedev besteht darauf, genau zwei Stunden und dreißig Minuten vor seinen Matches zu essen, weil er glaubt, dass dieses genaue Timing für seine Leistung entscheidend ist.
"Ich esse genau zwei Stunden und 30 Minuten vor meinen Matches. Immer. Es darf nicht eine Sekunde früher oder später sein. Ein Tick. Ich ändere diese Dinge nicht. Andere Dinge, wie das Training vor einem Match, passe ich manchmal an."
Gianmarco Tamberi: Der Showmann mit dem halben Bart
Gianmarco Tamberi sorgt mit seiner charakteristischen Bartrasur immer wieder für Aufsehen in der Leichtathletik. Während in der Qualifikation ein Vollbart sein Gesicht ziert, trägt er im Finale stets einen halben Bart.
Der italienische Hochspringer, der sich in Tokio 2020 das olympische Gold mit Mutaz Barshim aus Katar teilte, reist nun als amtierender Olympiasieger, Welt- und Europameister nach Paris.
Und ja, er wird seinen charakteristischen Halbbart tragen.
Der 32-Jährige hat dieses Ritual seit 2011 und hat noch nicht vor, sich den Bart ganz abzurasieren. "Er ist zu meinem Markenzeichen geworden", erklärt Tamberi. "Und warum? Ich mag es, auf der Bühne zu stehen und das Publikum zu unterhalten."
Die Fans sind gespannt auf Tamberis kommenden Auftritt und seine Gesichtsbehaarung in Paris, wo seine charismatische Präsenz dem olympischen Hochsprungwettbewerb zweifelsohne etwas Spannung verleihen wird.
Surferin Carissa Moore kann in ihren Glückssocken nicht surfen, also trägt ihr Freund sie
Die fünffache Surfweltmeisterin Carissa Moore aus den USA hat ihren ganz eigenen Aberglauben, den sie mit ihrem Partner teilt. Die Olympiasiegerin von Tokio 2020 glaubt fest daran, dass die Socken ihres Freundes ihr Glück auf den Wellen bringen. "Mein Freund muss Glückssocken tragen, wenn ich an Wettkämpfen teilnehme. Das ist so lustig. Bei allen Heats, die ich in diesem Jahr bisher verloren habe, hat er die Socken nicht getragen - es ist also sozusagen seine Schuld, wenn ich verliere!" erzählte Moore 2014 in einem Interview mit "Women's Health".
Abergläubisch? Dann sind Sie nicht allein
Die amerikanische Hochspringerin Vashti Cunningham sieht sich am Abend vor jedem Wettkampf "Kill Bill" an und hält vor dem Wettkampf eine Bibelstunde mit ihrem Vater ab. Der brasilianische Volleyballspieler Darlan Souza führt vor dem Aufschlag eine von Naruto inspirierte Bewegung aus. Die US-amerikanische Golf-Olympiasiegerin Nelly Korda hat immer drei Tees in ihrem Haar, die sie nur dann austauscht, wenn sie kaputt gehen. Und die paralympische Triathletin Melissa Stockwell trägt einen Glücksdinosaurier bei sich, den ihr Sohn ihr als Glücksbringer geschenkt hat.
Wenn Sie also Freitag, den 13. vermeiden und nicht unter Leitern durchlaufen, sind Sie nicht allein. Rituale sind Ausdruck mentaler Disziplin und persönlicher Eigenheiten, die Menschen zu Höchstleistungen antreiben können.
Und wenn Sie ihre Lieblings-Olympionikinnen und -Olympioniken bei den Olympischen Spielen Paris 2024 verfolgen, schauen Sie genau hin. Vielleicht entdecken Sie ja hier und da ein paar Glücksbringer.